Fleischkonzern

Unternehmen Tönnies aus dem Kreis Gütersloh trägt künftig einen neuen Namen

Die Holding wird ab Anfang 2025 umbenannt. Das Unternehmen begründet dies mit dem Wandel vom Fleischunternehmen zu einer Lebensmittelfirma.

Die Gesellschafter Clemens (v.l.), Maximilian und Robert Tönnies mit dem neuen Logo der Premium Food Group. | © Tönnies

Markus Voss
11.11.2024 | 11.11.2024, 13:03

Rheda-Wiedenbrück. Die Tönnies-Unternehmensgruppe gibt sich einen neuen Namen: Mit Beginn des kommenden Jahres firmiert die Holding des Konzerns aus Rheda unter dem Namen Premium Food Group (PFG).

„Damit tragen wir der Entwicklung unseres 53 Jahre alten Unternehmens von einem kleinen Schlachtbetrieb zum umsatzstärksten Lebensmittelunternehmen im deutschen Handel Rechnung“, sagte Geschäftsführer Gereon Schulze Althoff am Mittwochmorgen in einer Medienrunde.

Tönnies sei längst nicht mehr ein reines Fleischunternehmen, das als Schlachter und Zerleger tätig ist, sondern ein breit aufgestellter Lebensmittelproduzent. Der Name Tönnies verschwindet dennoch nicht.

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Markenname Tönnies soll auch künftig erhalten bleiben

Der Name der Gründer- und Inhaberfamilie Tönnies soll künftig unter dem Dach der Holding noch mehr als Marke für Rind- und Schweinefleisch in den Fokus rücken. „Dieser Name ist in der ganzen Welt bis nach China bekannt. Er bleibt auf Geschäftsbereichsebene erhalten“, so Schulze Althoff.

Dass die Gruppe längst sehr viel breiter als ein reiner Fleischproduzent aufgestellt ist, soll sich aber nun auch in der Namensgebung widerspiegeln. „Unsere Gruppe produziert und vermarktet neben Fleisch- und Wurstwaren Veggie-Produkte, Convenience-Artikel, Tierfutter, Soßen, Suppen, Produkte wie Eiweiße, Fette und Mehle und vieles mehr“, sagte Schulze Althoff.

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Zudem liefere man Rohstoffe für die Pharmaindustrie und für Bio-Kraftstoffe, betreibe eigene Kühlhäuser und sei als Logistiker für Frischeprodukte unterwegs.

Geschäftsfelder agieren weiterhin autonom

Wie zuvor agieren diese Geschäftsfelder (Pork, Beef, Convenience, Sausages, International, Ingredients, Logistics, Central Services) innerhalb der Gruppe weiterhin eigenständig.

„Wir wollen diesen Schnellbootcharakter erhalten. Was wir nicht wollen, sind zähe und langwierige Prozesse, die sich durch die Konzerngröße ergeben würden“, sagte Julia Hupp, zuständig für die unternehmensweiten Transformationen.

Die Gruppe wolle, so Schulze Althoff, die gesunde Ernährung der Menschen aktiv mitgestalten und die Lebensmittelherstellung auf die Bedürfnisse der Verbraucher ausrichten. Der Leitspruch der PFG „zukunftsgerechte und wertvolle Ernährung“ sei kein Zufall.

Rheda bleibt Hauptsitz und Unternehmenszentrale

Trotz des neuen Namens und bei aller Internationalität bleibt der Standort in Rheda weiterhin Hauptsitz und Unternehmenszentrale. „Inzwischen ist daraus ein Businesspark mit vielen Feldern geworden. Viele wissen gar nicht, dass hier beispielsweise unsere Logistik mit großer Werkstatt, Waschanlage und Tankstelle angesiedelt ist“, sagte Schulze Althoff.

Für die Mitarbeiter ändert sich in der neuen PFG praktisch nichts. „Nur einige von ihnen bekommen einen neuen Arbeitgeber und eine neue E-Mail-Adresse.“ Auch sonst bleibt im Großen und Ganzen alles beim Alten.

