Preise für Bustickets in Gütersloh steigen und die Bürger regen sich auf

Gütersloh. Während andere Städte über kostenlosen Nahverkehr oder 1-Euro-Tagestickets nachdenken, wurden in Gütersloh die Fahrpreise zum 1. August erhöht. Zehn Cent mehr für eine Busfahrkarte mögen für manche nicht der Rede wert sein, besonders, wenn sie eher selten mit Bus und Bahn unterwegs sind. Bei Menschen, die aus ökologischen Gründen auf das eigene Auto verzichten wollen und Interesse an einem attraktiven Nahverkehr haben, kommt dieses Signal jedoch gar nicht gut an. Mitglieder der Gütersloher Initiative "Demokratie wagen" hatten zuerst auf die Preiserhöhung aufmerksam gemacht, in den sozialen Medien gab es daraufhin viel Kritik an der unpopulären Maßnahme - und vor allem am Zeitpunkt: nur zwei Wochen nach einem Ratsbeschluss, der klimapolitisch doch eigentlich in eine ganz andere Richtung zielen sollte. "Ein Arschtritt für den Klimanotstand" Unter der Überschrift "Die Simulanten: 10 Cent machen den Unterschied" schreibt Anke Knopp, Sprecherin der Gütersloher Initiative "Demokratie wagen", in ihrem Blog: "Längst ist bekannt, dass die Klimakrise auch vor Ort angekommen ist. Der Worte sind viele gefallen. Taten sind notwendig. In Gütersloh weisen die leider in die völlig falsche Richtung. Die Stadtwerke haben die Preise fürs Busfahren erhöht. Ab dem 1. August greift eine Preiserhöhung von zwei Prozent. Das macht bei einem Einzelfahrschein plus 10 Cent. Diese 10 Cent machen den Unterschied. Die Verteuerung des ÖPNV ist ein Arschtritt für den Klimanotstand." Dass man längst die Klimaziele verfehle, sowohl in Deutschland als auch in Gütersloh, scheine hier niemanden zu interessieren, so Knopp weiter: "Handeln für den Klimawandel wird hier lediglich simuliert. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Vielmehr sieht die Realität in Gütersloh so aus: Der zweite trockene Sommer, ein paar Demonstrationen der Fridays for Future trieb die politischen Fraktionen zu einem gemeinsamen Antrag zum Klimaschutz. Ratsleute der CDU, SPD, Grüne, BfGT haben diesen am 11. Juli unterzeichnet und mit Mehrheit im Rat verabschiedet. Der weitergehende Antrag zum Ausruf des Klimanotstands der Bürgerinitiative Energiewende wurde dagegen von einer Mehrheit im Rat abgelehnt." "Fahrpreise wurden im Westfalentarif erhöht" Stattdessen hieß es im gemeinsamen Antrag der Fraktionen: &bdquo;Der Rat der Stadt Gütersloh setzt auf tatsächlich wirksame und zielführende Maßnahmen. Er setzt darauf, Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und Menschen zum Mitmachen zu bewegen. Gleichzeitig lehnt er bloße Symbolpolitik ab." In diesem Zusammenhang zitiert Knopp eines der vorgegebenen Ziele: &bdquo;In Absprache mit der SWG die Einführung eines preislich deutlich attraktiveren Abonnementsystems und die Prüfung der Einführung eines 1-Euro-Clip-Tickets nach Bielefelder Vorbild." Nun geschehe das genaue Gegenteil, sagt Knopp. In einer gemeinsamen Stellungnahme von Stadtwerken und Stadt auf Nachfrage der Neuen Westfälischen heißt es dazu: "Im heutigen Westfalentarif werden die Fahrpreise regelmäßig jährlich zum 1. August angepasst. So auch in diesem Jahr. Die moderate Preissteigerung ist unabdingbar, um weiterhin ein attraktives Leistungsangebot gewährleisten und optimieren zu können sowie die hohen Qualitätsstandards halten und die gestiegenen Kosten ausgleichen zu können. Die Preisanpassungen werden nicht von den Stadtwerken Gütersloh festgelegt, sondern vom WestfalenTarif-Verbund." Seitens der Stadt sei festzustellen, dass die Entscheidung hier nicht beim Rat der Stadt Gütersloh liege. Die Erhöhungen für die Gütersloher Stadtbusse im Einzelnen: Der Preis der Einzelfahrkarte (Erwachsene) steigt von 2,40 € auf 2,50 €. Der Preis für das 4erTicket wird von 8,60 € auf 8,80 € angehoben. Die Preise der Tageskarten verändern sich ebenfalls, beispielsweise: das Single-24 StundenTicket um 30 Cent von 6,50 € auf 6,80 € das 24 StundenTicket 5 Personen um 1,00 € von 13,20 € auf 14,20 € das 9 Uhr TagesTicket 5 Personen um 50 Cent von 11,00 € auf 11,50 € das 7 TageTicket um 50 Cent von 19,90 € auf 20,40 € Die Einzelfahrkarte Kinder wird nicht erhöht, der Preis bleibt mit 1,50 € gleich. Das Fahrrad-Tagesticket erhöht sich um 10 Cent von 1,50 € auf 1,60 €. "Im Vorverkauf erworbene, nicht entwertete Tickets werden bis zu drei Monate nach dem Stichtag der Tarifänderung anerkannt. Danach sind sie ungültig. Ein Umtausch dieser Tickets ist bis zu drei Jahren nach Inkrafttreten der Tarifmaßnahme beim verkaufenden Verkehrsunternehmen möglich", heißt es weiter. Weil an zahlreichen Haltestellen noch die alten Tarife aushängen, hat die NW auch hier nachgehakt. "Die Pläne werden in Kürze sukzessive von den Stadtwerken ausgetauscht", erklärt Stadtwerke-Sprecherin Sina Schäffer.

Meistgelesen