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"Mafia: Definitive Edition" im Test: So muss ein Remake aussehen

Kann das Remake das Versprechen auf eine gelungene Rückkehr nach Lost Heaven einlösen?

Besser als in der "Definitive Edition" sah Mafia nie aus. | © 2K

01.10.2020 | 06.08.2025, 11:47

Zu später Stunde findet jemand auf der Facebook-Seite der "Mafia: Definitive Edition" die passenden Worte. Seit ein paar Wochen ist klar, das einer der besten Story-Shooter, ach was, eines der besten Spiele überhaupt, ein Remake bekommt. Und das erste, was uns dazu einfällt ist das, was Stephen unter den Trailer postet: "Please don't fuck this up." Bitte, versaut das nicht.

Es braucht schon ein besonderes Spiel, um solche Emotionen zu triggern. "Mafia", erschienen 2002, war so ein Spiel. Die Geschichte des Taxifahrers Tommy Angelo, der zum Mafia-Scharfrichter aufsteigt, war so mitreißend erzählt, die Missionen so stringent durchkomponiert, die Stadt Lost Heaven - eine Mischung aus New York und Chicago - so stimmungsvoll, dass so mancher Spieler auch nach Jahren wenig Vergleichbares fand.

Das lag auch daran, dass die Nachfolger dem Original nicht das Wasser reichen konnten. "Mafia 2" verpasste es, seine Welt mit sinnvollen Aufgaben abseits der Story zu füllen. Der dritte Teil verhob sich beim Versuch, GTA zu imitieren. Und weil das Remake nun vom selben Studio wie Teil 3 stammt, gab es neben Vorfreude eben auch die obigen Sorgen.

Ein Fest für Kenner und Neueinsteiger

"Unser Fahrer liegt im Krankenhaus, du musst fahren." Das Autorennen war wegen des heftigen Schwierigkeitsgrades im Original berüchtigt. - © 2K
"Unser Fahrer liegt im Krankenhaus, du musst fahren." Das Autorennen war wegen des heftigen Schwierigkeitsgrades im Original berüchtigt. | © 2K

So viel sei verraten: Versaut hat Hangar 13 hier gar nichts. Wer das Original kennt, wird sich nicht nur in der Spielwelt sofort zurecht finden, sondern sich nach einigen Missionen verwundert die Augen reiben, wie sehr er oder sie bereit ist, die Anpassungen der Entwickler an modernes Spieldesign zu akzeptieren. Und Neueinsteiger kommen in den Genuss einer noch glaubwürdiger erzählten Geschichte.

Zugegeben: Anfangs stört uns als Kenner des Originals, dass die stimmungsvolle Menümusik des Originals oder die ikonischen Ladebildschirme fehlen, mit denen jede neue Mission begann. Sogar die Bar unseres Paten Don Salieri befindet sich in Little Italy ein ganz bisschen woanders, was kurz zu Orientierungsproblemen führt.

Das Spiel ist fast wie 2002 – das muss man mögen

Und das sind nur die wohlwollenden Kritikpunkte. So mancher Spieler ärgert sich im Netz lautstark darüber, die Spielwelt sei ja genauso leer wie im zweiten Teil, andere verzweifeln an den störrischen Autos und überhaupt hat dieses Remake ja wohl alle wichtigen Weiterentwicklungen beim Spieldesign der vergangenen Jahre verpennt. Das kann man so sehen.

Schon zum Release des Originals gab es Kritik daran, dass die Spielwelt Potenzial verschenkte und im Grunde nur die Kulisse für die Geschichte sei, durch die man zwar fahren, aber in der man nichts erleben konnte. Ob man mit dem Remake warm wird, hängt also davon ab, ob man dem Ansatz der Entwickler folgen kann, die Grundidee des Originals weitestgehend zu erhalten und nur sanfte Änderungen einzubauen.

