Wenn die Angst vor dem Befund größer ist als vor dem Krebs
Der Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart in Deutschland. Trotzdem nehmen viele die Vorsorgeuntersuchung nicht wahr. Ein Arzt aus OWL klärt in einem Video darüber auf.
Bielefeld. Es gibt zwei Krebsarten, bei denen Früherkennung mit besonders hohen Heilungschancen verbunden ist: den Haut- und den Darmkrebs. Letzterer trifft jedes Jahr in Deutschland zwischen 58.000 und 60.000 Menschen und ist damit die zweithäufigste Krebsart nach dem Brustkrebs. Er ist mit rund 25.000 Opfern jährlich zugleich die zweithäufigste Krebstodesursache nach Lungenkrebs. Viele der Fälle könnten vermieden werden, wenn die Vorstufen wie Polypen rechtzeitig gefunden und entfernt würden. Um den Menschen klar zu machen, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen hier sind, haben die Felix Burda Stiftung, die Deutsche Krebshilfe und andere den März zum Darmkrebsmonat erklärt.
In diesem Jahr widmet sich der Darmkrebsmonat der "Präventiophobie". Gemeint ist damit die Angst vor einem Krebs- oder Krebsvorstufenfund bei der Darmspiegelung. "Manche Menschen haben mehr Angst vor einem solchen Befund als vor dem Krebs selbst", erklärt Mathias Löhnert, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie und Koloproktologie am Städtischen Klinikum Bielefeld. "Die einfachste Möglichkeit den Krebs zu verhindern, ist aber gerade die Vorstufen zu entfernen, denn mit denen beginnt diese Krebsart immer." Ohne Darmspiegelung lassen sich die Polypen oder Adenome jedoch nicht finden, denn sie verursachen keine auffälligen Symptome.
Mathias Löhnert versucht mit einem Aufklärungsvideo, den Patienten die Angst vor der Vorsorgeuntersuchung zu nehmen:
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Spiegelung, ein bereits ausgeprägter Krebs gefunden wird, ist statistisch gering. Laut Felix Burda Stiftung trifft das auf 1 Prozent der Vorsorge-Spiegelungen zu. "Selbst dann befindet er sich überwiegend in einem frühen Stadium, so dass er gut behandelt werden kann", heißt es von der Stiftung. Aber: In 36 Prozent der Vorsorge-Koloskopien würden Vorstufen entdeckt. Das seien die Fälle, in denen schnelles medizinisches Handeln das Entstehen von Krebs sogar ganz verhindern kann.
Alle Krankenkassen in Deutschland übernehmen für ihre Versicherten ab 50 Jahren die Kosten für die Untersuchung zur Früherkennung. Seit 2019 bekommen alle gesetzlich Versicherten ab 50 eine Einladung dazu. Im Alter zwischen 50 und 54 Jahren haben Patientinnen und Patienten Anspruch auf einen jährlichen Stuhltest auf nicht sichtbares Blut. Männern wird ab 50, Frauen ab 55 Jahren empfohlen, eine Darmspiegelung zu machen. Sie ist zuverlässiger als der Stuhltest und Krebsvorstufen können sofort entfernt werden. Bei unauffälligem Befund sollte sie erst nach zehn Jahren wiederholt werden.
Wer sich testen lassen will, sollte das mit seinem Hausarzt besprechen oder in entsprechenden Fachpraxen nachfragen. Die Praxen und Krankenhäuser in OWL weisen derzeit immer wieder daraufhin, dass auch in der Corona-Pandemie Vorsorgeuntersuchungen weiterhin möglich sind. Patientinnen und Patienten sollten nicht aus Angst vor dem Virus auf diese verzichten. Das kann im schlimmsten Fall dramatischere Folgen haben als eine Ansteckung mit Corona.