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"Star Wars: Jedi Fallen Order" im Test: Zündet das Lichtschwert noch?

Die "Titanfall"- und "Apex Legends"-Entwickler Respawn Entertainment wurden beauftragt, uns ein neues Einzelspielererlebnis im Star Wars Universum zu schenken. Ohne Multiplayer, ohne Lootboxen und ohne weitere Faxen.

Fünf Jahre nach der Order 66 setzt die Geschichte ein, und in der Welt um uns herum hat das Imperium die Macht und Kontrolle über die Galaxis erlangt. | © EA Games

09.12.2019 | 09.12.2019, 15:10

Seit der Übernahme der "Star Wars"-Lizenz durch Disney im Jahr 2012 hatten wir große Sorge, dass eine dunkle Bedrohung auf uns zukommen könnte. Das Entwicklerstudio DICE lieferte uns 2015 und 2017 zwei Battlefront-Ableger - wobei der erste durch geringen Umfang und der andere durch ein Lootbox-Massaker Kritik ernteten - und die beide von den Fans zerrissen worden sind. Doch jetzt gibt es Hoffnung.

Die "Titanfall"- und "Apex Legends"-Entwickler Respawn Entertainment wurden beauftragt, uns ein neues Einzelspielererlebnis im Star Wars Universum zu schenken. Ohne Multiplayer, ohne Lootboxen und ohne weitere Faxen.

Einzelspielermodus als zentraler Bestandteil

Wir spielen Cal Kestis, einen Jedi, der die Order 66 überlebte, bei der nahezu alle Jedi getötet wurden. Wir sind untergetaucht und halten uns über Wasser, indem wir gefallene Schiffe der Republik ausschlachten. Bei einem unserer Einsätze bombardiert uns das Imperium überraschend, was uns dazu zwingt unseren Kollegen und guten Freund Prauf mit unserer bis dahin verborgenen Macht zu retten und uns als Jedi zu enttarnen. Daraufhin werden die Zweite und Neunte Schwester, zwei Inquisitorinnen des Imperiums, auf uns angesetzt, die  uns im Verlauf des Spiels immer wieder begegnen werden.

Einige Sturmtruppen und einen abgebrochenen Bosskampf später werden wir von Cere Junda, einem ehemaligen Jedi, und Greez, dem Piloten des Raumschiffs "Mantis", gerettet. Mit ihnen gründen wir eine Crew, mit der wir zwischen sechs Planeten hin und her reisen. Unser Ziel ist es, den Jedi-Orden wieder aufzubauen.

Die Freundschaft, die wir im Laufe das Spiels zu BD-1 entwickeln, wurde durch emotionale Zwischensequenzen gefestigt. - © EA Games
Die Freundschaft, die wir im Laufe das Spiels zu BD-1 entwickeln, wurde durch emotionale Zwischensequenzen gefestigt. | © EA Games

Auf dem Planeten Bogano begegnen wir recht schnell unserem neuen Droiden-Sidekick BD-1, der nicht nur Türen und imperiale Droiden hacken kann, sondern auch als Seilrutsche benutzt werden kann und Stromschläge abgibt, die die Umgebung beeinflussen können. Zudem trägt er Stim-Packs bei sich, durch die wir uns heilen können. Was unsere Herzen höher schlagen lässt, sind die gut geschriebenen Dialoge der Crew, in denen sie immer wieder Anspielungen auf die "Clone Wars"- und "Rebels"-Serien und -Filme machen sowie der Auftritt von mehreren bekannten Charakteren des Kanon.

Keine Open-World, aber klug gemachte Levelpfade

Anders als gewohnt, spielen wir in "Star Wars: Jedi Fallen Order" nicht in einer offenen Welt, sondern in geschlossenen Levelarealen, die über dreidimensionale Ebenen verfügen. Bei jedem Betreten eines Planeten laufen oder klettern wir nach der Landung eine lineare Route ab, um die erste von mehreren Ebenen zu erreichen. Nachdem wir uns den Weg durch leichtere Gegner wie Sturmtruppen oder Krabbeltiere gebahnt haben, können wir meist eine leicht zu übersehende Abkürzung freischalten, mit der wir uns langfristig Wegzeit einsparen können.

Abgesehen von Sturm- und Scouttruppen gibt es noch die Exekutionstruppen, die die Rüstung aus den Klonkriegen tragen und mit Äxten, Zweihandklingen oder den berühmten Elektrostäben der Magna-Wächter ausgerüstet sind. - © EA Games
Abgesehen von Sturm- und Scouttruppen gibt es noch die Exekutionstruppen, die die Rüstung aus den Klonkriegen tragen und mit Äxten, Zweihandklingen oder den berühmten Elektrostäben der Magna-Wächter ausgerüstet sind. | © EA Games

Auf höheren Ebenen treten uns intelligentere Gegnertypen entgegen, die sogar strategisches Vorgehen erfordern. Außerdem fordert "Star Wars: Jedi Fallen Order" eine aktive Erkundung der Umgebung, da die Level, auch wenn sie eigentlich linear aufgebaut sind, durch die verschiedenen Ebenen einige Rätsel bieten, die es wiederum zu lösen gilt, bevor überhaupt an ein Weiterkommen zu denken ist.

Alle Feinde im Spiel haben unterschiedliche Angriffsmuster und Schwachstellen, die BD-1 scannen kann. Durch einen Blick in unser Notizbuch können wir dann alles über unser Gegenüber herausfinden, was wir als "Star Wars"-Nerds sehr cool finden, da wir viel Hintergrundwissen mitnehmen können.

Kombos – der Schlüssel zum Erfolg?

