Bad Oeynhausener Landwirte: Höchste Vorsicht bei Maul- und Klauenseuche geboten

Bad Oeynhausen. &bdquo;Mit großer Sorge beobachten wir den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg“, so Joachim Schmedt, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke. Sollte sich die Seuche ausbreiten, hätte das für die heimische Landwirtschaft katastrophale Folgen. Der Erreger sei sehr leicht übertragbar und habe eine große Ansteckungsfähigkeit für Wiederkäuer und Schweine. Schmedt appelliert an die Landwirte sowie Bevölkerung, höchste Vorsicht walten zu lassen, um eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland zu verhindern. Noch ist sie zwar, von Bad Oeynhausen aus gesehen, weit weg, aber trotzdem blicken die heimischen Landwirte auf die Geschehnisse im Osten Deutschlands. In Brandenburg wurde am Samstag bei drei Wasserbüffeln die Maul- und Klauenseuche nachgewiesen. Und das, obwohl Deutschland und die EU in den vergangenen Jahren als frei von der Maul- und Klauenseuche galten. Die letzten Fälle in Deutschland traten nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts 1988 auf. Eine wirtschaftliche Katastrophe Heiko Sundermeyer, der auf seinem Hof mehr als 200 Schweine im Stall stehen hat, merkt bereits die ersten Auswirkungen des Seuchen-Falls. &bdquo;Die Schweinepreise rauschen in den Keller“, sagt er am Dienstagmittag. Das sei derzeit für alle Tierhalter die größte Katastrophe. &bdquo;Der Markt bricht zusammen, ich werde die Ferkel nicht mehr los, weil die Schlachtereien keine abnehmen“, schildert er die Auswirkungen. Auch das erste europäische Nachbarland hat den Import deutscher Schweine und Produkte gestoppt. Ein wirtschaftliches Desaster für die Landwirtschaft. Mehr zum Thema: Maul- und Klauenseuche in Deutschland - was bedeutet das? Ansonsten bleibt Sundermeyer derzeit noch recht gelassen. &bdquo;Es waren nur drei Tiere und die wurden getötet. Zudem war es in Brandenburg.“ Das Veterinäramt dort vor Ort müsse in der Lage sein, die Wege der Tiere nachvollziehen zu können. &bdquo;Aber als Tierhalter ist man immer seuchentechnisch vorbereitet“, erklärt Sundermeyer. Der 50-Jährige hat mehr Sorge vor der ASP, der afrikanischen Schweinepest, als vor der Maul- und Klauenseuche. &bdquo;Die ASP ist schlimmer, die grassiert immer und ist über die AS und die Wildschweine auch schnell mal bei uns.“ Auch Wildtiere kann es treffen Die Maul- und Klauenseuche ist aber ebenfalls eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch Zoo- und Wildtiere wie Rehe können an der MKS erkranken. Während Deutschland und die EU bisher als frei von der MKS galten, tritt die Erkrankung in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika sowie in vielen Ländern Asiens und Südamerikas auf. Illegal eingeführte tierische Erzeugnisse aus den entsprechenden Ländern sind laut Friedrich-Loeffler-Institut eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft. Vorbeugen können die Landwirte nicht, nur hoffen, dass sie verschont bleiben. So wie Michael Meyer aus Wulferdingsen. Der Nebenerwerbslandwirt und hauptberufliche Tierarzt ist in der glücklichen Lage, wie er sagt, dass er keinen Tiereingang hat. &bdquo;Meine Tiere werden hier auf dem Hof geboren“, erklärt Milchviehhalter Meyer. Und damit ist er relativ geschützt. Denn die Seuche komme nicht angeflogen, sondern größtenteils durch infizierte Tiere über den Weg der Tiertransporte. &bdquo;Die Schweinehalter trifft es hart“, sagt er. Weil die ihre Ferkel zukauften. Und weil ihre ausgewachsenen Tiere später oft exportiert werden. &bdquo;Für die Schweinehalter, die Verarbeiter, die Exporteure und die Händler ist das eine wirtschaftliche Katastrophe“, bilanziert Meyer. Weitere Regionen: Kreis Paderborn reagiert auf Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg Die MKS wird durch infizierte Tiere weitergegeben sowie durch deren Produkte wie Fleisch, Milch, Häute oder Felle. Neben der Übertragung durch tierische Produkte kann die MKS durch Kleidung, Schuhe oder andere Gegenstände aus infizierten Gegenden verbreitet werden. Für Menschen stellt die Maul- und Klauenseuche keine Gefahr dar, betont Joachim Schmedt. &bdquo;Die Maul- und Klauenseuche ist kein Produkt heutiger Landwirtschaft, sondern eine alte Seuche“, so der Vorsitzende. Die aber deshalb nicht weniger schlimm sei. Bei der MKS sprechen Fachleute vom sogenannten &bdquo;MKS-Gürtel“, der sich auf der Weltkarte vom asiatischen Teil, der Türkei über Länder des Mittleren Ostens, Afrika, Länder Indochinas und des Fernen Ostens bis nach Südamerika erstreckt. Eine Impfung hat Auswirkungen auf den Handel Laut FLI sei ein für das Virus geeigneter Impfstoffe in der MKS-Antigenbank in Deutschland vorhanden. Die MKS-Antigenbank wurde eigens für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Die MKS-Antigenbank könne nach Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe innerhalb weniger Tage herstellen, so Schmedt. Bis 1991 wurden laut FLI in Deutschland Rinder jährlich gegen die Maul- und Klauenseuche geimpft. Seither ist die Impfung in der EU verboten, weil die in Europa heimischen Stämme getilgt waren. Gegen aus dem Ausland eingeschleppte Stämme hätten die Impfstoffe kaum Schutz geboten. Die europäischen Rechtsvorschriften erlaubten aber im Seuchenfall bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen die Notimpfung. Für diesen Zweck würden in der EU Impfstoffbanken unterhalten, so der Vorsitzende &bdquo;Eine Impfung hätte allerdings Auswirkungen auf den Agrarhandel, weil Exportmärkte wegfallen würden“, erklärt Schmedt. Die Niederlande und Südkorea haben bereits ein Importverbot verhängt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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