Besondere Hingucker in der Gütersloher Innenstadt ziehen gerade alle Blicke auf sich

Gütersloh. Diese Kunst fällt ins Auge. Auf einer riesigen Fassadenfläche an der Volksbank prangt das ausdrucksstarke Gesicht der 2004 verstorbenen Gütersloher Friedensaktivistin Sabine Gramlich. Auf der Rückseite des &bdquo;Alex“ sind spielende Kinder zu sehen. An Avenstroths Mühle weist ein mehrere Meter hohes Bild eines Mädchens mit Huhn auf den Landhandel hin, der dort betrieben wird. All diese großformatigen Plakate, &bdquo;Paste-Ups“ genannt, gehören zu einer Street-Art-Kunstaktion zum Stadtjubiläum. Die Ausstellung des international renommierten, in Berlin ansässigen Künstlerduos Mannstein & Vill verwandelt Gütersloh seit einigen Tagen in eine temporäre Galerie, in der Geschichte, Kunst und Alltag aufeinandertreffen. Die Werke sind Teil eines Kunstprojekts des Fachbereichs Kultur in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv. Lilian Wohnhas betreut das Projekt. Sie war durch ähnliche Aktionen des Duos in Oelde und im Münsterland auf die Berliner Künstler aufmerksam geworden. Lesen Sie auch: Irritation um neue Gütersloher App – das steckt dahinter Grundlage der Motive sind historische Bilder, Fotos und Dokumente, die in Form vielschichtiger Fotocollagen auf Affichenpapier gedruckt und mit Spezialkleister an Fassaden angebracht werden. Die Installationen nehmen Bezug auf die Geschichte des jeweiligen Ortes oder Gebäudes, visualisieren verborgene Erzählungen und schaffen neue Sichtweisen auf Bekanntes. Künstler recherchierten im Gütersloher Stadtarchiv &bdquo;Die beiden Künstler haben seit Herbst 2024 intensiv im Gütersloher Stadtarchiv recherchiert und mit vielen Menschen gesprochen, um zu klären, welche Geschichten sie über Gütersloh erzählen wollen“, berichtet Lilian Wohnhas. Dann galt es, die ausgesuchten Motive auf in Frage kommende Gebäude abzustimmen. Eine langwierige Arbeit, die viel Abstimmungsbedarf verlangte. In einer Art &bdquo;Verdichtungsprozess“, wie Wohnhas sagt, bildete sich allmählich eine Liste von Motiven, die an bestimmten Gebäuden angebracht werden sollen. Der Fachbereich Kultur stellte bei privaten Gebäuden den Kontakt zu den Eigentümern her. Ein paar Absagen habe es gegeben. Aber die meisten Angesprochenen hätten sich nicht nur einverstanden gezeigt, sondern seien begeistert davon gewesen, Teil eines einzigartigen Projekts zum Stadtjubiläum zu sein. Vorher war vor allem darüber aufzuklären, dass die Gebäude bei der Aktion keinen Schaden nehmen und klarzustellen, dass die Künstler äußerst sensibel mit der vorhandenen Architektur umgehen würden. Sogar Denkmalpfleger Michael Paschke war bei denkmalgeschützten Gebäuden eingeschaltet. &bdquo;Das war eine tolle Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Künstlern und Eigentümern“, freut sich Lilian Wohnhas. Die Größe der Bilder variiert dabei von kleinformatigen bis hin zu fassadenfüllenden Arbeiten. Sie alle sollen Kunst direkt und niedrigschwellig im Alltag erlebbar machen. Lesen Sie auch: Irritation um neue Hingucker in Güterslohs Innenstadt – Kritik an den Kosten Bis Oktober bleibt die Kunstaktion in Gütersloh bestehen Wichtig ist dabei auch der temporäre Charakter der Kunstaktion. Die Paste-Ups sollen bis Oktober sichtbar bleiben und werden anschließend rückstandslos entfernt. Sie sollen keine Spuren auf den Fassaden hinterlassen. &bdquo;Sollte sich das Papier vor der Zeit von der Fassade lösen, haben sich das Künstlerduo bereit erklärt, die schadhaften Stellen auszubessern“, erklärt Wohnhas. Die Aktion soll dazu einladen, Gütersloh als offenen Raum für Kreativität, Erinnerung und Begegnung zu sehen. &bdquo;Ein künstlerischer Impuls, der bleibt, auch wenn die Werke verschwinden“, so sieht es Wohnhas. Für Kulturdezent Andreas Kimpel sind sie ein kulturelles Highlight für die Stadt: &bdquo;Temporäre Kunst im öffentlichen Raum macht die Stadt zur Bühne und öffnet neue Blickwinkel auf den Alltag.“ Auch Fachbereichsleiterin Lena Jeckel freut sich, dass dieses Projekt im Rahmen des Stadtjubiläums umgesetzt wird. &bdquo;Seien Sie auch gerne bereits jetzt dabei, das Künstlerkollektiv bei seiner Arbeit zu begleiten“, so Jeckel. Die Installation ist mit dem ersten Standort an Avenstroths Mühle gestartet. Am Donnerstag kamen das Häuschen an der Minigoldanlage im Stadtpark sowie die Stadtbibliothek hinzu. Dafür musste am Abend sogar die Straße &bdquo;Blessenstätte“ teilweise gesperrt werden. Mit dabei sind unter darüber hinaus das Stadtmuseum, die Kreismusikschule sowie die Stadthalle. Ein begleitender Flyer mit Stadtplan und kleinen Erklärungstexten zu allen rund 20 Standorten wird ab Ende Juli über die Aktion informieren. Noch ist die Liste aller bespielten Orte nicht vollständig. Spätestens zum 25. Juli sollen insgesamt an die 30 Motive die Gütersloher Stadtgeschichte in der Stadt widerspiegeln. Lesen Sie auch: Gütersloh wird 200 Jahre alt - aber es mangelt an Zukunftsvisionen Eine offizielle Eröffnung mit einem Rundgang ist für Montag, 21. Juli, geplant. Ab Ende Juli werden, organisiert von der Gütersloh Marketing, auch spezielle Themen-Führungen angeboten. Die Führungen finden statt am Samstag, 30. August, und Samstag, 20. September, jeweils um 15 Uhr. Sie werden geleitet von Franz Jungbluth und dauern etwa 1,5 Stunden. Tickets für die Führungen sind für 8 Euro pro Person (ermäßigt 6 Euro) in der Tourist-Information der gtm an der Berliner Straße 63 oder unter www.reservix.de erhältlich. Infos unter Tel. 05241 2113637 oder per E-Mail an gordana.janson@guetersloh-marketing.de.

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