Besondere Weihnachtsaktionen für Suchtkranke und Einsame im Kreis Gütersloh

Kreis Gütersloh. Weihnachten ist die Zeit, die man im Kreis der Lieben verbringt - so zumindest die Idealvorstellung. So ist das aber längst nicht bei allen. Einige Menschen erinnert gerade diese Zeit schmerzlich an ihre Verluste und sie leiden unter Einsamkeit. Nicht selten werden die Festtage so zur Zerreißprobe. Um dem entgegenzuwirken, veranstaltet der Caritasverband des Kreises Gütersloh zwei Aktionen für Suchtkranke und Klienten der Tagespflegen - eine davon ist eine Premiere im Kreis. &bdquo;Aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zufolge gibt etwa jeder achte Bundesbürger über 80 Jahren an, einsam zu sein“, heißt es in einer Mitteilung des Caritasverbands des Kreises Gütersloh. &bdquo;Und diese Einsamkeit spüren die Menschen gerade an den Festtagen und auch an Silvester deutlich“, sagt Lars Riemeier, Leiter der Unternehmenskommunikation des Caritasverbands des Kreises Gütersloh, im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Dieses Gefühl der Einsamkeit könne krank machen. &bdquo;Einsamkeit ist eine Spirale“, sagt Riemeier. Depressionen, Suchterkrankungen und andere Krankheiten können die Folge sein. Drei Tagespflegen öffnen an Heiligabend und Silvester &bdquo;Das sollte so nicht sein, gerade an Weihnachten nicht“, sagt Thomas Plugge, Leiter der Caritas Tagespflege in Rheda. Daher haben sich die Tagespflegen in Herzebrock, Rheda und Wiedenbrück zum ersten Mal entschieden, an Heiligabend und Silvester tagsüber für ihre Klienten und Klientinnen zu öffnen und kleine Festlichkeiten zu veranstalten. &bdquo;Es gibt Gäste, für die der Aufenthalt das Highlight der Woche ist. Hier treffen sie Freunde, mit denen es ansonsten schwer wäre, den Kontakt zu halten. Und wenn die Tagespflege nun für mehrere Tage geschlossen ist, dann fehlen ihnen wichtige und lieb gewonnene menschliche Kontakte“, sagt Sarah Lüke, die neben der Tagespflege in Wiedenbrück auch noch die Einrichtung in Clarholz leitet. Lesen Sie auch: Mann aus dem Kreis Gütersloh organisiert seit zehn Jahren besondere Weihnachtsfeier Was an diesen Tagen passiert, haben die Gäste im Vorfeld selbst entschieden. &bdquo;Bei einer Tagespflege haben sich die Leute Kartoffelsalat mit Würstchen gewünscht“, sagt Riemeier und lacht. &bdquo;Obwohl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch einen üppigen Braten auf den Tisch gezaubert hätten.“ Es gibt Bescherung, sie spielen Spiele - die Senioren sollen es sich gut gehen lassen, denn zu Hause wären viele von ihnen ganz allein. Weihnachten ist für Suchterkrankte schwer Aber nicht nur ältere Menschen kämpfen während der Festtage mit Einsamkeit. Gerade an den Weihnachtstagen leiden viele suchtkranke Menschen unter ihren Lebensumständen, schildert Riemeier. Insbesondere, wenn sie zusätzlich von Wohnungslosigkeit bedroht sind oder ohne Familie leben. &bdquo;Für sie ist es eine harte Zeit“, sagt Riemeier. Diese drei Tage, die andere mit ihren Familien verbringen, kämen geballt auf sie zu. Da würden sie so richtig merken: Das ist anders bei mir. &bdquo;In dieser Zeit greifen viele wieder zur Flasche, um sich zu betäuben und die Einsamkeit nicht mehr so intensiv wahrzunehmen.“ Aus diesem Grund lädt die Caritas Sucht- und Drogenhilfe traditionell am letzten Tag vor Heiligabend alle Gäste ihres Kontaktcafés zu einer kleinen Weihnachtsfeier ein. In diesem Jahr fand diese in Form eines kleinen Weihnachtsmarktes statt. &bdquo;Die meisten haben an Weihnachten nicht viel, einige leben in eher schlechten Verhältnissen - daraus ist die Idee entstanden“, sagt Riemeier. Weihnachten ist Suchterkrankten immer noch wichtig Im Außenbereich am Hauptstandort des Caritasverbands gab es am Tag vor Heiligabend allerlei Leckereien, wie Bratwurst und Crêpes, dazu alkoholfreien Apfelpunsch. Rund 40 Gäste folgten der Einladung in diesem Jahr. Dabei sei den Drogenberatern auch deutlich geworden, dass Weihnachten trotz aller Schwierigkeiten im Leben von großer Bedeutung für die Klienten ist. &bdquo;Viele erzählten uns von ihren Kindheitserinnerungen zu Weihnachten mit den Großeltern“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Sofia Dück. &bdquo;Und selbst jetzt ist Weihnachten für sie ein wichtiger Teil im Jahresverlauf, den sie gerne feiern. Und wenn sie dafür keine Familie mehr haben, dann machen wir das gerne mit diesem Markt.“ Unter den Gästen waren nicht nur Stamm-Klienten anwesend, erzählt Ronja Koch, Drogenberaterin bei der Caritas: &bdquo;Es kamen einige neue Gesichter, die wahrscheinlich von Bekannten beziehungsweise in der Szene von unserem Weihnachtsmarkt erfahren haben. Denen konnten wir somit auch unser Beratungs- und Unterstützungsangebot vorstellen. Hoffentlich werden wir diese Menschen wiedersehen.“ Die Stillen fallen zur Weihnachtszeit nicht auf Gleichzeitig bietet der kleine Weihnachtsmarkt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Caritasverbands die Möglichkeit, die Klienten noch einmal zu sehen. &bdquo;Wir machen uns Sorgen, wenn wir die Klienten lange nicht gesehen haben. Die Erfahrung zeigt, dass oft etwas Schlimmes passiert ist“, sagt Riemeier. Lesen Sie auch: Notdienst im Kreis Gütersloh: Diese Apotheken haben an Weihnachten geöffnet Wenn sich dann jemand zum Weihnachtsmarkt angemeldet hat und dann nicht komme, sei das für die Mitarbeiter ein Grund, dem hinterherzugehen. &bdquo;Jedes Jahr haben wir ein paar Todesfälle. Auch an die wird beim Weihnachtsmarkt gedacht.“ Er appelliert an die Bevölkerung, besonders jetzt in der Weihnachtszeit gut hinzusehen. &bdquo;Es sind die Stillen, bei denen wir genau hingucken müssen. Die fallen in der Weihnachtszeit einfach nicht auf.“

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