Bauherren können Solarstrom an Stadtwerke Bielefeld verkaufen – aber nur für 50 Euro im Jahr

Bielefeld. Die Bauherren im Neubaugebiet Blackenfeld haben ihrem Unmut schon mehrfach Luft gemacht. Nicht nachvollziehbar ist für viele, dass sie mit der vorgeschriebenen Solaranlage, die 50 Prozent der Dachfläche bedecken muss, nicht ihre Wärmepumpen betreiben können. Stattdessen müssen sie laut Vertrag den Wärmepumpenstrom 15 Jahre lang von den Stadtwerken beziehen – für 32 Cent pro Kilowattstunde. Während einer Diskussionsveranstaltung im Januar hatten Mitarbeiter des kommunalen Versorgers einen möglichen Kompromiss aufgezeigt. So könnten Baufamilien selber zu Stromlieferanten werden und ihren Strom, den sie nicht selber für Haushaltsgeräte benötigen, an die Stadtwerke verkaufen. Inzwischen hat Holger Mengedoth, Geschäftsbereichsleiter Wärme, eine Modellrechnung aufgemacht, die er jetzt im Vilsendorfer Gemeindehaus im Beisein von Bauherren und Bezirksbürgermeister Mike Bartels (SPD) vorstellte. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Beim Verkauf des Stroms würden nicht viel mehr als 50 Euro pro Jahr für die Baufamilien herausspringen. &bdquo;Unser Ankaufspreis beträgt 11,12 Cent pro Kilowattstunde. Bei 500 Kilowattstunden beträgt das jährliche Entgelt 55 Euro netto“, sagt Mengedoth. Allerdings würde sich der Marktpreis für Solarenergie jedes Jahr ändern. Die Einspeisevergütung des Netzbetreibers &bdquo;TenneT“ betrage zurzeit 7,94 Cent. .responsive23-8f5ota7TZD3PpmYL-map-baugebiet-blackenfeld { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8f5ota7TZD3PpmYL-map-baugebiet-blackenfeld { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8f5ota7TZD3PpmYL-map-baugebiet-blackenfeld { padding-top: 142.86%; } } Stadtwerke Bielefeld: Aufwand lohnt sich nicht Wer sich für das Modell des kommunalen Versorgers entscheide, müsse einen Stromliefervertrag abschließen und ein Gewerbe anmelden. &bdquo;Nach Einschätzung der Stadtwerke Bielefeld lohnt sich der Aufwand nicht, wird aber als Option angeboten“, erklärt der Geschäftsbereichsleiter. Am effektivsten sei es, wenn der produzierte Strom im Haushalt verbraucht werde, beispielsweise für Elektrogeräte und Elektroautos. Der Idealfall sei, einen Speicher zu nutzen. Bezirksbürgermeister Mike Bartels (SPD) kritisiert den Anschlusszwang, die lange Vertragsbindung und die Kostensteigerung. Bauherren hätten keine anderen Möglichkeiten mehr und müssten sich an das kalte Nahwärmenetz in Vilsendorf anschließen, weil es kein Gasnetz mehr gebe. &bdquo;Das werden wir in künftigen Baugebieten in der Form nicht mehr machen“, betont Bartels. Aus politischer Sicht könne man das Bebauungsplanverfahren nicht mehr befürworten. Lesen Sie auch: Wärmepumpen-Streit in Bielefeld: Ist das die Lösung für die Bauherren? Holger Mengedoth erinnert daran, dass das Konzept an Fördergelder gebunden ist: &bdquo;Die Fördermittelgeber erwarten regelmäßig einen Bericht.“ Dabei stelle auch er sich die Frage, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, 50 Prozent der Dachfläche mit Photovoltaikmodulen zu bestücken. Ein Anwohner möchte wissen, ob er nach der Vertragsdauer eine eigene Wärmepumpe anschaffen und einen Vertrag mit einem anderen Stromlieferanten abschließen kann. Projektleiter Dirk Vilmar bestätigt, dass sich Grundstücksbesitzer theoretisch nach der festgelegten Zeit von 15 Jahren &bdquo;abkoppeln“ könnten. Eine gute Nachricht hatten die Mitarbeiter der Stadtwerke am Ende doch noch. So reduziere sich der Wärmepumpentarif für alle im Blackenfeld um 0,73 Cent pro Kilowattstunde. Auch interessant: &bdquo;Ganzes Projekt absurd“: Bauherren am Bielefelder Blackenfeld sauer auf Stadtwerke

Meistgelesen