Vorreiter in Deutschland

Neue Ausbildung in Bielefeld: Wie Freiwillige bald bei Hitze anderen helfen

Künftige Sommer sollen laut Forschern jede Menge Hitzewellen mit sich bringen, die bestimmte Gruppen vor Herausforderungen stellen. Die Stadt versucht, sich zu wappnen.

In den kommenden Jahren will Bielefeld sich für Hitzewellen wappnen. | © Jens Büttner/dpa

Jenny Westhues
30.07.2024 | 30.07.2024, 20:01

Bielefeld. Dass hohe Temperaturen für Seniorinnen und Senioren, pflegebedürftige Menschen sowie andere gefährdete Gruppen extrem gefährlich sein können, ist den meisten Menschen, die sich im Gesundheitsamt Bielefeld eingefunden haben, absolut klar.

Sie lassen sich dort zu sogenannten Hitzepatinnen und Hitzepaten ausbilden, um Menschen in solchen Wetterlagen helfen zu können. Die Ausbildung und der spätere Einsatz der Hitzepaten sind Teil des Hitzeaktionsplans der Stadt Bielefeld und eine gemeinsame Aktion der Stadt mit der Freiwilligenagentur Bielefeld und der Initiative Nachbarschaft (IN).

„Wir brauchen dringend Leute, die sich engagieren“, sagt Paul Plaßmann vom Gesundheitsamt. Der Stadt sei bewusst, dass das Thema in den kommenden Jahren immer wichtiger werde. Mit der Ausbildung von Hitzepaten sei Bielefeld Vorreiter in Deutschland.

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Wieso soll es künftig Hitzepaten geben?

„Durch den Klimawandel wird es vor allem in Mitteleuropa, also auch bei uns, zukünftig häufiger Hitzewellen geben“, sagt Plaßmann vom Team Gesundheitsförderung und Prävention der Stadt Bielefeld. Hierzu wurde auf Empfehlung des Seniorenrats ein sogenannter Hitzeaktionsplan erarbeitet, der verschiedenste Maßnahmen enthält. Ziel sei es, „die Bürgerinnen und Bürger vor den negativen Auswirkungen extremer Hitze zu schützen“.

Paul Plaßmann vom Bielefelder Gesundheitsamt erklärt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche Aufgaben künftig auf sie zukommen. - © Sarah Jonek Fotografie
Paul Plaßmann vom Bielefelder Gesundheitsamt erklärt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche Aufgaben künftig auf sie zukommen. | © Sarah Jonek Fotografie

Wie kann ich Hitzepate werden?

Hitzepatin oder Hitzepate kann jeder werden, der sich ehrenamtlich engagieren möchte und in Bielefeld wohnt. Eine Schulung beim Gesundheitsamt ist allerdings Pflicht. Die nächste Schulung ist am 12. August von 15 bis 17 Uhr. Interessierte können sich unter Tel. 0521 513556 oder per E-Mail an paul.plasmann@bielefeld.de anmelden. Kosten fallen nicht an.

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Wie können Hitzepaten helfen?

Hitzepatinnen und Hitzepaten können bei Bedarf Menschen unterstützen, die an heißen Tagen Hilfe brauchen. Die Art und Weise der Hilfe kann dabei unterschiedlich sein: Im Haushalt helfen, Unterstützung beim Einkauf leisten, Begleitung beim Spaziergang zu kühlen Orten oder einfach mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zudem kommen die Hitzepaten mit jeder Menge Informationen daher, beispielsweise wie die Wohnung am besten gekühlt wird oder welche Maßnahmen zusätzlich erforderlich sein können.

Wann spricht man von einer Hitzewelle?

„Von einer Hitzewelle spricht man, wenn die gefühlten Temperaturen an aufeinanderfolgenden Tagen über 32 Grad liegen und nachts nicht unter 20 Grad fallen“, erklärt Referent Henning Lehne, Facharzt für innere Medizin, psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Bielefeld. Durch hohe Luftfeuchtigkeit liege die gefühlte Temperatur an heißen Tagen über der gemessenen Temperatur. Insbesondere für ältere oder kranke Personen kann die Überschreitung bestimmter Werte der gefühlten Temperatur deshalb eine frühzeitige Warnung sein.

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Auch die erstellten Flyer bieten nochmal Tipps gegen Hitze. - © Sarah Jonek Fotografie
Auch die erstellten Flyer bieten nochmal Tipps gegen Hitze. | © Sarah Jonek Fotografie

Was ist das Hitzetelefon?

Das Hitzetelefon richtet sich an jeden, der Informationen zum Verhalten bei Hitze erhalten möchte. Interessierte müssen sich jedoch vorab registrieren und erhalten dann von Mai bis September im Fall akuter Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) telefonisch Verhaltenstipps. Dabei werden zwei Anrufversuche pro Tag zwischen 10 und 13 Uhr getätigt. Die Registrierung kann schon jetzt auf der Internetseite der Stadt Bielefeld unter www.bielefeld.de/hitzetelefon oder telefonisch ab August unter der Tel. 0521 5151200 erfolgen.

Wie bekomme ich Hilfe von den Hitzepaten?

Um Unterstützung durch Hitzepaten zu erhalten, müssen sich Interessierte vorab über das Hitzetelefon registrieren. Nach erfolgreicher Anmeldung meldet sich ein Mitarbeiter innerhalb von zwei Wochen für ein Erstgespräch, um den Ablauf bei einer Hitzewarnung zu erklären. Kommt es zu einer Warnung vor Hitze durch den DWD, erfolgt ein Anruf mit dem Hinweis, wann und wie lange die Hitzewarnung gültig ist, und mit Verhaltenstipps bei Hitze. Zum Ende des Telefonats wird gefragt, ob die Hilfe durch Hitzepaten in Anspruch genommen werden möchte.

Wann startet das Angebot?

Die Online-Anmeldungen für das Hitzetelefon sind bereits gestartet. Ab August ist auch die telefonische Anmeldung möglich.

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