Die Story bleibt, die Missionen sind leicht erweitert

Im buchstäblichen Hinterzimmer planen Don Salieri und seine Handlanger den nächsten Schlag gegen unseren Gegner: Don Morello. - © 2K
Im buchstäblichen Hinterzimmer planen Don Salieri und seine Handlanger den nächsten Schlag gegen unseren Gegner: Don Morello. | © 2K

Die gibt es nämlich und sie sind allesamt sinnvoll. Der Polizei können wir nun mit Speedbreaker-Sequenzen wie im Rennspiel "Burnout" entkommen, so manche überflüssige Fahrt durch Lost Heaven wurde gestrichen. Und generell passiert in den Missionen etwas mehr als früher.

Ein Beispiel: Wir sollen Schutzgeldprellern ein paar durchschlagende Argumente präsentieren, uns endlich zu bezahlen. Im Original prügeln wir uns mit dem Baseballschläger durch eine Gasse, am Ende erwischen wir den Oberpreller und fahren nach Hause.

Im Remake ist der Auftrag anders aufgezogen. Die Prügelarie in der Gasse verläuft nun auch über Häuserdächer und endet in einem Feuersturm, bei dem beinahe eine Fabrik in die Luft fliegt. Kann man unnötig pompös finden. Doch ehrlicherweise gehörte die Schläger-Schwingerei schon im Original zu den schwächeren Missionen. Und an der Richtung, die die Story an dieser Stelle einschlägt, ändert sich nichts.

Einziges Manko: Die Spielwelt ist noch immer nur Kulisse

Taxifahrer Tommy gerät unfreiwillig an die Mafia, akzeptiert deren Lebensstil dann aber lange, ohne ihn zu hinterfragen. - © 2K
Taxifahrer Tommy gerät unfreiwillig an die Mafia, akzeptiert deren Lebensstil dann aber lange, ohne ihn zu hinterfragen. | © 2K

Diese Philosophie begegnet uns im Remake an vielen Stellen und meist tut das dem Erlebnis gut. Dass die nun noch schönere Umgebung von Lost Heaven noch immer nur Kulisse ist, tut unseren 18 Jahre älteren Spielerherzen allerdings wirklich weh. Zu gern würden wir sie im Stile eines Assassin's Creed oder GTA erkunden und um ihre Geheimnisse erleichtern.

Doch das hätte für die Entwickler wohl eine zu deutliche Abkehr vom Original bedeutet. Und so zeichnet die Definitive Edition von "Mafia" im Grunde dasselbe aus wie das Original. Denn sie ordnet alles der Geschichte unter. Mehr noch: Sie verleiht etlichen Charakteren mehr Tiefe und verankert den Konflikt Salieris mit dem konkurrienden Don Morello besser in den Missionen. Auch wenn uns die alten Synchronstimmen unserer Kollegen Paulie und Sam wirklich, wirklich fehlen.

Das Schöne: Ob ihr das Spiel auf der Konsole oder dem PC erlebt (getestet haben wir beides), macht so gut wie keinen Unterschied. Beide Versionen laufen stabil und sehen klasse aus. Unterschiede findet nur, wer mit der Lupe sucht. Bei der Steuerung der Autos haben die Controller naturgemäß ein wenig die Nase vorn. Die Schusswechsel haben wir aber am liebsten mit Maus und Tastatur gespielt. Also alles wie 2002.

Fazit

Mafia ist Fan-Service im besten Sinne. Wer das Original kennt und liebt, der erkennt sofort, warum manche Änderung des Remakes eigentlich schon 2002 Not getan hätte. Die Story bleibt das Herzstück des Erlebnisses "Mafia", nur wird sie noch besser erzählt.

Die Figuren sind weniger Schablonen als vielmehr echte Weggefährten für Tommy, ihre Zweifel bei all dem Morden für ihren Boss bekommen mehr Raum. Das macht das Remake alles in allem tatsächlich zur definitiven, der endgültigen Art, dieses Spiel zu spielen. Und zwar für Veteranen wie für Neueinsteiger.

"Mafia Definitive Edition" ist für PS4, Xbox One und PC erhältlich, einzeln oder in der "Trilogy" mit Remastered-Versionen von Teil 2 und 3. Sie kostet rund 40 Euro (Einzelpreis) und hat von der USK keine Jugendfreigabe erhalten.

Der Trailer zum Spiel: