Gütersloh

Erste Fahrradstraße in Gütersloh freigegeben

Seit heute ist der Postdamm eine Fahrradstraße. Die von Bäumen gesäumte Allee könnte Vorreiter für weitere Strecken in Gütersloh sein.

Der Postdamm ist Güterslohs erste Fahrradstraße. | © Andreas Frücht

26.07.2019 | 26.07.2019, 19:00

Gütersloh. Endlich: Nach langem Hin und Her ist in Gütersloh die erste Fahrradstraße eröffnet worden. Seit Freitag haben nun am Postdamm zwischen den Straßen Am Schlangenbach und Zum Brinkhof Radfahrer absoluten Vorrang. Das Projekt ist zwar zunächst als Verkehrsversuch auf anderthalb Jahre begrenzt, doch schon jetzt plant die Stadt zusätzliche Abschnitte im Stadtgebiet. Bereits im Herbst ist die Eröffnung einer weiteren Strecke vorgesehen, andere würden derzeit geprüft.

An beiden Zufahrten des Postdamm, der bisher bereits auf Kfz-Anliegerverkehr begrenzt war, weisen nun zwei große Piktogramme auf der Fahrbahn sowie zwei größere Schilder mit Verhaltensregeln auf die neue Situation hin. Der von vielen Bäumen gesäumte Streckenabschnitt ist etwa 2,8 Kilometer lang und wurde schon immer viel von Radfahrern benutzt.

Erst im April hatte der Planungsausschuss auf Antrag von CDU und Grüne die Einrichtung einer Fahrradstraße beschlossen, SPD, BfGT und UWG stimmten dagegen, da sich ihrer Ansicht nach nichts oder kaum etwas für Fahrradfahrer ändern würde.

Postdamm wird als schnelle Verkehrsverbindung genutzt

Laut Straßenverkehrsordnung kommen Fahrradstraßen in Betracht, „wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies bald zu erwarten ist". Genau das ist am Postdamm der Fall, dieser werde von vielen Fahrradfahrern als schnelle Verkehrsverbindung von Gütersloh nach Isselhorst und umgekehrt genutzt, so die Erste Beigeordnete Christine Lang.

Generell gilt in Fahrradstraßen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer – übrigens auch für Radfahrer selbst. Die dürfen von den motorisierten Verkehrsteilnehmern weder gefährdet noch behindert werden und haben absoluten Vorrang. Zudem dürfen sie nebeneinander fahren. Wenn nötig, müssen sich andere Verkehrsteilnehmer ihrer Geschwindigkeit anpassen und warten sowie besonders rücksichtsvoll fahren. Andere Fahrzeuge als Fahrräder dürfen den Postdamm nur benutzen, wenn sie Anlieger sind.

Kfz-Führer ohne Anliegen müssen mit Bußgeld rechnen

Der Begriff „Anlieger" ist in der Straßenverkehrsordnung zwar nicht definiert, allerdings haben Gerichte entschieden, dass darunter alle Personen zu verstehen sind, die mit den Grundstückseigentümern oder Bewohnern der Straße in Beziehung treten oder ein Grundstück innerhalb des Anliegerbereiches aus einem berechtigten Zweck erreichen wollen. Wer die Straße als Abkürzung nutzt oder dort ohne triftigen Grund lediglich parkt, kann mit einem Bußgeld belegt werden. Anwohner hätten sich zuletzt immer wieder bei der Stadt über den Durchgangsverkehr beklagt.

Daher wollen vor allem in der Anfangszeit Polizei und Fachbereich Ordnung verstärkt Kontrollen durchführen, insbesondere zu Beginn des neuen Schuljahres, sagt Polizeihauptkommissar Heiko Patzelt, Leiter der Führungsstelle Verkehr. Schließlich wird die Allee auch vielfach von Schülern als Schulweg genutzt. Die Ausweisung von Fahrradstraßen ist Teil des Maßnahmenpakets zur klimafreundlichen Mobilität. Sie sollen die Motivation erhöhen, aufs Rad zu steigen statt das Auto zu nehmen", so Lang.

Im Herbst wird ein weiterer Abschnitt eröffnet

Daher werde bereits im Herbst ein weiterer Streckenabschnitt eröffnet, verkündete Lang. Geplant ist, die Dalkestraße als Fahrradstraße auszuweisen, und zwar bis zur Neuenkirchener Straße und dann wieder ab Parkstraße bis hin zur Brunnenstraße, erläuterte Maria Rolfes, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Ordnung.

Welche Straßen darüber hinaus in Betracht kommen könnten, wollten weder Lang noch Rolfes verraten. In der öffentlichen Überlegung standen zuletzt die Schul- und die Moltkestraße. „Wir prüfen derzeit und klopfen die rechtlichen Möglichkeiten ab", sagt Rolfes. In erster Linie seien das Straßen, wo bereits jetzt viele Radfahrer unterwegs seien, wo wenige bauliche Maßnahmen stattfinden müssten und wo nach Möglichkeit keine Busline verlaufe.