Gütersloh

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Scharfe Kritik an Stadt Gütersloh beim Umgang mit Sanierung des ESG

Den geplanten Verzicht auf einen Architektenwettbewerb vor der Sanierung des ESG kritisiert das Forum Baukultur äußerst scharf. Es zieht zugleich eine Parallele zu einem weiteren Vorhaben.

Nach den bisherigen Vorstellungen der Stadt und des Kuratoriums soll der Altbau mit dem Türmchen künftig nicht mehr für schulische Zwecke des ESG genutzt werden. | © Jens Redecker

Rainer Holzkamp
15.09.2021 | 15.09.2021, 14:30

Gütersloh. Außerordentlich heftige Kritik hat das Forum Baukultur OWL mit Sitz in Bielefeld an der Stadt Gütersloh im Zusammenhang mit der Sanierung des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums (ESG) geäußert. Auslöser ist der geplante Verzicht auf einen vorgeschalteten Architektenwettbewerb. „Zuerst die ehemalige Wurstfabrik Marten und nun der zweite Coup: Sollen zuerst 1,3 Hektar innerstädtischer Fläche allein nach dem Willen eines Investors bebaut werden (immerhin darf die Öffentlichkeit über den Entwurf mitreden), so steht diesmal eine öffentliche Investition von 45 Mio. Euro an. Und wieder heißt es, keine Zeit, zu aufwändig und außerdem zu kompliziert."

In der Tat hatte Bildungsdezernent Henning Matthes in einer Sitzungsvorlage für den Stadtrat Anfang September argumentiert, „ein Planungswettbewerb würde zu einer deutlichen zeitlichen Verzögerung führen". Angesichts der aktuellen baulichen Herausforderungen sei eine solche Verzögerung nicht tragbar. Jetzt fragt das Forum, geleitet vom früheren Gütersloher Planungsamtschef Michael Zirbel: „Eine Investition in dieser Größenordnung ohne einen Wettbewerb? Hat es nicht eine lange Planungskultur gegeben, in der noch viel kleinere Verfahren mit einem Wettbewerb vorbereitet wurden? Ist nicht das Wohnquartier an der Dalke immer wieder von Stadtplanern besucht worden? Das Ergebnis eines Wettbewerbes mit internationaler Beteiligung. Oder der Ersatzbau für die ehemalige Nordsee-Filiale: Ein kirchliches Grundstück, das diese vorbildhaft mit einem Wettbewerb bebaut hat."

"Eine abenteuerliche Allianz"

Und weiter heißt es: „Es ist nicht zu fassen. Wie soll eine Stadt Gütersloh gegenüber dem Investor des Marten-Geländes mit der Forderung eines Wettbewerbes gegenübertreten, wenn nicht einmal die eigenen Vorhaben einem solchen Qualitätsmaßstab unterliegen? Investor und Stadt tragen erschreckenderweise dasselbe vor. Eine abenteuerliche Allianz."

Was bei der Sanierung des Stiftischen Gymnasiums jetzt anstehe, sei der lieblose, jeden bürgerschaftlichen Stolz missachtende Ersatzbau. „Ein Gebäude, das mehr als hundert Jahre stehen bleibt, wird einem vermeintlich pragmatischen Vorgehen geopfert, für einen im Vergleich winzigen Zeitgewinn." Gemeint ist der Altbau von 1928 mit der Aula und dem Türmchen, der unter anderem wegen der besonderen Anforderungen des bestehenden Denkmalschutzes auch nach Meinung des ESG-Kuratoriums künftig nicht mehr für schulische Zwecke genutzt werden soll.

"Dinge werden manipulativ vermischt"

Die Grünen hätten, so das Forum Baukultur in einer schriftlichen Stellungnahme, richtigerweise einen Wettbewerb gefordert. Die Antwort der Verwaltung in der Vorlage hierzu sei höchst tendenziell. „Was haben die besonderen Verhältnisse des Altbaus mit dem Wettbewerb zu tun? Hier werden zwei Dinge manipulativ vermischt und mit dieser unseriösen Mischung Stimmung gemacht."

Das Forum Baukultur hatte das Verhalten der Stadt Gütersloh im Fall Marten als "Kniefall vor dem Investor" beurteilt. Jetzt sei die Schere bereits im Kopf; die Stadt Gütersloh als selbstbewusst planende Politik und Verwaltung opfere sich nun selbst. „Ein trauriges Spiel in einer Stadt, die das eigentlich nicht verdient hat."