Bielefeld verschärft Kontrolle der Biotonnen: Damit ist bei Verstößen zu rechnen

Herr Böckmann, was bedeutet die bundesweite Neuerung der Bioabfallverordnung für Bielefeld? Thomas Böckmann: Die neue Bioabfallverordnung hat ein klares Ziel: Bioabfall muss sauberer werden – also ohne Plastik, Glas oder andere Fremdstoffe sein. Der Anteil an Fremdstoffen im Bioabfall darf daher ab dem 1. Mai nicht mehr über dreiProzent liegen. Der Anteil an Kunststoffen darf sogar nur noch maximal ein Prozent betragen. Denn je sauberer der Bioabfall ist, desto besser lässt er sich verwerten – zum Beispiel für Kompost oder Biogas. Für die Bürgerinnen und Bürger heißt das: Wer gut trennt, spart Geld, sorgt für stabile Abfallgebühren und schützt das Klima. Wie wird das künftig kontrolliert? Sowohl die Stadt Bielefeld als öffentlich-rechtlicher Entsorger als auch die Betreiber der Bioabfallanlagen sind in der Pflicht. Daher wird künftig genauer kontrolliert, ob in der Biotonne nur das drin ist, was auch hineingehört. Wenn zu viele Störstoffe enthalten sind, darf der Inhalt nicht mehr als Bioabfall verwertet werden – das wird teurer für alle. Das Kontrollsystem ist künftig zweistufig aufgebaut. Der Umweltbetrieb wird stichprobenartig Biotonnen grundstücksbezogen kontrollieren und die Anlagenbetreiber, die die Bioabfallverwertung als unsere Partner übernommen haben, kontrollieren jede Lkw-Anlieferung visuell. Laut Bundesgütegemeinschaft Kompost gilt: Mehr als zehn sichtbare Kunststoffteile (über zwei Zentimeter) gelten als auffällig. Dieser Wert dient als Orientierung – ist aber kein offizieller Grenzwert. Wie hoch ist eigentlich die aktuelle Fremdstoffquote im Biomüll bundes- und landesweit sowie in Bielefeld? Bundesweit liegt der Anteil bei rund fünf Prozent. In NRW laut Umweltministerium zwischen drei und sieben Prozent, je nach Region und kommunaler Vorgaben. Diese Werte basieren auf Stichproben und Schätzungen. Für Bielefeld gibt es ebenfalls nur Schätzungen – zwischen drei und sechs Prozent. Unser Verwerter sagt: Die Qualität des Bioabfalls aus Bielefeld ist überwiegend gut. Nur wenige Anlieferungen seien stark verschmutzt. Eine genau messbare Quote gibt es für Bielefeld derzeit aber nicht. Neue Regeln für Biomüll: Ab Mai 2025 wird mehr kontrolliert Was planen Sie, um diese Quote in Bielefeld zu senken? Wir setzen im ersten Schritt auf Information statt Strafe. Unsere Botschaft: Wer gut trennt, schützt Umwelt und Geldbeutel. Geplant sind Informationskampagnen und der Beitritt zum Verein &bdquo;Wir für Bio“, der bundesweit Öffentlichkeitsarbeit für sauberen Biomüll macht. Außerdem werden wir im Laufe des Jahres ein Konzept für die Biotonnenkontrollen entwickeln. Lesen Sie auch: Neue Regeln für Altkleidersammlung ab 2025 Wie soll die Kontrolle der rund 43.000 ganzjährig genutzten Biotonnen und 8.500 Saisonbiotonnen in Bielefeld konkret vor Ort erfolgen? Das Konzept wird aktuell noch erarbeitet. Üblicherweise werden stichprobenartige Sichtkontrollen durchgeführt – also geschaut: Ist Plastik sichtbar? Sind Störstoffe drin? Bei offensichtlichem Überschreiten der Störstoffquote würde die Biotonne nicht geleert und die Grundstückeigentümer informiert. Wie viele Stellen sind für die Kontrollen geplant? Es werden entweder zwei Teilzeitkräfte die Tonnen bei den Abfalltouren kontrollieren oder mehrere Aushilfskräfte, die dann in einem zeitlich abgesteckten Rahmen und dafür dann flächendeckend für die Kontrolle sorgen. Kann eine stichprobenartige Kontrolle wirklich effektiv sein? Ja, denn es geht nicht darum, jede einzelne Tonne zu prüfen – sondern ein Zeichen für mehr Aufmerksamkeit zu setzen. Wer sieht, dass kontrolliert wird, denkt mehr über richtige Trennung nach. Die Kontrolle läuft so ab: Der Deckel wird angehoben, der Inhalt wird nur visuell überprüft. Bei Verstößen gibt es Hinweisanhänger. Das ist alles? Oder sind weitere Sanktionen für Bürgerinnen und Bürger geplant, die ihre Tonne des Öfteren falsch befüllen? Bei wiederholtem Verstoß wird die Tonne nicht