Großer Zuspruch

Mehr als 25.000 Menschen demonstrieren in Bielefeld gegen Rechtsextremismus

Die Veranstaltung verläuft ohne größere Zwischenfälle. Bielefeld sendet ein Zeichen für Demokratie und eine offene Gesellschaft. Der Überblick des Abends.

Nicht nur der Jahnplatz war komplett gefüllt. Die Demonstrierenden drängten sich auch in der Bahnhofstraße, der Niedernstraße oder auf dem Niederwall. | © Paul Brinkmann

Bielefeld. Ganz Bielefeld hat am Dienstagabend ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Mehr als 25.000 Menschen waren zu einer Großdemo auf dem Jahnplatz zusammengekommen, zu der das „Bündnis gegen Rechts“ aufgerufen hatte. Es wurde eine der größten Demonstrationen, die Bielefeld bislang gesehen hat. Die Veranstaltererwartungen wurden deutlich übertroffen.

Das Wichtigste in Kürze:

Die Demonstration am Dienstagabend startete um 18 Uhr. Offiziell sollte sie um 19.25 Uhr enden. Es wurde später.

Klaus Rees vom Bündnis gegen Rechts freute sich über mehr als 25.000 Menschen in der Innenstadt.

Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen sprach sich gegen Extremismus und Populismus, insbesondere durch Vertreter der AfD aus.

Newsletter
Aus Bielefeld
Wöchentliche News direkt aus der Redaktion Bielefeld.

„Schön, dass wir so viele sind“, begrüßte um kurz nach 18 Uhr Oberbürgermeister Pit Clausen die Menschen. „Dann geht heute von Bielefeld, von uns, ein starkes Signal aus: für ein gleichberechtigtes, solidarisches Miteinander, gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung.“ Bereits ab 17 Uhr waren immer mehr Menschen auf den zentralen Innenstadtplatz geströmt. Auf Plakaten und Spruchbändern warben sie für ein tolerantes und buntes Bielefeld. In einzelnen Bereichen, etwa im Zugang zur Niedernstraße, war es so eng, dass es kaum noch ein Durchkommen gab.

„Es sind die Extremisten und Populisten, insbesondere der AfD, gegen die wir heute demonstrieren“, rief Clausen der Menge zu. „Ich finde es unerträglich, dass sie die Deportation von Millionen Menschen diskutieren. Sie treten unsere Vorstellungen von Mitmenschlichkeit mit Füßen“, nahm der OB Bezug auf die Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv, die inzwischen bundesweit zu Massenprotesten geführt haben.

NS-Machtübernahme vor 91 Jahren

Clausen erinnerte an die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 91 Jahren. „Sie war möglich, weil immer mehr Wählerinnen und Wähler auf die falschen Versprechen der Nazis reinfielen. Wir müssen aus unserer Geschichte lernen.“

„Keinen Millimeter nach rechts“, rief auch Anke Unger, stellvertretende Vorsitzende des DGB NRW, die Menschen auf, dem Extremismus keine Chance zu bieten. Sie griff ebenfalls die AfD direkt an. Die Partei stehe für „Spaltung, Hass und Deportation“. Der Aufschwung der AfD sei kein Automatismus. „Engagiert Euch deshalb auch nach dieser Demo! Geht in Bündnisse gegen Rechts. Engagiert Euch in Gewerkschaften, werdet Mitglied einer demokratischen Partei, geht in die Vereine oder Initiativen bei Euch vor Ort. Stärkt mit Eurem ehrenamtlichen Engagement die Demokratie.“

Breites Bündnis geschnürt

Den Organisatoren der Demo war es gelungen, ein breites Bündnis zu schnüren, dem sich immer mehr Gruppen und Institutionen angeschlossen hatten. So hatte Uni-Rektorin Angelika Epple Studierende und Beschäftigte der Hochschule aufgefordert teilzunehmen. Auch der DSC Arminia schloss sich unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ an. Bereits im Vorfeld hatten SPD, CDU, Grüne, FDP und Linke im Rat ihre Unterstützung zugesagt. Organisator Klaus Rees zog ein positives Fazit: „Ich bin absolut begeistert.“ Er berichtete von neuen Plänen, zum Beispiel ein Konzert „Rock gegen Rechts“ im Sommer.

In einer Talkrunde auf der Bühne fand Murisa Adilovic, Vorsitzende des Integrationsrates, auch kritische Worte für die aktuelle Politik. „Sie hat dazu beigetragen, dass sich der Populismus ausbreitet.“ Unterschiedliche Musikgruppen, darunter die Band „Flaute“, spielten auf. Ein Posaunenchor intonierte die Europahymne.

Ab 16 Uhr waren die Straßen rund um den Jahnplatz gesperrt worden. Bis 21 Uhr wurden alle Buslinien umgeleitet. Die Stadtbahnen hielten aus Sicherheitsgründen nicht am Jahnplatz. Zu Zwischenfällen kam es laut Polizeisprecher Michael Kötter nicht.

Der Liveticker zum Nachlesen

In unserem Liveticker haben wir Informationen sowie atmosphärische Eindrücke rund um die große Demo gesammelt. Mit vielen Fotos, Videos und Info-Schnipseln vom Bielefelder Jahnplatz.

Fotostrecke


11 Bilder
Über 25.000 Menschen bei Großdemo auf dem Bielefelder Jahnplatz

Mehr zum Thema: Bielefelder Protestforscherin über die besondere Kraft von Demonstrationen: „Straßenproteste wirken anders“

Proteste gegen rechts: Alle Demos in OWL in der Übersicht

Kommentar: Bielefeld setzt ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus