Zahlen steigen

Trotz Impfung: Mehr Fälle von ansteckender Krankheit im Kreis Gütersloh

Das Gesundheitsamt registriert eine Zunahme von Infektionen im Kreis Gütersloh. Die Zahlen waren zuletzt rückläufig - warum es jetzt zur Trendwende kommt.

Der Kreis Gütersloh registriert aktuell zahlreiche Windpocken-Fälle. | © Foto: AOK/Colourbox/hfr.

Anja Hustert
19.06.2024 | 19.06.2024, 19:40

Kreis Gütersloh. Moritz hat Windpocken. „Diese Diagnose unseres Arztes hat mir heute einen Anruf unseres Gesundheitsamtes beschert“, erzählt eine Verler Mutter. Und sie erfuhr, dass Sie damit nicht allein ist.

„Für das Jahr 2024 sind bisher 150 Windpockenfälle im Kreis Gütersloh übermittelt worden“, sagt Internistin Anna Malchus, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. Im vergangenen Jahr 2023 seien insgesamt 104 Fälle registriert worden.

Bereits im vergangenen Jahr sei die Zahl der Windpocken-Fälle angestiegen, berichtet die AOK Nordwest auf Basis von Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Im Jahr 2022 seien 89 Fälle gemeldet worden und in 2021 insgesamt 34 Fälle. Vor der Pandemie in 2019 wurden 95 Windpocken-Fälle registriert.

Newsletter
Aus dem Kreis Gütersloh
Wöchentliche News direkt aus der Redaktion Gütersloh.

Hohes Infektionsgeschehen als Nachwirkung von Corona

„Die Corona-Pandemie hat das Infektionsgeschehen stark beeinflusst. Die Fallzahlen gingen aufgrund der Maßnahmen wie Lockdown, Schul- und KiTa-Schließungen sowie strenger Hygieneregeln rasant zurück. Mit der Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens und dem Wegfall der Maßnahmen hat sich die Situation dann wieder verändert mit der Folge steigender Fallzahlen, denn Auslöser für Windpocken ist das sogenannte Varizellen-Zoster-Virus, das durch Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen wird“, erläutert AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner.

„Nachpandemisch wird allgemein ein reges Infektionsgeschehen über alle Infektionserkrankungen beobachtet“, bestätigt Gesundheitsamtsleiterin Malchus.

Windpocken (Varizellen) gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten und sind äußerst ansteckend. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät dazu, Kinder gegen Windpocken impfen zu lassen.

Bei Erwachsenen oft schwerer Verlauf

Die Ansteckungsgefahr beginnt einen Tag, bevor der Hautausschlag auftritt, und endet, wenn die Bläschen austrocknen. Erst zehn Tage bis drei Wochen nach der Ansteckung äußert sich die Infektion in Form von Kopf-, Rücken- oder Gliederschmerzen und Fieber.

Ein bis zwei Tage später treten linsengroße rote Flecken auf der Haut auf, die sich zunächst in stark juckende Knötchen, anschließend in Bläschen verwandeln. Die Bläschen sind mit einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt, die in hohem Maße ansteckend ist. Innerhalb von ein bis zwei Wochen verkrusten sie und fallen ab.

„Kleinere Kinder bilden meist weniger Bläschen aus als ältere Personen. Varizellen weisen bei sonst gesunden Kindern in der Regel einen gutartigen Verlauf auf und heilen im Normalfall ohne Narben ab. Bei Erwachsenen verlaufen Varizellen schwerer, und es können im Vergleich zum Kindesalter häufiger Komplikationen auftreten“, informiert Anna Malchus.

Ärgerlich: Windpocken-Infektion trotz Impfung

Für Moritz aus Verl besonders ärgerlich: Er ist geimpft. „Auch geimpfte Personen können in seltenen Fällen an Windpocken erkranken, meist verläuft die Krankheit dann aber milder und das Risiko für Komplikationen ist geringer“, beruhigt die Gesundheitsamtsleiterin.