Das gesamte Kampfsystem ist mit etlichen Kombo-Varianten und Blockmanövern unglaublich anspruchsvoll gestaltet und fordert zunächst etwas Eingewöhnungszeit. Doch schon nach wenigen Stunden schwingen wir wie ein Profi das Lichtschwert durch Gegnermassen und nutzen die Macht, um Gegner und Geröll aus dem Weg zu schaffen oder die Umgebung anderweitig zu beeinflussen.

Die abwechslungsreichen Bossfights stellen den Höhepunkt und das Ende der Entdeckung von Planeten dar. - © EA Games
Die abwechslungsreichen Bossfights stellen den Höhepunkt und das Ende der Entdeckung von Planeten dar. | © EA Games

Die Kombos schalten wir frei, indem wir Fähigkeitspunkte einsetzen, die wir wiederum durch das Erledigen von Feinden verdienen. Im Fähigkeitenbaum können wir unsere Skills in den drei Richtungen Macht-, Lebens- und Angriffsstärke ausbilden. Das Einsetzen der Punkte funktioniert nur an einem Meditationspunkt, bei dem wir auch speichern und unsere Gesundheit, sowie Stimpacks auffüllen können, lässt jedoch alle Feinde neu spawnen.

Sollten wir im Kampf fallen, starten wir hier neu und können uns dann auf den Weg machen, um den Feind, der für unseren Tod gesorgt hat, zu erledigen, um auch unsere verlorenen Fähigkeitspunkte wieder zurückzuholen. Auch wenn wir einigen Feinden mehrmals begegnen und manche Kämpfe durch eine überraschende Zwischensequenz vorzeitig beendet werden, sind sie anspruchsvoll gestaltet und haben uns Spaß gemacht.

Auch Skins für BD-1, die "Mantis" und Cal Kestis sind zu finden. - © EA Games
Auch Skins für BD-1, die "Mantis" und Cal Kestis sind zu finden. | © EA Games

Wie bereits angedeutet, müssen wir, um in dem linearen Levelaufbau voranzukommen, einige Rätsel lösen. Die sind erfreulicherweise auf einem hohen Niveau und haben an einigen Stellen extrem viel Blut und Schweiß gefordert, bis wir die Lösung vor Augen hatten. Manche Wege werden erst im Verlauf der Geschichte begehbar, weshalb wir uns immer wieder an bekannte Orte zurückbegeben, um nach neuen Abzweigungen oder Möglichkeiten Ausschau zu halten.

Besonders hervorheben müssen wir dabei die Tatsache, dass es während all unserer Erkundungen keine Ladebildschirme gibt. Ausschließlich nach unserem Ableben bekommen wir eine kurze Ladezeit zu Gesicht. Ansonsten wird sie jedoch grandios unauffällig während des Schleichens durch enge Passagen oder mithilfe von schlagfertigen Dialogen auf der frei begehbaren "Mantis" überbrückt. Als Spieler nehmen wir die Ladevorgänge also kaum wahr.

Fazit

Respawn Entertainment hat uns eine sehr gelungene Mischung aus Action, Rätsel und Abenteuer zusammengestellt. Die Geschichte ist mitreißend. Schnell entsteht eine Verbindung zu Cal Kestis und unserer Crew, die die Spielatmosphäre durch ihre Anspielungen auf Serien und Filme der Reihe positiv beeinflusst. In Verbindung mit den vielen Hintergrundgeschichten wirkt der Ableger "Star Wars: Jedi Fallen Order" als ernsthafte Erweiterung des "Star Wars"-Kanons.

Die einzelnen Planeten wirken mit ihren verschiedenen Landschaften sehr eindrucksvoll und laden dazu ein, sie weitläufig zu erkunden. - © EA Games
Die einzelnen Planeten wirken mit ihren verschiedenen Landschaften sehr eindrucksvoll und laden dazu ein, sie weitläufig zu erkunden. | © EA Games

Auch wenn die Gestaltung der Levelabschnitte mit mehreren Ebenen an manchen Stellen etwas unübersichtlich ist, trägt sie trotzdem zu einer spannenden und fordernden Spielerfahrung bei. Ein negativer Kritikpunkt, der hier Erwähnung finden soll, ist der Mangel an Schnellreisemöglichkeiten, sodass wir zum Teil langwierige Wege zu Fuß zurücklegen müssen. Erinnert uns ein wenig an "Death Stranding", wo wir auch über weite Strecken zu Fuß unterwegs sind.

Abwechslungsreiche Gegnertypen mit individuellen Angriffen und Schwachpunkten animieren uns dazu, die durch Fähigkeitspunkte erlangten Angriffskombos auch tatsächlich anzuwenden und kein Button-Mashing zu betreiben. Das Kampfsystem ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, bietet jedoch durch die lebhaften Konfrontationen die beste "Star Wars"-Erfahrung der vergangenen Jahre.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir jede Sekunde genossen und uns auch bei einem zweiten Spieldurchlauf nicht gelangweilt haben. Für Fans gibt es hier eine Menge zu bestaunen, sei es endlich die Order 66 aus der Sicht eines Jünglings oder die Befreiung der Wookies auf dem Planeten Kashyyyk.

Jede Hintergrundgeschichte hat uns weiter ins "Star Wars"-Universum gezogen, und etliche Spielstunden später können wir daher nur noch einwerfen, dass Respawn Entertainment hier wirklich gut abgeliefert hat. Das Erwachen einer neuen Macht für die Zukunft ist entzündet.

Star Wars Jedi Fallen Order ist erhältlich für PC, Xbox One und PS4, kostet etwa 60 Euro in der Standard Edition und ist ab 16 Jahren freigegeben.