geleert. Ändert sich dann immer noch nichts, wird in einem weiteren Schritt die Tonne eingezogen und durch eine kostenpflichtige Restmülltonne ersetzt, aber das passiert nur bei mehrfacher Fehlbefüllung. Den Einzug der Tonnen will aber niemand. Unser Ziel ist Information, nicht Strafe. Sanktionen sind das letzte Mittel. Lesen Sie auch: Biomüll günstig entsorgen: Bielefeld, Herford, Lippe planen Großprojekt Wird es auch Bußgelder für Verstöße geben? Bußgelder sind rechtlich möglich, aber aktuell nicht vorgesehen. Wir setzen auf Hinweise, Gespräche und Aufklärung. Ein Bußgeld wäre nur bei vorsätzlichem Fehlverhalten und nach mehreren Verwarnungen denkbar – wir gehen davon aus, dass das nicht vorkommen wird. .responsive23-yEbskKjfT5hQwFXW-pie-kreisdiagramm-abfall-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-yEbskKjfT5hQwFXW-pie-kreisdiagramm-abfall-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-yEbskKjfT5hQwFXW-pie-kreisdiagramm-abfall-in { padding-top: 142.86%; } } Wie soll es eigentlich in Mehrfamilienhäusern gelingen, den richtigen Verursacher von falsch befüllten Biotonnen zu erwischen? Das ist natürlich schwieriger. Wir werden dort eng mit den Hausverwaltungen und Eigentümern zusammenarbeiten. Wir wollen gemeinsam Lösungen finden, etwa durch Aushänge, Gespräche oder die Schulung von Hausmeistern. Wo in Bielefeld wird bei der Befüllung von Biotonnen eigentlich am meisten gesündigt? Dazu liegen keine öffentlich nutzbaren Daten vor. Grundsätzlich ist die Bioabfallqualität in Bielefeld gut. Sie muss aber &bdquo;sehr gut“ werden, damit wir aus dem Rohstoff Bioabfall das Beste herausholen können. Lesen Sie auch: Maden, Gestank, Feuchtigkeit: Vermeiden Sie diese fünf Fehler bei der Biotonne Wie hoch ist der biogene Anteil, der immer noch in Restmülltonnen landet, in Bielefeld und wie viel landes- und bundesweit? Im Bundesdurchschnitt liegt dieser Anteil bei etwa 40 Prozent. Für die Stadt Bielefeld wurde im Sommer 2024 sowie im Februar 2025 eine Analyse durchgeführt. Die endgültigen Ergebnisse und Analysen liegen noch nicht vor. Erste Ergebnisse zeigen einen biogenen Anteil von etwa 29 Prozent, also unterhalb des Bundesdurchschnitts. Die finalen Ergebnisse stehen noch aus. Es ist zu lesen, dass Sie den Einsatz von KI zur Überwachung und Messung des Biomülls testen oder getestet haben. Kommt die KI als Müllpolizist? Es stimmt, wir haben einen Test mit KI-Technik durchgeführt. Dabei wird der Müll optisch analysiert. Ergebnis: Die Technik funktioniert grundsätzlich, ist aber noch nicht ausgereift für einen stadtweiten breiten Einsatz. Über unsere Verbandsarbeit erhalten wir regelmäßig Infos über neue technische Entwicklungen – auch im Bereich KI. Langfristig ist ein Einsatz in Bielefeld denkbar und notwendig – aber erst, wenn die Technik ausgereift und wirtschaftlich ist. Lesen sie auch: Verdreckter Abfall: Das machen viele Bielefelder bei der Müllentsorgung falsch Und wie sieht es mit Überlegungen aus, Tonnen generell mit Chips auszustatten und so zu überwachen? Wann kommt das? Ja, der Umweltbetrieb Bielefeld möchte mittelfristig ein Behälteridentifikationssystem einführen. Ziel ist es, sogenannte Schwarztonnen zu erkennen – also Tonnen ohne Gebührenzahlung (geschätzt ca. eineinhalb bis zwei Prozent). Dieses Projekt ist jedoch zunächst mit den politischen Gremien abzustimmen. Das darf in die Biotonne: Obst- und Gemüsereste Kaffeesatz und Teebeutel Eierschalen Essensreste ohne Verpackung Gartenabfälle wie Laub, Zweige, Blumen Das darf nicht in die Biotonne: Plastik Glas Metall Windeln Zigaretten Staubsaugerbeutel Verpackungen Worin darf der Biomüll eingepackt sein? Zeitungspapier ist erlaubt, um feuchte Bioabfälle einzuwickeln – aber keine Illustrierten oder farbig bedruckten Hochglanzseiten Nicht erlaubt sind ebenfalls kunstoffbeschichtete Papierbeutel. Häufig werden sie als kompostierbar deklariert, was sie aber nicht sind. Detailinfos auf der Website der Stadt Bielefeld

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