Gütersloh. Der Gütersloher Klimaaktivist Stefan Schneidt hat neue Bürgeranträge an die Stadt gerichtet. Er fordert ein Projekt, das es den Menschen in Gütersloh ermöglicht, ihren Führerschein kostenlos in ein ÖPNV-Ticket umzutauschen. Daneben solle zudem geprüft werden, was es kosten würde, Bürgern ohne Führerschein ein kostenloses Ticket für den öffentlichen Nahverkehr im Kreis Gütersloh zu geben. Seiner Ansicht nach sollten alle Menschen jeglichen Einkommens, ob mit oder ohne Führerschein, die Möglichkeit haben, mobil zu sein und sich gleichzeitig klimafreundlich zu verhalten. "Wer seinen Teil zum Klimaschutz beitragen möchte, darf nicht zur Kasse gebeten werden", so Schneidt.
Außerdem käme eine Verringerung von Autos auf den Straßen die Verkehrssicherheit zugute. Für Senioren bieten bereits einige Städte in Süddeutschland derartige Tauschaktionen an. Offene Fragen, die bei einer solchen Tauschaktion noch zu klären wären, seien zum Beispiel: "Sollte man das auf eine bestimmte Laufzeit begrenzen? Wie geht man vor, wenn jemand seinen Führerschein zurückhaben möchte?", erklärt Schneidt.
Antrag auf 25 Prozent Kostenerstattung
In einem weiteren Bürgerantrag wünscht Schneidt sich die Einführung einer Fahrradprämie als ökologisches Gegenstück zur Pkw-Prämie. Gütersloher sollen 25 Prozent vom Kaufpreis erstattet bekommen. "Die Erstattung soll möglichst digital, ökologisch und unkompliziert erfolgen", heißt es im Antrag. Leider fände das Fahrrad zu wenig Beachtung in Gütersloh. Es bräuchte eine schnelle Veränderung, um die Klimaziele vor Ort zu erreichen.
In Gütersloh sei erst im vergangenen Jahr die erste Fahrradstraße ernannt worden. "Dazu sind immer noch zu viele Fahrradwege schlecht ausgebaut, gar nicht vorhanden oder gefährlich zu befahren", führt Schneidt aus. Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Städte der Zukunft autofrei seien. Auch habe die Gesellschaft beim Ausbau der B61 klar signalisiert, dass die aktuelle Verkehrssituation nicht zukunftsfähig sei und nicht dem Wunsch der Bürger entspräche, befindet der Klimaaktivist.
Studie sieht Potenziale für Gütersloh
Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes von 2013 zum Thema "Potenziale des Radverkehrs für den Klimaschutz", bei der Gütersloh neben Coburg und Mönchengladbach Modellstadt war, habe gezeigt, dass "eine Reduzierung der Kfz-Fahrleistungen und damit Reduzierung von CO2-Emissionen in allen Beispielstädten möglich ist". Gütersloh kam hier auf Platz zwei mit zehn Prozent.
Die Potenziale bei entsprechender Gestaltung der Verkehrsflächen seien in Gütersloh sehr hoch, da die bisherigen Verkehrsregelungen meist dem veralteten Standard "Fahrbahn für die Autos freihalten" entsprechen. Es gebe bisher nur zwei Fahrradstraßen, obwohl mehrere Schulen mitten im Stadtgebiet liegen, welche ein hohes Radverkehrsaufkommen haben, bemängelt Schneidt.