Miele-Luftfilter gegen Corona jetzt in Gütersloh testweise im Einsatz

Gütersloh. Zum Schulstart in dieser Woche ist an Gütersloher Schulen beim Corona-Schutz neben anderen Hygieneregeln auf ausgiebiges Lüften gesetzt worden. Darüber hinaus bleibt aber der Einsatz von mobilen Luftfiltern weiter ein Thema. Zwar ein viel umstrittenes, dafür gleichwohl auch hierzulande mit Entwicklungs- und Erprobungspotenzial. An der Grundschule Blankenhagen sind zwei Geräte zu Testzwecken installiert worden. Ihr Name klingt verheißungsvoll: &bdquo;Air Control" heißen die beiden gut 80 Kilogramm schweren Apparaturen. Sie stammen aus dem Miele-Werk im niedersächsischen Lehrte, wo die ersten ihrer Art seit vergangenen Freitag ausgeliefert werden. Ihr Hersteller verspricht eine 99,995-prozentige Entfernung aller Schwebstoffe, Viren, Bakterien und Pilze aus der Raumluft, die stündlich sechsmal komplett gefiltert werden kann. Miele hat der Stadt Gütersloh zwei Geräte zur Verfügung gestellt, um sie laut Schuldezernent Henning Matthes &bdquo;im Grundschulbereich testweise unter Schulalltagsbedingungen einzusetzen und sich über die entsprechenden Erfahrungen auszutauschen." An einem anderen Schulstandort würde ebenfalls ein Gerät getestet, allerdings das eines anderen Herstellers. Eines der aktuellen Testgeräte ist auf Elterninitiative beschafft worden. Zwei Maschinen täglich achteinhalb Stunden in Betrieb In der städtischen Gemeinschaftsgrundschule an der Dresdner Straße in Blankenhagen wälzen die zwei Maschinen nun täglich zwischen 7.30 und 16 Uhr die Luft um. Probanden sind die Schüler einer ersten und dritten Klasse im Wechselunterricht. Durchschnittlich sitzen derzeit sieben von ihnen im Raum, zu deren Ausstattung auch eine CO2-Ampel gehört. &bdquo;Geplant ist es, die Geräte auch unter Volllast-Bedingungen mit etwa 27 Schülern in Betrieb zu haben", erklärt Schulleiterin Ulrike Laubinger. Momentan seien die Maschinen auf achteinhalb Stunden programmiert, in denen sie die Viren aus der Luft filtern, über das Wochenende sind sie aus. Laubinger: &bdquo;Für uns stellt sich auch die Frage, welche Effekte sich bei der CO2-Entwicklung erzielen lassen. Wie lange hält der Sauerstoff mit der Luftumwälzung?" Aus Sicht der Schulleiterin in Blankenhagen besteht schon seit längerer Zeit - &bdquo;und nicht erst seit Corona" - dringende Notwendigkeit, &bdquo;dass sich an der chronisch schlechten Luft in Klassenräumen etwas ändert". Umwelt-Bundesamt empfiehlt Filter nur als Ergänzung Ob überhaupt und welche Rolle dabei Luftfilter spielen, darüber sind sich selbst führende Fachleute in Deutschland nach wie vor uneins. &bdquo;Es ist ja ein regelrechter Expertenstreit, der da gerade tobt", weiß Felix Poetschke, Pressesprecher des Umwelt-Bundesamtes (UBA) in Dessau-Roßlau. Beim UBA betrachtet man die Belüftung durch das Öffnen der Fenster nach wie vor als die geeigneteste Maßnahme, um die Aerosol-Belastung in geschlossenen Räumen zu senken. Mobile Luftfilter seien allenfalls als Ergänzung heranzuziehen. Die Stadt Gütersloh hält sich für die Lüftung ihrer Schulen an die Expertise des UBA. Eine flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern sei deshalb aktuell, wie auch bereits im Oktober 2020, damals von Henning Matthes im Hauptausschuss erläutert, nicht angedacht. Eine finanzielle Förderung seitens des Landes scheidet obendrein aus. Zwar hatte das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung ein 50-Millionen-Euro-Sonderprogramm zum Erwerb mobiler Luftfiltergeräte für Schulen aufgelegt. &bdquo;Insgesamt sind rund 230 Anträge mit einem Fördervolumen in Höhe von rund 19,4 Millionen Euro eingegangen", teilte Ministeriumssprecher Robert Vornholt auf NW-Anfrage mit. Die Förderung galt allerdings nur für Sporthallen und Räume, die nicht ausreichend belüftet werden können. Solche Räumlichkeiten würden laut Stadt an Gütersloher Schulen gar nicht für den Unterricht genutzt. Miele plant Veröffentlichung weiterer Studie Das letzte Wort scheint beim Luftfilter-Einsatz hierzulande aber längst nicht gesprochen. Inzwischen haben mehrere Studien von Universitäten, unter anderem der Uni und Uniklinik in Münster, und Fachhochschulen bestätigt, dass professionelle Anlagen Viren fast vollständig aus der Luft von Räumen entfernen und damit das Infektionsrisiko deutlich vermindern können. Miele-Sprecher Carsten Prudent erklärt in dem Zusammenhang: &bdquo;Dass Geräte wie der Miele Air Control einen wirksamen Beitrag zum Schutz gegen Covid-19 leisten, belegen bereits mehrere Gutachten unabhängiger Institute, darunter der Unikliniken Bonn und Münster und der Universität der Bundeswehr." Eine weitere Studie, die sich konkret auf den &bdquo;Air Control" bezieht, solle im kommenden Monat veröffentlicht werden. Der gerade gestarteten Testlauf in Blankenhagen wird &bdquo;mit regelmäßigen Messungen durch die Stadt begleitet", wie Schulleiterin Ulrike Laubinger erläutert. Auch die Lautstärkebelastung stehe im Fokus, der Hausmeister würde mehrmals täglich die Dezibel-Werte messen. &bdquo;Wir versprechen uns, Miele und der Stadt wichtige Erkenntnissen liefern zu können." Ob der Einsatz mobiler Luftfilter bei der aktuellen Debatte um den nachträglichen Einbau von Lüftungsanlagen an Gütersloher Schulen zukünftig eine Rolle spielen kann, möglicherweise als kostengünstige Alternative, dazu hält sich Schuldezernent Henning Matthes bedeckt: &bdquo;Beides ist mit einer hohen Investition verbunden."

Meistgelesen