Paderborn. Bereits seit Mai 2023 werden die Biotonnen im Stadt- und Kreisgebiet Paderborn kontrolliert, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt Paderborn. Durch die Kontrollen habe sich die Qualität in den einzelnen Biotonnen bereits verbessert, dennoch treten ab Mai durch die novellierte Bioabfallverordnung strengere Regelungen zur Störstoffquote im Bioabfall in Kraft.
Der A.V.E.-Eigenbetrieb Kreis Paderborn und der Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb Paderborn (ASP) sollen in den letzten Wochen die am Kreisentsorgungszentrum Alte Schanze angelieferten Bioabfälle kontrolliert haben, mit dem Ziel, eine grobe Einschätzung der aktuellen Störstoffquoten zu erlangen. In der Woche vom 27. bis zum 31. Januar wurden laut Pressemitteilung im Stadtgebiet 370 Tonnen Bioabfall gesammelt, was 50 Anlieferungen der Abfallsammelfahrzeuge am Umschlagplatz entspreche. Im Kreisgebiet waren es vom 3. bis zum 7. Februar insgesamt 510 Tonnen Bioabfall bei 69 Anlieferungen. Jede Anlieferung sei einzeln begutachtet worden und die Störstoffe optisch erfasst und gezählt.
Die Hälfte der Chargen sei als stark verunreinigt befunden worden und könne in Zukunft vom Kompostwerk abgelehnt werden. Die Stichproben würden somit zeigen, dass noch deutlich zu viele Störstoffe im Bioabfall zu finden seien. „Die optischen Kontrollen lassen jedoch noch keinen endgültigen Schluss auf den Masseanteil der Störstoffe zu, daher soll in den kommenden Monaten auch eine gewichtsmäßige Erfassung der Störstoffe erfolgen, durch die die optischen Ergebnisse evaluiert werden“, erläutert Enrico Franke (A.V.E.).
Ab Mai dürfen nur drei Prozent Fremdstoffe im Bioabfall enthalten sein
Die Novellierung der Bioabfallverordnung (BioAbfV) bringe verschärfte Regelungen zur Erfassung von Bioabfällen mit sich. Ab Donnerstag, 1. Mai, dürfen laut Pressemitteilung nur noch maximal drei Prozent Fremdstoffe im Bioabfall enthalten sein. Wird dieser Wert überschritten, soll der Kompostanlagenbetreiber den verunreinigten Bioabfall zurückweisen können.
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Bereits jetzt seien biologisch abbaubare Kunststoffe wie BAK-Beutel in Kreis und Stadt Paderborn verboten. Dabei gehe Paderborn keinesfalls einen Sonderweg. Vielmehr dürfen die als biologisch abbaubar gekennzeichneten Produkte in den meisten Kommunen der Bundesrepublik nicht über den Bioabfall entsorgt werden, heißt es weiter.
Der Bioabfall aus Paderborn wird in der Kompostierungsanlage Nieheim zu Biogas und hochwertigem Kompost verarbeitet. Störstoffe wie Glas und Kunststoff müssen mühevoll aussortiert werden, während entstehendes Mikroplastik in den Kompost und zurück in die Umwelt gelangt.
Über 116.000 Biotonnen wurden begutachtet
„Vor allem Plastik in Form von verpackten Lebensmittelabfällen oder mit Bioabfällen gefüllte Plastikbeutel sind ein großes Biotonnen-Qualitätsproblem“, erklärt Franke. „Biologisch abbaubare Biobeutel bauen sich in Kompostierungsanlagen nicht vollständig ab. Über die produzierte Komposterde aus Bioabfällen kann folglich Mikroplastik umweltgefährdend in unsere Böden, Flüsse und Meere gelangen.“
In Vorbereitung auf die neuen gesetzlichen Vorgaben wurden laut Pressemitteilung in Kreis und Stadt bereits in 2023 stichprobenartige Biotonnenkontrollen eingeführt. Zwei Mitarbeiter sollen seitdem täglich die zur Abfallsammlung bereitgestellten Biotonnen auf deren korrekte Befüllung geprüft haben. Über 116.000 Biotonnen seien so schon begutachtet worden.
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„Wir wollen nochmals an die Bürgerinnen und Bürger appellieren, darauf zu achten, nur Bioabfall über die Biotonnen zu entsorgen“, sagt Jonathan Geldmacher, Kreislaufwirtschaftsberater beim ASP. „Neben der ökologischen Wichtigkeit geht es allerdings auch um die Ökonomie: Überschreiten unsere Bioabfall-Anlieferungen den Grenzwert und werden vom Kompostwerk zurückgewiesen, kommen hohe Entsorgungskosten auf uns zu, die wir leider an die Bürgerinnen und Bürger weitergeben müssen.“
Hohe Bußgelder können anfallen
Verschärfte Abfallregeln können bei wiederholten Vergehen zu Bußgeldern für Privatpersonen führen, heißt es in der Pressemitteilung. Kommunen würden Fehlbefüllungen individuell handhaben, das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht Strafen bis zu 2.500 Euro vor. Einige Gemeinden im Kreis würden bereits Bußgelder verhängen, in Paderborn sei das noch in der Diskussion. Alle können zur Kompostqualität beitragen, indem sie ausschließlich Bioabfälle in die Biotonne werfen, keine anderen Fremdstoffe, um Zusatzkosten und Strafen zu verhindern.
Auch A.V.E. und ASP bleiben am Ball: „Wir tauschen uns regelmäßig mit Betreibern und anderen Kommunen in OWL über das Thema aus und versuchen auf diese Weise unseren Beitrag zu leisten“, sagt Geldmacher. Das nächste Treffen dieser überregionalen Gruppe findet im April in Paderborn statt.