Harsewinkel. In lockerer Atmosphäre und mit rund 60 geladenen Gästen feierte die SPD im „Wilhalm" das 75-jährige Bestehen ihres Ortsvereins. Dabei freute sich der Ortsvorsitzende Ralf Dräger ganz besonders, dieses Jubiläum an diesem in der jüngeren Vergangenheit nicht unumstrittenen, aber besonderen Ort begehen zu dürfen.
Der Festakt unter Einhaltung der Corona-Auflagen war die erste Veranstaltung in dem neu entstandenen „dritten Ort". Neben der heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Elvan Korkmaz-Emre begrüßte Dräger die dienstältesten Parteimitglieder Werner Fletemeyer und Arnold Czech, der seit 55 Jahren Sozialdemokrat ist. Von 1973 bis 1975 war Czech zudem Ortsvereinsvorsitzender. Außerdem bedankte sich Dräger bei der Stadtarchivarin Nicole Kockentiedt und Klaus Tönshoff, die wesentlich für die Jubiläumszeitschrift „Meilensteine" verantwortlich zeichnen.

Wie Sabine Amsbeck-Dopheide in ihr Amt kam
Eingehend erinnerte der Ortsvorsitzende an die Geschichte der Genossen. Er sagte, dass die SPD zunächst ein „reiner Männerclub" war. Erst in den 1970er Jahren kamen Frauen hinzu und spielten dann eine wichtige Rolle. Eine dieser Sozialdemokratinnen ist Annette Jürgensmeier. Die Buchhändlerin war 1979 als 34-Jährige die erste Bürgermeisterkanditatin der heimischen Genossen. Im Rahmen des festlichen Abends wurde sie zudem für ihre 50-jährige Parteimitgliedschaft geehrt.
Des öfteren ein Thema war bei der Jubiläumsfeier auch die „erfolgreiche, 17-jährige Amtszeit" von Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide, wie SPD-Landesvorsitzender Thomas Kutschaty in seiner Video-Grußbotschaft betonte. Die amtierende erste Bürgerin der Stadt wurde für ihre 40-jährige Zugehörigkeit zu den Genossen ausgezeichnet. Dieses Jubiläum liegt allerdings schon ein Jahr zurück, konnte damals aber coronabedingt nicht gebührend gefeiert werden.
Eine Grußbotschaft kommt auch aus Berlin
Wie Sabine Amsbeck-Dopheide in ihr Amt kam, schilderte Hans Feuß in seiner gewohnt flockigen Art. Er moderierte kleine Gesprächsrunden. Das ehemalige SPD-Landtagsmitglied erinnerte gemeinsam mit dem „gefühlt dienstältesten Fraktionssprecher des Landes" an den August 2003. Ein kleines parteiinternes Gremium hatte sich damals eigentlich auf Renate Müterthies als Kandidatin verständigt. Die aber winkte ab, als die jetzige Bürgermeisterin gesagt habe: "Ich mache das". Müterthies war Harsewinkels erste SPD-Bürgermeisterin von 1994 bis 1996, damals noch ehrenamtlich. Damit sei sie eine weitere bedeutende Frau der SPD-Ortsgeschichte, die an der Feier krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Die Kandidatur von Sabine Amsbeck-Dopheide sei bis März 2004 erfolgreich geheim gehalten worden, erinnerte Feuß. Der Grund: Sie arbeitete damals noch als angestellte Juristin. Bei der Stichwahl im Herbst sei sie dann ins Amt gewählt worden.
Eine weitere Gesprächsrunde bestritten die „damaligen Streithähne" Gunhild Hinney und Heinz Bünnigmann. Das langjährige Ratsmitglied und der ehemalige langjährige CDU-Franktionssprecher schafften es damals mit ihrem Thema Gymnasium oder Gesamtschule sogar als Karikatur in den Jahresrückblick dieser Zeitung. Zum Ende betonte der Rechtsanwalt ausdrücklich: „Harsewinkels Bürgermeisterin ist nicht die Schlechteste."
Grußbotschaften zum 75. Geburtstag des Ortsvereins hatten der SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans sowie der Kreisvorsitzende Thorsten Klute per Videos geschickt. Beide stellten die Bürgermeisterin heraus und betonten die Bedeutung der anstehenden Bundestagswahl. Für den musikalischen Rahmen des Abends sorgten der „Ex-Dorfsheriff", so nannte Feuß Norbert Lüffe, mit seinem Akkordeon und Dennis Lassak am E-Piano. Die zum Jubiläum gehörende Ausstellung "75 Jahre SPD-Ortsverei"n in der Scheune des ehemaligen Gasthof „Wilhalm" ist noch zwei Wochen täglich von 18 bis 20 Uhr zu besichtigen.