Exklusive Einblicke: Alte Mühle im Kreis Paderborn wird Ort zum Arbeiten und Wohnen

Borchen. Ziemlich praktisch war die Rutsche, die alle Etagen der Lippen Mühle miteinander verband: In den oberen Stockwerken wurden die schweren Säcke voller Korn auf die Bahn geworfen, dann rutschten sie herunter und konnten unten auf Pferdefuhrwerke und später Lkw verladen werden. Die alte Sackrutsche gibt es auch heute noch – nur dass sie jetzt lediglich noch Dekofunktion erfüllt. Denn Getreide wird im Borchener Mühlengebäude schon lange nicht mehr gelagert. Dafür arbeiten und wohnen nun einige Menschen in der historischen Immobilie. Dessen Eigentümer sowie der Architekt, die die Lippen Mühle umfangreich haben umbauen lassen, gewähren einen exklusiven Einblick. Wer vor der Lippen Mühle mit der Bruchstein-Fassade steht, streckt zunächst den Kopf nach oben: Fünf Etagen ist der ehemalige Kornspeicher – das Herz des Gebäudeensembles an der Hauptstraße – hoch. Etwa 2.500 Quadratmeter Nutzfläche hat der denkmalgeschützte Komplex. Fünf Firmen haben vorwiegend auf der Nordseite ihre Büros, zumeist Richtung Süden ausgerichtet sind sechs Wohnungen untergebracht. So viel zu den reinen Zahlen. Architekt arbeitet selbst in der Borchener Lippen Mühle Wenn Architekt Peter Völse über die Lippen Mühle spricht, gerät er ins Schwärmen. &bdquo;Das Gebäude strahlt eine natürliche Harmonie aus“, sagt er. &bdquo;Es hat eine neutrale, historische Fassade wie ein altes Jugendstilgebäude und vermittelt eine gewisse Wertigkeit und Beständigkeit. Das Schöne ist auch, dass es im Inneren eine Flexibilität mit großräumigen Büros ermöglicht.“ Völse selbst nutzt mit seinem Architekturbüro eine Etage des alten Kornspeichers. Ebenso wie Heinrich Leifeld. Ihm gehört einerseits das Gebäude und er ist Geschäftsführer der Lippen Mühle GmbH & Co. KG. Außerdem hat sein weiteres Unternehmen, das Befestigungstechnik für den Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Bereich vertreibt, hier seinen Stammsitz. In einem Nachbargebäude lebt Leifeld selbst. &bdquo;Ich kenne in Borchen keinen schöneren Ort, an dem ich wohnen will“, sagt er. Auch eine Sicherheitsfirma ist vertreten – und ein Standort der Ambulanten Hilfe Albijona für Kinder und Jugendliche. Sie können im ehemaligen Kornspeicher beispielsweise kickern und Tischtennis spielen. Spannende Einblicke in die historische Mühle im Kreis Paderborn Die Lippen Mühle in Borchen hat eine lange Geschichte Ein alter Mühlen-Riemenantrieb nahe der Tischtennis-Platte erinnert an die Historie der Lippen Mühle. Die Ursprünge der Mühle im Altenautal liegen einige Jahrhunderte zurück. Bereits im 16. Jahrhundert wird eine Mühle in Kirchborchen erwähnt. Ein Meilenstein für die Mühle war im Jahr 1874 die Anschaffung einer Dampfmaschine, dank derer das Räderwerk der Mühle mit &bdquo;scheinbar unbegrenzter Dampfkraft gemeinsam mit der Wasserkraft“ angetrieben wurde, wie in einem Jubiläumsheft der &bdquo;Mühlenwerke Anton Lippe“ erzählt wurde. In dem Heft wird auch über einen schwarzen Tag für die Eigentümerfamilie Lippe geschrieben: Ein Brand zerstörte 1936 das Mühlengebäude. &bdquo;Übrig blieb ein rauchender Trümmerhaufen“, heißt es im Chronistenbericht. Bereits wenige Wochen später begann der Wiederaufbau und es entstand ein damals modernes Mühlenwerk. Mehr zum Thema Wohnen: Aktuelle Zwangsversteigerungen im Kreis Paderborn So modern es auch war, blieb es jedoch vom Mühlensterben in den 1960er-Jahren nicht verschont. Die Lippen Mühle wurde zu Lagerzwecken umgebaut und erweitert – unter anderem durch ein 24 Meter hohes Silogebäude aus Kalksandstein. In den 1980er-Jahren lagerten für eventuelle Krisenzeiten Getreide und Tee auf den Holzböden. Umfangreicher Umbau der Lippen Mühle kostete mehrere Millionen D-Mark Ende der 1990er-Jahre kam Heinrich Leifeld ins Spiel. Die Idee: die Mühle zu einem Wohn- und Gewerbekomplex umzubauen. Rund 8,5 Millionen D-Mark kostete das umfangreiche Vorhaben. &bdquo;Dass Speichergebäude umgenutzt wurden, war damals aus großen Städten wie Hamburg, Köln, München und Berlin bekannt. Aber hier in Ostwestfalen, in Borchen, konnte man sich das überhaupt nicht vorstellen“, sagt Völse, der das Projekt als Architekt begleitete. 2001 waren die neu gestalteten Räume fertig. Das Kornsilo wurde abgerissen, da es das Gebäude zuvor entstellt habe, meint der Architekt. Die Lippen Mühle erhielt – soweit der Denkmalschutz es zuließ – moderne Elemente. Beispielsweise einen Außen-Aufzug aus einer Stahlglas-Konstruktion und für Leifelds Firma ein neues Empfangsgebäude. Leifeld und Völse war es jedoch wichtig, dass der Charme der Lippen Mühle fortbesteht. Zwar wurden an manchen Stellen neue Fenster eingebaut, doch die Charakteristik der hohen Stahlfenster blieb etwa erhalten. .responsive23-INcPCQqiKD2bRYss-map-241230-lippenmuehle-borchen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-INcPCQqiKD2bRYss-map-241230-lippenmuehle-borchen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-INcPCQqiKD2bRYss-map-241230-lippenmuehle-borchen { padding-top: 142.86%; } } Die Wasserkraft des Mühlengrabens, der sich aus der Altenau speist, wird auch heutzutage noch genutzt. Im Erdgeschoss – unterhalb der Büros und Wohnungen – produziert eine Wasserkraftanlage Strom. Rund 100.000 Kilowattstunden im Jahr. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

Meistgelesen