Die Fleischproduktion zählt zu den verschiedenen Geschäftsbereichen der künftigen Premium Food Group. - © picture alliance/dpa/Tönnies
Die Fleischproduktion zählt zu den verschiedenen Geschäftsbereichen der künftigen Premium Food Group. | © picture alliance/dpa/Tönnies

Schulze Althoff: „Schließlich läuft der Transformationsprozess seit Jahren und jetzt wird er eben sichtbar gemacht.“ Das gilt auch für das neue grüne PFG-Logo, das rund um den Jahreswechsel am Kühlhaus den großen grünen Tönnies-Schriftzug ersetzen wird.

Für Arbeiter in Rheda gibt es laut Schulze Althoff keine Werkverträge mehr

Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe 21.000 Mitarbeiter, davon 17.000 in Deutschland und wiederum 7.000 in Rheda. Schulze Althoff: „In Rheda arbeiten Menschen aus 19 Nationen.“ Gereon Schulze Althoff bestätigte auf Nachfrage noch einmal, dass es für Arbeiter in Rheda keine Werkverträge mehr gibt.

Schulze Althoff: „Werkverträge sind in der Fleischindustrie in Deutschland seit 2021 abgeschafft. Nur in einem ganz kleinen Umfang im Bereich Reinigung und Sicherheitsdienst haben wir wie andere Firmen auch die Arbeit an Dienstleister vergeben.“

Für alle Mitarbeiter, die in einer Werkswohnung leben wollen, stellt Tönnies Angebote bereit. Seit Sommer 2020 hat die hauseigene Immobiliengesellschaft in der Region mehr als 800 Wohnungen und Häuser gekauft oder gemietet. „Knapp unter 30 Prozent der Belegschaft leben in Werkswohnungen“, sagte Pressesprecher Fabian Reinkemeier.

2023 und 2024 waren für das Unternehmen „schwierig“

2023 betrug der Umsatz der Gruppe 7,3 Milliarden Euro, davon wurden 4,1 Milliarden, also 57 Prozent, in Deutschland erwirtschaftet. Stärkste ausländische Märkte sind Großbritannien und Dänemark.

Gereon Schulze Althoff ist Geschäftsführer der Tönnies-Unternehmensgruppe. - © Tönnies
Gereon Schulze Althoff ist Geschäftsführer der Tönnies-Unternehmensgruppe. | © Tönnies

Das Marktumfeld bezeichnete Schulze Althoff aktuell als „schwierig“ und 2023 und 2024 als „schwierige Jahre, die bei uns erhebliche Spuren hinterlassen haben. Es gibt keinen Grund zum Jubeln, doch wir glauben an die Zukunft.“

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„Die Preise im Bereich der tierischen Erzeugnisse sind im vergangenen Jahr wirklich stark gestiegen“, sagte Schulze Althoff und führte dies auch auf eine politisch gewollte Angebotsverknappung zurück.

Umsatz von bis zu 220 Millionen bei vegetarischen Produkten angepeilt

Vor vier Jahren seien in Deutschland noch 1 Millionen Schweine pro Woche geschlachtet worden, heute seien es nur noch 700.000: „Das ist ein Rückgang von 30 Prozent. Aus unserer Sicht ist hier der Bodensatz erreicht.“ Dabei sei die Nachfrage nach Fleisch da. „Inzwischen muss bei uns der Bedarf nach Filet, Nacken oder Kotelette durch Importe gedeckt werden.“

„Bei den vegetarischen Produkten peilen wir einen Umsatz von 110 bis 220 Millionen an“, sagte der Geschäftsführer. Das sei weniger als ein Prozent vom Gruppenumsatz. „Veggi-Produkte sind immer noch ein Nischenthema, dennoch ist das für uns ein Zukunftsmarkt.“ Der Spezialstandort für Veggi-Produkte ist in Böcklund bei Flensburg.

Die vom frisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump angedrohten exorbitant hohen Zölle für ausländische Produkte tangieren Tönnies nicht. „Wir sind zwar in den USA aktiv, doch zu unseren Kernmärkten gehört das Land nicht – auch weil die Geschmäcker verschieden sind“, sagte Schulze Althoff. Man liefere aber beispielsweise Tierfutter in die USA.