Kreis Gütersloh

Waschbär wird im Kreis Gütersloh immer mehr zum Problembär

Problematische Wildtiere, ob eingewandert oder heimisch, gibt es auch in der Region, denn sie breiten sich stetig aus. Der Waschbär steht hier besonders im Fokus - sowie ein Neuzugang.

Putzig sieht er aus: Der Waschbär kann in Vielzahl aber zur Bedrohung für andere Wildtiere werden. Seit 2016 steht er auf der Unionsliste als etablierte unerwünschte Art. | © Pixabay/Symbolbild

Irja Most
18.11.2019 | 18.11.2019, 12:34

Kreis Gütersloh. "Katze im Baum", der Klassiker unter den Feuerwehreinsätzen, wenn es um Tierrettung geht, entpuppte sich jüngst für die Feuerwehr in Gütersloh als ungewöhnlicher Einsatz, denn im Baum hockte ein Waschbär, der zwar kurz im Kescher zappelte, dann aber lieber das Weite suchte. Der Waschbär ist ein wahrer Kletterkünstler und kommt problemlos Hauswände hoch. Für die Feuerwehr Gütersloh nach eigenen Angaben der erste Einsatz dieser Art.

Dabei gibt es von den pelzigen Tieren, die ursprünglich in Nordamerika beheimatet waren, im Kreis Gütersloh mittlerweile ganz schön viele. Die Anzahl der Waschbären ist in den vergangenen fünf Jahren stetig gestiegen. Gemessen wird die Entwicklung an den sogenannten Streckenzahlen, hier wird festgehalten, wie viele Tiere durch Jäger erlegt wurden. Waren es im Jagdjahr 2014/15 noch 261 Tiere, hatte sich die Zahl 2018/19 mit 800 mehr als verdreifacht, berichtet Dieter Schönknecht von der Kreisjägerschaft Gütersloh.

Vordringen in Siedlungen

Von einem dramatischen Problem will Markus Zimmer von der Kreisjägerschaft aktuell noch nicht sprechen. Nicht wie das in Kassel der Fall ist. Die Stadt gilt als Europas Waschbär-Hochburg. Die Pelztiere bevölkern inzwischen die Innenstadt, die Anwohner werden nach Medienberichten der Hinterlassenschaften kaum noch Herr. Das erste Paar in Deutschland wurde 1934 am hessischen Edersee ausgesetzt, heißt es bei Wikipedia. In Vielzahl kann der Waschbär zur Bedrohung für andere Tierarten werden, denn bei dem Pelztier handele es sich um einen Nesträuber, weiß Zimmer.


Der Waschbär habe zudem keine natürlichen Feinde, sei ein Allesfresser und ein Weibchen bringe im Frühjahr zwei bis vier Junge zur Welt, erläutert Schönknecht. "Immer stärker rücken auch Städte, Gemeinden und Dörfer in den Lebensmittelpunkt von Waschbären", so der Jäger. Die von Menschen besiedelten Orte zögen durch ihr vielfältiges Nahrungsangebot die Waschbären an. Essensreste in Mülltonnen, Hunde- und Katzenfutter auf den Terrassen von Haustierhaltern und Biotonnen in den Gärten machten es ihnen leicht, Fressen zu finden.

Übernachtungsmöglichkeiten fänden sie in Garagen, Dachstühlen und Gartenhäusern. Um die Ausbreitung des Tieres in Schach zu halten, denn der Waschbär macht auch vor immer seltener werdenden Vogelarten nicht Halt, müsse er bejagt werden. Inzwischen habe er sich als fester Bestandteil der Kulturlandschaft etabliert.

Marderhund wandert westwärts

Der Marderhund könnte ebenfalls zu einer Gefahr für die heimische Tierwelt werden, befürchtet die Kreisjägerschaft. - © Pixabay/Symbolbild
Der Marderhund könnte ebenfalls zu einer Gefahr für die heimische Tierwelt werden, befürchtet die Kreisjägerschaft. | © Pixabay/Symbolbild

Doch auch die Entwicklung anderer Wildtiere bereitet den Jägern Kopfzerbrechen. Sorge macht ihnen der aus Asien stammende Marderhund, der bereits im Osten vor allem in Mecklenburg-Vorpommern präsent ist und immer weiter gen Westen wandert. Im Kreis Gütersloh hält sich der Bestand noch auf sehr niedrigem Niveau mit sieben an der Höchstzahl im Jagdjahr 2016/17, Schönknecht rechnet damit, dass es in den nächsten Jahren mehr werden.

Erst in den 1990er-Jahren wurde der Marderhund laut Nabu NRW im hiesigen Bundesland nachgewiesen. Aktuell liegen demnach Nachweise aus wenigstens 27 von 54 Kreisen und Städten vor. Dabei stammten alleine 114 von 215 Meldungen seit 1985 aus den Kreisen Lippe, Paderborn und Höxter. Erst seit 2019 steht er auf der Unionsliste invasiver Arten, die als problematisch angesehen werden.

Bisam und Nutria, ursprünglich aus Nord- bzw. Südamerika, haben es durch ihre rege Bautätigkeit und den damit im landwirtschaftlichen Bereich angerichteten Schäden bereits bis auf die Agenda der Politik geschafft. Der Kreis Gütersloh hat seit August eine sogenannte Schwanzprämie auf den Fang ausgelobt, ob diese Wirkung zeige, kann Schönknecht zu einem solch frühen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.

Einige heimische Arten sind den Jägern ebenfalls ein Dorn im Auge. vor allem die Rabenkrähe räume systematisch die Gelege von Vogel- und Federwildarten ab. Die Zahl hielt sich in den vergangenen fünf Jahren konstant hoch mit mehr als 4800 Stück pro Jagdjahr.

Wieder mehr Wildschweine erwartet

Das gute Nahrungsangebot der Landwirtschaft befördere auch die Vermehrung von Wildschweinen im Kreis Gütersloh. Vor allem in Maisfeldern machten es sich die Schwarzkittel gerne bequem. Die guten Mastjahre mit vielen Bucheckern und Eicheln täten das ihrige dazu. Aufgrund der Afrikanischen Schweinepest sank die Streckenzahl durch stärkere Bejagung auf zuletzt 59 Stück, aber auch hier erwartet Schönknecht für die Zukunft wieder einen kontinuierlichen Anstieg.

Der Wolf hat sich im Kreis Gütersloh bisher nur sporadisch blicken lassen. Im April 2019 gab es einen Nachweis in Rietberg und 2018 drei in Schloß Holte-Stukenbrock. Eine Ansiedlung sieht Schönknecht in naher Zukunft eher nicht.