Gütersloh. Auf die heiße Festtagssuppe mit ordentlich Einlage freuen sich viele Gäste der Gütersloher Suppenküche schon das ganze Jahr. Und natürlich auf das reichhaltige Büffet mit vielen herzhaften Zutaten: Haxe und Schnitzel, Sülze mit Remouladensoße, Wurst- und Käseplatten, ein riesiges Mettschwein, dazu große Schüsseln mit Kartoffel- und Nudelsalat – wer auf der Straße lebt, ist eher selten Vegetarier.
„Das Essen an Heiligabend muss bei uns bodenständig sein"
„Das Essen an Heiligabend muss bei uns bodenständig sein", erklärt Inge Rehbein, während noch einmal ein ganzer Schwung neuer Gäste zur Tür herein kommt. Jeder wird persönlich begrüßt und an einen der weihnachtlich dekorierten Tische geführt. Ein gutes Dutzend Helfer hat sich auch in diesem Jahr zu Hause frei gemacht, um die Suppenküchenchefin an diesem ganz besonderen Tag zu unterstützen.
Für die meisten von ihnen ist dieser Dienst am Nächsten bereits gute Tradition. „Das ist richtig Heiligabend, wie in der Weihnachtsgeschichte", sagt die Dame an der Suppenstation, die schon seit ein paar Jahren aus Oelde anreist, um dabei zu sein. Schließlich wird jede helfende Hand gebraucht, um die rund 120 hungrigen Gäste zu versorgen.
Mehr als 750 Menschen im Kreis Gütersloh wurde ein Wunsch erfüllt.
Jeder hat seinen festen Posten: Kaffeekochen in der Küche, Büffet auffüllen, und am Ende die Geschenke, die sich noch im Nebenraum stapeln, verteilen. Besorgt und liebevoll verpackt wurden sie von Lesern der Neuen Westfälischen, die bei der Aktion „Paket mit Herz" in diesem Jahr wieder mehr als 750 kleinen und großen Menschen im Kreis Gütersloh einen Weihnachtswunsch erfüllt haben.
In der Kinderküche „Die Insel" war bereits Bescherung: „Bei uns sind 132 Familien mit insgesamt 362 Kindern und Jugendlichen bekannt und durften sich zu Weihnachten etwas wünschen. Weitere zwei Familien mit insgesamt elf Kindern wurden kurzfristig noch zusätzlich aufgrund einer extrem schwierigen finanziellen Situation aufgenommen. Ohne die NW-Aktion könnten wir das gar nicht stemmen", sagt Inge Rehbein.
Während bei den Kleinen naturgemäß Spielsachen auf dem Wunschzettel stehen, geht es bei den Erwachsenen eher um lebenspraktische Dinge des täglichen Bedarfs: ein warmer Schal, Stulpen, Handschuhe und häufig Hygieneartikel wie Einwegrasierer, Rasierschaum oder Shampoo. „Hier wird die Armut sichtbar und es werden immer mehr. Viele unserer Gäste sind obdachlos, haben psychische Erkrankungen oder eine Suchtproblematik. Außerdem kommen immer mehr ältere Frauen, die nicht nur arm, sondern auch einsam sind." An diesem Abend, betont Rehbein, verlasse niemand ohne einen vollen Bauch und ein Geschenk die Suppenküche. „Das ist pure Wertschätzung."
„Die Inge, die macht das alles"
An einem der Tische sitzen Peter und Uwe. „Die Inge, die macht das alles. Bei ihr kann man sich auch ausheulen und mit allen Sorgen zu ihr kommen. Sie hilft uns", sagt Peter. Seine Kinder leben weit weg und nach einem Schlaganfall im vergangenen Jahr braucht er einen Rollator für den Weg in die Suppenküche. „Seit dem Tod meiner Frau bedeutet mir Weihnachten nichts mehr." Über das große Geschenk, das er an diesem Abend bekommt, freut er sich trotzdem. Wichtiger sind ihm jedoch Gespräche wie mit Uwe, der kurz vor Weihnachten seinen Job in einer Buchverpackung verloren hat. „Wer als letzter kam, musste als erster gehen", sagt er. In der Suppenküche ist Uwe zum ersten Mal. Er hat von diesem ganz besonderen Heiligabend in der Bahnhofsmission erfahren.
Mit der Weihnachtsfeier wird zugleich das Suppenküchenjahr beendet. Die Betriebsferien gehen bis zum 3. Januar, am 6. Januar startet dann der Wintermittagstisch. Das zusätzliche Angebot immer montags von 16 bis 19 Uhr soll den Menschen helfen, besser durch die kalte Jahreszeit zu kommen.