Gütersloh

ADFC testet neue Fahrradstraße zwischen Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück

Zwei ADFC-Mitglieder probieren die neue Verbindung aus – und ärgern sich über den Autoverkehr.

Heike Landwehr (l) und Thomas Karrasch (r) beim Test der neuen Fahrradstraße. Eine große aufgestellte Tafel informiert die Verkehrsteilnehmenden über die neuen Regeln. | © ADFC Gütersloh

10.02.2021 | 10.02.2021, 15:27

Gütersloh. Vom Kiebitzhof kommend über die Brücke der Wapel – da steht das Schild, das Verkehrsplaner mit Zeichen 244 bezeichnen. Mit diesem Verkehrszeichen wird der Beginn der Fahrradstraße gekennzeichnet, die die Städte Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück für Radfahrer näher zusammenbringen soll.

Auf der Rhedaer Straße und der Sudheide wurde vor wenigen Tagen eine Fahrradstraße ausgeschildert. Es ist die erste Fahrradstraße im Kreis, die eine kommunale Grenze überwindet. Die Strecke führt vom Gütersloher Süden parallel zur B 61 und der Bahnstrecke Richtung Rheda.

Am ersten Februar-Samstag testen Heike Landwehr und Thomas Karrasch vom ADFC-Kreisverband Gütersloh die Fahrradstraße. Sind schon alle Zeichen aufgestellt? Sind noch Autos unterwegs? „Auf jeden Fall ist die Idee super, die Rhedaer Straße und Sudheide zur Fahrradstraße zu machen", so Landwehr, „denn damit wird die Straße für Radfahrende zusätzlich aufgewertet, nachdem hier vor etwa einem Jahr die Oberfläche saniert wurde".

Das sind die Vorteile einer Fahrradstraße

Auf einer Fahrradstraße haben Radfahrer Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Zudem gelte automatisch für alle Verkehrsteilnehmer ein Geschwindigkeitslimit von 30 km/h, wie es in einer Mitteilung des ADFC heißt. „Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hat zusätzlich zum offiziellen Verkehrsschild noch eine Tafel aufgestellt, die die neuen Regeln erklärt", so Landwehr.

Autos können auf Fahrradstraßen mit Zusatzschildern freigegeben werden, wie das in Gütersloh an der Dalkestraße und Parkstraße der Fall ist. Auf der neuen Fahrradstraße dürfen aber nur die Kraftfahrzeuge der Anlieger passieren. Ein Zusatzschild ermöglicht es, dass Bewohner zu ihren Häusern und Landwirte zu ihren Feldern kommen.

Thomas Karrasch vom ADFC-Kreisvorstand ist häufig mit Fahrrad und Hund im Rhedaer Forst unterwegs. Er berichtet von seinen Erfahrungen vor der Einführung der Fahrradstraße: „Es waren auf der Rhedaer Straße und Sudheide viele Autofahrende dabei, die die Anlieger-frei-Regelung missachtet haben und mit viel zu geringem Abstand und zu hohem Tempo an den Radfahrenden vorbeigefahren sind". Insbesondere zur Feierabendzeit oder wenn auf der B61 Stau war, sei hier immer viel Autoverkehr gewesen. „Das können bei den wenigen Anwohnern unmöglich alles Anlieger gewesen sein", so der Fahrrad-Experte. „Vielleicht respektieren die Autofahrenden dies nun mehr, wenn sie sehen, dass sie auf einer Fahrradstraße fahren."

Tester werden oft von Autos überholt

Die Fahrradstraße beginnt kurz hinter der Wapelbrücke auf Gütersloher Gebiet und endet an der Kreuzung der Sudheide mit der Emser Landstraße. „Laut eines Protokolls des Planungsausschusses der Stadt Gütersloh sollte die Fahrradstraße eigentlich schon am Knisterbachweg in der Nähe vom Kiebitzhof beginnen", wundert sich Landwehr. Sie meint, es sei sinnvoll, die Fahrradstraße sogar schon an der Kiebitzstraße zu starten.

Landwehr und Karrasch fahren die Strecke mehrfach ab. Dabei werden sie einige Male von Autos überholt, teilweise sehr eng. Thomas Karrasch dazu: „Autofahrende müssen 1,5 Meter Abstand zu Radfahrenden einhalten, außerorts wie hier sogar zwei Meter." Diese Regelung wurde eingeführt mit dem Ziel, sowohl die objektive wie auch die gefühlte Sicherheit für Radfahrer zu verbessern. Dieser Abstand sei bei den schmalen Wirtschaftswegen gar nicht möglich, selbst wenn Radfahrer hintereinander fahren würden und nicht nebeneinander, so der ADFC.

Ein wenig ärgere es die Radfahrer, dass so viele Autos auf der Fahrradstraße unterwegs seien. „Da gibt es mit der parallelen B 61 schon eine gut ausgebaute Bundesstraße, und trotzdem fahren hier so viele Autos lang", so Landwehr.

Hilft eine Abbindung der Straße?

„Das Problem, dass Fahrradstraßen von viel zu vielen Autofahrern nach wie vor benutzt werden, ist leider nicht neu. Wir sehen das auch an vielen Anlieger-frei-Straßen", erklärt Karrasch. Wenn Polizei oder Ordnungsämter keine Handhabe gegen den Durchgangsverkehr haben, hilft letztendlich nur eine konsequente Abbindung der Straße, beispielsweise mit einem Pömpel in der Mitte. Den könne man auch automatisieren, so der ADFC-Experte. Wer wirklich Bewohner ist oder als Landwirt zu seinen Feldern muss, bekommt einen Schlüssel oder eine Fernbedienung, um den Pömpel für die Durchfahrt abzusenken.

Fazit der beiden ADFC-Aktiven: Die neue Fahrradstraße hat auf jeden Fall Potential, aber die Städte Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh müssen noch nachrüsten, damit gilt: Freie und sichere Fahrt für Radfahrer zwischen Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück.