Gütersloh

Warum die Gütersloher Suppenküche am Tag der Armut in der Innenstadt aufgetischt hat

Die Initiatoren beobachten, dass die Zahl der Schicksale stark ansteigt. Besonders betroffen sind Frauen, deren Rente nicht zum Leben reicht.

Bei Helga Pollmeier (v. l.), Inge Rehbein und Linda Riedel gibt es warme Suppe und ein Lächeln für alle. | © Nicole Hille-Priebe

18.10.2019 | 18.10.2019, 09:00

Gütersloh. Ein paar Stunden Ruhe, ohne zu frieren und mit einer warmen Mahlzeit auf dem Tisch, eine Dusche und Toiletten, ein Lächeln und Gespräche – all das und mehr bietet die Suppenküche ihren Besuchern, die das Angebot regelmäßig dankbar annehmen. Viele Bürger bekommen von der Arbeit, die in den Räumlichkeiten an der Kirchstraße geleistet wird, jedoch kaum etwas mit. Seit sieben Jahren zieht die Suppenküche daher am offiziellen Tag der Armut (17. Oktober) auf den Platz vor die Martin Luther Kirche, um kostenlose Suppe auszuteilen und über die Armutssituation in Gütersloh zu berichten.

„Eine warme Mahlzeit am Tag braucht jeder Mensch"

„Eine warme Mahlzeit am Tag braucht jeder Mensch", sagt Suppenküchen-Chefin Inge Rehbein und füllt noch eine große Kelle Kürbissuppe in die Schale. Das Ambiente ist ein bisschen wie Vesper-Kirche light: Auf dem Berliner Platz ist Wochenmarkt, so dass einige Passanten hängenbleiben und die Gelegenheit für eine kleine Pause nutzen. Neben ihnen sitzen Obdachlose oder Menschen, die von Altersarmut betroffen sind und nicht nur die Suppe, sondern vor allem die Gesellschaft genießen. Inge Rehbein freut sich über jeden neuen Gast. „Viele Wochenmarktbesucher sind jedoch mit sich selbst beschäftigt und sehen lieber weg. Sie wollen sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen – dabei können wir gar nicht genug darüber reden."

Neben einigen Lokalpolitikern schaut auch Jürgen Jentsch vorbei. Der Sozialpolitiker und Vorsitzende der Landesseniorenvertretung NRW beobachtet die Armutsentwicklung in Gütersloh sehr genau. „Die Altersarmut nimmt auch bei uns extrem zu. Eine Folge davon ist die massive Vereinsamung und Isolation, unter der die Menschen leiden." Schon lange fordere er von der Politik öffentliche Begegnungsstätten für diese Zielgruppe.

Isomatten und Schlafsäcke sollen das Leben ein bisschen erleichtern

Bei den Besuchern der Suppenküche geht es in den kommenden Wochen und Monaten aber zunächst um handfestere Themen. „Besonders in der kalten Jahreszeit verteilen wir an die Erwachsenen Isomatten und Schlafsäcke, die ihnen das Leben ein bisschen erleichtern. Wer jetzt noch draußen auf der Parkbank übernachtet, braucht warme Sachen", erklärt Inge Rehbein, die 2003 mit 15 Gästen und 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern startete.

Heute betreut die Suppenküche mit 120 Ehrenamtlichen und zehn Beschäftigten mehr als 180 Erwachsene und 170 Kinder. „Es ist traurig, wie stark die Armut gewachsen ist." Maßgeblich dafür verantwortlich sei die Hartz-IV-Reform mit Sätzen, die kaum ausreichten, um genug Essen kaufen zu können. Weitere Gründe für die Armutsfalle seien neben geringen Renten vor allem Überschuldung und Suchterkrankungen. „Besonders zum Ende des Monats kommen zunehmend Menschen, denen das Geld schlicht ausgegangen ist."

Im Januar gibt es montags einen Wintermittagstisch

Für Erwachsene ist die Suppenküche an jedem Mittwoch von 16 bis 19 Uhr geöffnet, ab Januar gibt es immer montags zusätzlich einen Wintermittagstisch. Als Kooperationspartner bieten außerdem die Malteser an jedem dritten Sonntag im Monat eine Essensausgabe an. „Bei Kindern ist der Bedarf anders. Sie sind unsere Zukunft, auf die muss man aufbauen", betont Rehbein. Sie werden montags, dienstags und freitags in der Kinderküche „Die Insel" betreut und bewirtet.

Wer sich engagieren möchte, ist willkommen. Kontakt: info@gt-suppenkueche.de