Schloß Holte-Stukenbrock

Großraumjagd auf Wildschweine

Afrikanische Schweinepest: Die Jäger in SHS und Hövelhof arbeiten zusammen, um der Wildschwein-Seuche vorzubeugen. Der beratende Berufsjäger Peter Markett erklärt das Vorgehen bei der kreisübergreifenden Jagd.

Schwarzwild: Noch sind Wildschweine wie diese in Schloß Holte-Stukenbrock und Umgebung gesund. Doch jüngst sind Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Belgien gemeldet worden. Die Jäger planen nun eine Seuchen-Prophylaxe. | © andreas frücht

Noah Matzat
14.10.2018 | 14.10.2018, 08:17

Schloß Holte-Stukenbrock.Die afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Vormarsch. Es gibt Meldungen von Fällen in Osteuropa und jetzt auch in Belgien. Die Jäger in den Kreisen Gütersloh und Paderborn möchten deshalb zusammenarbeiten, um eine ASP-Prophylaxe zu organisieren. Um die Jäger auf diese Aufgabe vorzubereiten, sprach Peter Markett, Vorsitzender des Landesverbands der Berufsjäger Nordrhein-Westfalen, vor den Verantwortlichen der beiden Kreise. Die 17 Jagdreviere in SHS müssen gemeinsam Bestände regulieren, nur so könne es funktionieren, sagt Hegeringleiter Wilfried Schmelter.

Ähnlich formuliert es Wolfgang Schwentker, Leiter der Abteilung Ordnung im Kreis Gütersloh: „Wir können die Aufgabe nicht alleine stemmen, sondern nur, wenn wir alle zusammenarbeiten. Auch kreisübergreifend.“ „Die Aufgabe“, damit meint Schwentker die Bejagung von Schwarzwild, also Wildschweinen. Denn die Afrikanische Schweinepest breitet sich aus. 2014 kamen Meldungen auf, dass ASP in zwei Regionen Litauens festgestellt wurde. Und damit auf dem Gebiet der Europäischen Union.

Mittlerweile sind Fälle bei Wild- und Hausschweinen auch in Polen und Tschechien bekannt. Mitte September konnte die Seuche das erste Mal in Belgien nachgewiesen werden.

Die Jäger aus SHS und Hövelhof sind besorgt. Sollten Fälle der Krankheit in Deutschland auftauchen, droht ein langer Kampf gegen die Seuche. Auf Sardinien existiert ASP seit 25 bis 30 Jahren, ohne dass ein Rezept gegen die Seuche gefunden worden ist, sagt Ulrich Bultmann, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer NRW.

„Motor der Reproduktion“

Peter Markett und Martin Fuhrlmeier, der das Projekt mitorganisiert hat, hatten sich bereits bei einer Begehung der Jagdreviere ein Bild von den geografischen Gegebenheiten gemacht. Peter Markett als beratender Berufsjäger erklärt vor den Jägern aus SHS und Hövelhof, wie eine Zusammenarbeit aussehen muss und warum sie wichtig ist. „Es geht um eine revierübergreifende Großraumjagd.“

Denn die Jäger rechnen mit einer simplen Formel. Je weniger Tiere – in diesem Fall an Wildschweinen –, desto geringer ist die Ansteckungsgefahr. So hoffe man, dass falls einzelne Fälle gemeldet werden, wenigstens die Ausbreitung der Seuche verlangsamt werden könnte.

Besonders Schloß Holte-Stukenbrock und Umkreis seien gefährdet, erzählt Hegeringleiter Wilfried Schmelter. Denn hier fänden sich optimale Bedingungen für Wildschweine. „Im weiteren Sinne haben wir schon zusammengearbeitet, aber das muss sich jetzt auch vor allem zwischen Hövelhof und Schloß Holte-Stukenbrock noch deutlich intensivieren“, sagt Schmelter.

Unter der Verantwortung eines Jagdleiters schließen sich Reviere zu einer großen Jagd zusammen. Das sei sehr effektiv, sagt Markett. So stellt er sich das System vor. Die Jäger aneinanderliegender Reviere sind auf ihren Posten und warten auf die Wildschweine. Hat ein Jäger Wildschweine erlegt, dann kommen die restlichen nicht zur Ruhe, sondern laufen in ein anderes Revier wieder direkt in das Fadenkreuz eines weiteren Jägers.

