
Verl. Seit fast sechs Jahren hat die Stadt als Erbbau-Pächterin Zugriff auf die alte Dorfmühle an der Hauptstraße, eines der ältesten Gebäude in Verl. Nun kommt Bewegung in die Sache: Die Kommune will die Substanz des historischen Hauses sichern und den alles andere als historisch wertvollen Garagenanbau abreißen lassen.
Die Arbeiten sollen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, am Montag, 17. Februar, beginnen, teilte Bürgermeister Robin Rieksneuwöhner jetzt im Haupt- und Finanzausschuss mit. Auch bei der Frage der künftigen Nutzung will die Stadt noch im laufenden Jahr weiterkommen, sagte der für Bauangelegenheiten zuständige Erste Beigeordnete Thorsten Herbst auf Nachfrage.
Die Mitarbeiter eines Zimmereibetriebes werden zunächst das Dach am Anschluss der beiden Gebäude öffnen. Dann soll der Dachstuhl des Anbaus von der Mühle getrennt und zurückgebaut werden. „Das hat den Vorteil, dass der historische Teil der Mühle direkt wieder eingedeckt werden kann“, sagte Rieksneuwöhner.
Besondere Mühle wurde früher als Wohnhaus genutzt
In diesem Moment steht der nicht erhaltenswerte Anbau statisch für sich alleine und kann mit aller gebotenen Vorsicht abgebrochen werden. Er wurde vermutlich 1970 errichtet, als die zuvor als Wohnhaus dienende Mühle für eine gewerbliche Nutzung umgebaut wurde.
Die dann freigelegte Fassadenseite der alten Dorfmühle werden die Zimmerleute anschließend mit einer wetterfesten Unterspannbahn provisorisch verkleiden. Diese wie auch die Dacheindeckung sollen das Gebäude vor weiteren Schäden durch eindringende Feuchtigkeit schützen. Die Arbeiten seien mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt, so Rieksneuwöhner weiter.

Parallel sollen, wenn ein Teil des Daches und der Fassade für die Fachleute zugänglich sind, die Schäden an der Mühle untersucht werden. Die Arbeiten an dem Schadenskataster laufen bereits seit einigen Monaten. Die Bestandsaufnahme ist erforderlich, um abschätzen zu können, wie groß der technische und finanzielle Aufwand wohl ist, die Mühle für eine weitere Nutzung zu sanieren. Bei der Finanzierung dieser Aufgabe setzt die Stadt auch auf Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen.
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Immobilie wurde bereits entrümpelt
Das Gebäudeinnere der alten Dorfmühle wurde bereits entrümpelt und was nicht zum historischen Teil gehört, nebst Elektroanlage und Wasserversorgung, ausgebaut. Ein Teil der Obergeschossdecke musste abgestützt, der Dachausbau zur Hauptstraße zwischenzeitlich verstrebt werden, weil ein Fachwerkständer aus seinem Sitz gebrochen war.
Im Vorfeld der jetzt anstehenden Abbrucharbeiten musste die Stadt untersuchen lassen, ob aus Gründen des Artenschutzes diese Arbeiten zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt möglich sind. So sei geprüft worden, ob sich im Inneren oder an der Fassade der Mühle Fledermäuse aufhalten, sagte der Bürgermeister. Diese hätten die Fachleute jedoch nicht gefunden.

Zeitgleich mit dem Abbruch des Anbaus will die Stadt die auf dem Gelände abgestellten Lagerboxen und alten Bahnschwellen beseitigen lassen.
Zuletzt hatte ein Baustoffhandel das Gebäude genutzt
Bis 2013 hatte ein Baustoffhandel das Gebäude genutzt, seither steht es leer. Zwischenzeitlich war die Mühle als Standort eines Netzwerk- und Gründerzentrums im Gespräch, danach schien es denkbar, sie in eine Landesgartenschau 2029 einzubinden. Bekanntlich scheiterte die erste Idee an städtebaulichen Bedenken. Auch die Pläne für die Landesgartenschau sind mittlerweile Geschichte.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte das Bielefelder Büro Drees und Huesmann eine Machbarkeitsstudie zu möglichen Standorten eines städtischen Jugendzentrums vorgelegt. Das Grundstück der Mühle erscheint danach geeignet: Es liegt 350 Meter vom Ortsmittelpunkt am Rathaus entfernt, ist gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar und bietet 2.000 Quadratmeter Platz. Die alte Dorfmühle könnte in einen Neubau eingebunden werden, hatten die Gutachter seinerzeit geurteilt.