Junge Architektin plant neuen Verler Ortseingang: So könnte er aussehen

Verl. Die Zukunft der Alten Dorfmühle am Ölbach ist seit Jahrzehnten ein viel diskutiertes Thema in der Stadt. Immer wieder gab es Pläne für die Nutzung des denkmalgeschützten und mittlerweile maroden Gebäudes. Zuletzt stand ein Netzwerk- und Gründerzentrum auf dem Gelände am Friedhofsweg zur Diskussion, in das die alte Mühle als Café- und Mensabereich integriert werden sollte. Die Nachbarn aber befürchteten Lärm und einen Betonklotz. Die Pläne wurden wieder verworfen, neue für die Mühle gibt es bislang nicht. Auf umso größeres Interesse ist jetzt die Präsentation der Masterarbeit von Lena Beckervordersandforth gestoßen. Die 24 Jahre alte Architektin hat im voll besetzten Heimathaus ihr Konzept, in dem sie sich intensiv mit der Dorfmühle und ihrer möglichen Zukunft auseinandergesetzt hat, präsentiert. Die vielen Zuhörer waren am Ende unisono voll des Lobes. &bdquo;Noch nie ist so deutlich geworden, dass die Mühle im Mittelpunkt steht, dass sie ihre Würde behält“, sagte Egbert Daum. &bdquo;Die Kubatur ist von innen heraus gewürdigt worden.“ Durch einen Zeitungsartikel sei sie auf die Dorfmühle aufmerksam geworden, berichtete Beckervordersandforth, die für ihre Masterarbeit die Traumnote eins erhielt und im Juli vom Bund Deutscher Architekten dafür ausgezeichnet worden ist. Ihre Eltern meinten nach der Lektüre des Artikels: &bdquo;Das wäre doch dein Thema.“ Fußgängerbrücke über den Ölbach Die Verlerin besichtigte die Mühle, setzte sich mit der Stadt und dem Heimatverein in Verbindung und stieß auf offene Ohren. Im vergangenen Februar startete sie mit ihrer Masterarbeit. Vier intensive Monate folgten. Die 24-Jährige tauchte in die geschichtliche Entwicklung ein, fragte sich unter anderem, welche Bedeutung die Dorfmühle für Verl hat und wie man dort verschiedene Akteure zusammenführen könnte. Besonders gut kam bei den Teilnehmern im Heimathaus der Plan an, auch die Rückseite der Mühle vom Ölbach aus erlebbar zu machen. Eine Fußgängerbrücke soll entstehen. Wer sie überquert, gelangt zu einem ruhigen Platz und einem kleinen Häuschen. Von diesem Ort der Stille sind Ölbach und Mühle zu sehen. Die Mühle soll nach den Vorstellungen Beckervordersandforths renoviert werden, der Eingang an der Hauptstraße erhalten bleiben. Die Mühle selbst wird zum Ausstellungsgegenstand, indem die vorhandene Mahltechnik freigelegt wird. Das Holztragwerk könnte durch das Freilegen der Deckenbalken zur Raumskulptur werden. Treffpunkt für die Bürger statt Café Am Friedhofsweg sieht die junge Architektin einen Neubau vor. Ein heller schlichter Raum mit verglaster Giebelfront und Orientierung in Richtung Ölbach soll einen Kontrast zum Raumgefühl in der Mühle bilden. Als Dämmung sieht sie Strohballen vor, gut für die Ökobilanz; für die Fassade geflämmtes Kiefernholz. Beckervordersandforth kann sich verschiedene Nutzungen vorstellen: Kunstausstellungen, Konzerte und Lesungen beispielsweise. In einer Art Studio könnte die Verwaltung der Mühle einen Platz finden, Seminarräume fänden im Kaminzimmer des Dachgeschosses Platz. Lena Beckervordersandforth hat in ihrer Arbeit völlig frei gedacht und dabei auch das alte Stallgebäude auf der anderen Seite der Hauptstraße einbezogen. Derzeit gehört das noch einem Landwirt. Vorstellen kann sich die Verlerin, dass heimische Landwirte dort Produkte wie etwa Eier oder Honig in Verkaufsautomaten anbieten. Ein Café, wie es auch einmal angedacht war, sieht die Architektin in der Mühle eher nicht. Aus ihrer Sicht soll sie aber wieder zum Treffpunkt für die Bürger werden. Unter anderem mit Platz für eine Verler Dorfküche, die angemietet werden könnte. Blick in die Vergangenheit und Zukunft &bdquo;Schade, dass es 30 Jahre gedauert hat, bis so etwas präsentiert wird“, sagte ein Besucher und erntete breite Zustimmung. Sicherlich sei es sinnvoller, auf die Ideen einer solchen Masterarbeit zu setzen, als externe Berater zu engagieren. &bdquo;Das Projekt wird von den Inhalten leben“, meinte Gabi Nitsch, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat. Sie mahnte, die Besitzer mit ins Boot zu holen. Die Natur mit einzubinden, den Ölbach in den Fokus zu nehmen und die Mühle als zentralen Mittelpunkt zu sehen, das sei äußerst gelungen, sagte ein anderer Teilnehmer. Und Beate Behlert hob hervor: &bdquo;Hier wird nichts übergestülpt, sondern der Blick in die Vergangenheit und Zukunft gerichtet.“ Lena Beckervordersandforth hat viele Gespräche mit dem Heimatverein geführt. Dessen Vorstandsmitglied Matthias Holzmeier, zugleich Ortsheimatpfleger, ist sehr sicher, &bdquo;dass diese Arbeit eine wichtige Rolle auf dem Weg, den die Mühle nehmen wird, spielt“. Manchmal dauere es eben ein bisschen länger, bis etwas richtig Gutes entstehen könne. Sollte Verl die Landesgartenschau 2029 ausrichten, dann sieht Lena Beckervordersandforth außerdem gute Chancen, den Grünraum zu erweitern und die Wanderwege weiter auszubauen.

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