Keine Schädlingsbekämpfer

„Das Wild mehrfach dem Jäger vorführen“, nennt es der Berufsjäger. Und so geht es über die Jagddauer von vier Stunden. Die Jäger sollen besonders darauf achten, Frischlinge zu erlegen. „Wir sind keine Schädlingsbekämpfer. Wir müssen systematisch an diese Sache herangehen“, sagt Peter Markett und erklärt: Nicht einmal einjährige Frischlinge können selber schon trächtig sein. So kann sich eine Wildschweinpopulation sehr schnell vermehren.

Die Jäger müssen deshalb versuchen, diesen „Motor der Reproduktion“ zu verlangsamen. Es gehe darum, mindestens den Jahreszuwachs zu erlegen, damit die Jäger die Population regulieren können.

Heiner Bühlbecker vom Ordnungsamt Paderborn sitzt ebenfalls mit am Tisch. „Wir als Behörde können nur die Rahmenbedingungen geben. Für ein erfolgreiches Gelingen sind die Jäger allerdings selbst verantwortlich“, sagt er. Er begrüßt die Entscheidung, zusammenarbeiten zu wollen, und appelliert gleichzeitig an die Jäger, von allen erlegten Wildschweinen Proben zu nehmen und auf den ASP-Virus testen zu lassen. Nur so könne man sicher gehen, ob Tiere infiziert seien oder nicht.

Die Infektion ist tödlich

Bei der Afrikanischen Schweinepest handelt es sich laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) um eine Virusinfektion, die für Haus- und Wildschweine tödlich ist. Ein bis drei Tage nach der Ansteckung gelangt der Virus in den Blutkreislauf und befällt anschließend die Körperorgane. Die erkrankten Tiere scheiden den Virus über Kot, Harn oder Nasensekret aus, was eine Ansteckungsgefahr darstellt. Die Infektion endet für die erkrankten Tiere tödlich.

Für die Zusammenarbeit: Wilfried Schmelter, Heiner Bühlbecker, Heinz Bultmann, Wolfgang Schwentker, Peter Markett, Ulrich Bultmann, Martin Furlmeier, Dieter Wortmeier. - © Noah Matzat
Für die Zusammenarbeit: Wilfried Schmelter, Heiner Bühlbecker, Heinz Bultmann, Wolfgang Schwentker, Peter Markett, Ulrich Bultmann, Martin Furlmeier, Dieter Wortmeier. | © Noah Matzat

Laut BMEL stellt sie für den Menschen keine Gefahr dar. ASP ist sehr widerstandsfähig und kann sowohl über Fleischprodukte, als auch über Transportfahrzeuge übertragen werden. Sollte der Virus in einem Schweinemastbetrieb nachgewiesen werden, hätte das erhebliche Folgen. Alle Tiere des Bestands würden geschlachtet werden. Das würde bei betroffenen Betrieben einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Kommt es tatsächlich in Zukunft zu einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in der Region, gebe es einen Jagdstopp. Für 21 Tage dürfe nicht mehr gejagt werden, erklärt Peter Markett. Denn so soll dafür gesorgt werden, dass in dem betroffenen Gebiet zunächst keine Unruhe in die Rotten gebracht und durch fliehende Wildschweine die Verbreitung des Virus nicht noch beschleunigt wird.

Genauso sei es auch kürzlich in Belgien auf einer Fläche von 63.000 Hektar abgelaufen, nachdem dort die Fälle der Seuche bekanntgeworden sind.

INFORMATION


Neuigkeiten vom Wolf

Am vergangenen Sonntag wurden in der Nähe des Truppenübungsplatzes Senne zwei neue Wolfssichtungen gemeldet. Dieter Wortmeier vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW sagt: „Diese Sichtungen sind allerdings nicht bestätigt.“ Zwei Jäger meldeten, dass sie einen Wolf gesehen hätten. Zwischen den beiden Sichtungen lagen ungefähr 30 Minuten. „Da keiner der beiden ein Foto geschossen hat, können wir nichts nachweisen.“ Nach zwei Rissen war die Existenz mindestens eines Wolfes durch DNS-Proben bewiesen worden.