
Neuer Anime („Digimon Beatbreak“), neue TCG-Kartenspiel-App („Digimon Alysion“) und jetzt auch noch „Digimon Story Time Stranger“: Das Franchise erlebt in jüngster Vergangenheit eine wahre Wiedergeburt. Die langjährige und sehr treue Community rund um die digitalen Monster freut sich über das neu entfachte Interesse am Franchise.
In einem schwierigen Duell mit Pokémon in den vergangenen Jahrzehnten hat Digimon oft den Kürzeren gezogen. Zwar kam der Anime „Digimon Adventure“, der im Jahr 1999 erschien, sehr gut an, konnte jedoch dem Pokémon-Franchise über die Jahre nie wirklich ernsthaft gefährlich werden.
Warum ausgerechnet das neue Spiel „Digimon Story Time Stranger“ eine neue Würze in den alten Wettstreit bringen könnte, erklären wir in diesem Artikel. Wir haben das Spiel ausgiebig getestet.
Was ist der Unterschied zwischen Digimon und Pokémon?
Auf den ersten Blick wirken Digimon und Pokémon ähnlich. Beide Franchises drehen sich um fantasievolle Tierchen, die mit ihren Trainern Abenteuer erleben und Kämpfe austragen. Doch während Pokémon meist in der realen Welt existieren, sind Digimon rein digitale Lebensformen, die in der sogenannten Digiwelt leben.
Ein zentraler Unterschied liegt in der Digitation. Digimon entwickeln sich, anders als bei Pokémon, nicht dauerhaft weiter, sondern können sich temporär in stärkere Formen verwandeln. Statt aus Pokébällen zu kommen, entstehen Digimon aus sogenannten Digieiern. Stirbt ein Digimon, wird es oft wieder zu einem Ei und beginnt seinen Lebenszyklus von Neuem. Dieses Wissen ist auch für “Digimon Story Time Stranger“ wichtig.
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Worum geht es in “Digimon Story Time Stranger”?

In „Digimon Story Time Stranger“ übernehmen wir die Rolle eines Agenten. Wir können zwischen einem weiblichen und einem männlichen Agenten wählen. Wir sind Agent der geheimen Organisation ADAMAS, die sich auf das Aufspüren und Untersuchen ungewöhnlicher Phänomene spezialisiert hat. Während einer Mission in Tokyo stoßen wir auf ein unbekanntes Digimon – kurz bevor eine gewaltige Explosion alles verändert.
Sowohl die reale als auch die digitale Welt stehen am Rande des Untergangs. Unsere Aufgabe ist es, die Ursache dieser drohenden Katastrophe zu ergründen und die fragile Verbindung zwischen Menschen und Digimon zu stärken, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
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Die Geschichte führt uns abwechselnd durch verschiedene Schauplätze. Dort können wir mehr als 450 Digimon rekrutieren und trainieren, bauen Beziehungen auf und bestreiten rundenbasierte Kämpfe. Wir können ähnlich wie bei Pokémon einen von drei Startern wählen.
Grafische und technische Digitation? Erfolgreich!

Visuell macht „Digimon Story Time Stranger“ im Vergleich zu früheren Teilen einen spürbaren Schritt nach vorne. Die Umgebungen werden mehr eingebunden, und die Kameraführung wirkt moderner. Besonders in Kämpfen ist an den Spezialeffekten gearbeitet worden.
Ein weiterer Fortschritt ist die Vertonung: Anders als bei den Vorgängern, bei denen man alle Dialoge gründlich lesen musste, gibt es in „Digimon Story Time Stranger“ nun eine englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Das macht die Charaktere lebendiger und die Zwischensequenzen deutlich atmosphärischer. Einzig unser eigener Charakter, spricht ungewöhnlicherweise nicht.
Ein weiterer Pluspunkt ist die hauseigene Engine von „Digimon Story Time Stranger“. Sie arbeitet getreut dem alten Apple-Motto „It just works“. Während viele AAA-Titel, die auf Engines wie „Unreal Engine 5“ setzen, häufig zum Release mit Performance-Problemen oder Bugs kämpfen und erst durch zahlreiche Patches spielbar werden, funktioniert hier von Anfang an alles reibungslos.
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Gameplay mit einem Quantensprung nach „Digimon Story Cyber Sleuth“

