Ansteckendes Virus

Unternehmen Tönnies im Kreis Gütersloh spürt erste Folgen der Maul- und Klauenseuche

Die Tierseuche grassiert inzwischen wieder in Deutschland. Das bekommt nun auch der Fleischproduzent Tönnies aus dem Kreis Gütersloh zu spüren.

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche beschäftigt auch das Unternehmen Tönnies im Kreis Gütersloh. | © Andreas Frücht

Anja Hustert
17.01.2025 | 17.01.2025, 14:43

Kreis Gütersloh. Brandenburg ist weit weg vom Kreis Gütersloh. Meint man. Doch der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) dort hat auch massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Kreis Gütersloh. „Wir beobachten das mit großer Sorge“, sagt Andreas Westermeyer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh.

Sollte sich die Seuche ausbreiten, hätte das katastrophale Folgen. Der Erreger sei sehr leicht übertragbar und habe eine große Ansteckungsfähigkeit für Wiederkäuer und Schweine. Für Menschen ist er indes ungefährlich.

Vor wenigen Tagen bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dass bei Wasserbüffeln im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland das Maul- und Klauenseuche-Virus nachgewiesen wurde. Jahrzehntelang galt Deutschland als MKS-frei, zuletzt gab es einen Ausbruch 1988 in Niedersachsen.

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Kreisveterinär Jakob Decker kann nicht mehr nachvollziehen, wann die Maul- und Klauenseuche im Kreis Gütersloh zuletzt ausgebrochen ist. - © Kreis Gütersloh
Kreisveterinär Jakob Decker kann nicht mehr nachvollziehen, wann die Maul- und Klauenseuche im Kreis Gütersloh zuletzt ausgebrochen ist. | © Kreis Gütersloh

Menschen können den Erreger ebenfalls weitertragen

„Darüber, wann der letzte Ausbruch im Kreis Gütersloh war, konnte ich keine validen Daten finden“, sagte Kreisveterinär Jakob Decker. Bis 1991 seien im Kreis Gütersloh Tiere gegen die Maul- und Klauenseuche geimpft worden, sagt er.

Er ist durch den Seuchenausbruch in Brandenburg alarmiert. Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch Zoo- und Wildtiere wie Rehe können an der MKS erkranken.

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Die Seuche wird durch infizierte Tiere weitergegeben, sowie durch deren Produkte wie Fleisch, Milch, Häute oder Felle. Aber auch Menschen können mit ihren Schuhen den Erreger weitertragen. Andreas Westermeyer appelliert an die Landwirte sowie Bevölkerung, höchste Vorsicht walten zu lassen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

Impfungen sind bisher noch nicht sinnvoll, heißt es

„Deutschland hat aus früheren MKS-Zügen einiges gelernt“, sagt Kreisveterinär Decker, der auch im nächsten Kreis-Umweltausschuss den Politikern zu dem Thema Rede und Antwort stehen wird. Beim Friedrich-Loeffler-Institut gebe es eine Impfdatenbank, mit deren Hilfe binnen weniger Tage ein Impfstoff hergestellt werden könne.

Doch noch sei es nicht sinnvoll, Tiere zu impfen, erläutert Decker. „Es wird versucht, den Ausbruch so gering wie möglich zu halten“, sagt er. Die betroffenen Tiere seien getötet worden, es seien Schutzzonen eingerichtet und in der Umgebung würden alle Tiere untersucht.

„Eine Impfung hätte Auswirkungen für den Agrarhandel, weil Exportmärkte wegfallen würden“, erklärt Westermeyer. Einige Länder haben bereits ein Importverbot verhängt.

Unternehmen Tönnies brechen bereits Absatzmärkte weg

Das bekommt auch der Fleischproduzent Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zu spüren. „Der nachgewiesene Ausbruch hat relevante Auswirkungen für unser Unternehmen und die gesamte Branche“, sagt Sprecher Fabian Reinkemeier. Durch das Auftreten der Krankheit seien Marktrestriktionen mit Drittländern gegeben. So seien Exporte in wichtige Länder wie Korea (Schwein) sowie Philippinen und Japan (Rind) über viele Monate nicht möglich.

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„Darüber hinaus bremst der Ausbruch die mögliche Wiedereröffnung anderer Märkte ein. Teilstücke wie Füßchen oder Schwänzchen der Tiere, die in Deutschland und Europa nicht verzehrt werden und daher eben in asiatische Länder exportiert werden, bleiben dadurch in den kommenden Wochen und Monaten ohne verlässlichen Absatzmarkt“, sagt Reinkemeier, der ebenfalls betont, dass das in diesem Zusammenhang explizit darauf hingewiesen habe, dass es sich bei der MKS um eine reine Tierseuche handelt, die nicht auf den Menschen übertragbar ist. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bestehe demnach keine Gefahr.

Das Thema Tierseuchen ist beim Kreisveterinäramt an der Tagesordnung. Vergangenen Spätsommer beschäftigte den Kreis beispielsweise die Blauzungenkrankheit, die von kleinen Mücken übertragen, bei Wiederkäuern wie Schafen und Rindern auftritt. Und auch die Vogelgrippe hält die Kreis-Tierärzte immer wieder auf Trab. „Wir hatten schon im Dezember wieder mit einem Seuchenzug gerechnet. Daher bin ich froh, dass meine Mitarbeiter in Ruhe Weihnachten feiern konnten“, so Jakob Decker.