Als vor rund acht beziehungsweise zehn Jahren die letzten beiden Digimon-Story-Games („Cyber Sleuth“ und „Cyber Sleuth: Hackers Memory“) erschienen, gab es zahlreiche Probleme, vor allem bei der technischen Umsetzung und Präsentation. Das neue Spiel scheint jedoch aus dem Feedback der Community gelernt zu haben und setzt in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe.
So können Kämpfe jetzt aktiv initiiert werden, was uns einen taktischen Vorteil verschafft. Das hilft auch, dem einen oder anderen Kampf aus dem Weg zu gehen. Zudem lassen sich dadurch Auseinandersetzungen gegen schwächere Gegner ganz einfach überspringen, denn das aktive Initiieren eines Kampfes tötet einige Digimon bereits vor dem Kampf.
Auch das zufällige Auftauchen von Digimon gehört dadurch der Vergangenheit an, stattdessen bewegen sie sich nun sichtbar in der Umgebung, was für ein deutlich besseres Spielgefühl sorgt – früher war es durchaus frustrierend, wenn der Kampf aus dem nichts begann. Praktisch ist auch die automatische Heilung, die nach einem Kampf einsetzt, sobald man kurz stehen bleibt.
Darüber hinaus sind die Erklärungen zum Kampfsystem sowie das gesamte Tutorial sehr ausführlich und hilfreich gestaltet. Für Veteranen der Reihe mag der Einstieg dadurch etwas langatmig wirken, da grundlegende Mechaniken wie das Scannen und Digitieren/De-Digitieren von Digimon weitgehend unverändert geblieben sind, doch gerade für neue Spieler ist der Einstieg so deutlich zugänglicher.
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Was uns nicht gefallen hat
Der Hauptcharakter, den wir spielen, bleibt leider weitgehend blass. Da wir ihn nie sprechen hören, wirkt er eher wie ein Beobachter, sogar fast wie ein Geist. Dadurch fehlt es an persönlicher Bindung und emotionaler Tiefe.
Ebenso sieht die Welt zwar besser aus als in den Vorgängern, wirkt aber immer noch etwas zu statisch. Sie ist grundsätzlich schön gestaltet, doch es fehlt an Dynamik und echten Interaktionselementen, die die Spielwelt noch glaubwürdiger machen. Das sind bei der Vielzahl an Verbesserung, die wir vorgefunden haben, aber nur kleine Punkte.
Unser Fazit zu „Digimon Story Time Stranger“
„Digimon Story Time Stranger“ zeigt eindrucksvoll, dass das Digimon-Franchise nach wie vor relevant ist und sich erfolgreich weiterentwickelt. Story, Gameplay und Grafik wurden spürbar verbessert. Mit dem verbesserten rundenbasierten Kämpfen und taktischen Neuerungen wie dem aktiven Initiieren von Kämpfen bietet das Spiel sowohl Fans als auch Neueinsteigern ein motivierendes Spielerlebnis.
Alle diese Dinge sorgen dafür, dass „Digimon Story Time Stranger“ ein sehr gutes Spiel und einen sehr guten Konkurrenten zu Pokémon darstellt. Zum Release waren mehr als 85.000 Spieler auf Steam dabei. Das zeigt, dass die Community das Spiel bisher sehr gut annimmt. Das Rating bei Metacritic und auch bei Steam liegen bei mehr als 90 Prozent positiven Bewertungen.
„Digimon Story Time Stranger“ ist seit dem 3. Oktober für PC, Xbox Series X/S und PlayStation 5 erhältlich. Die Standard-Version kostet rund 70 Euro, die Deluxe Edition 100 Euro sowie die Ultimate Edition 120 Euro. Wir haben die Ultimate Edition für Steam (PC) getestet.
Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung.