Bünder trifft im richtigen Moment eine lebensrettende Entscheidung

Bünde. &bdquo;Eigentlich habe ich mich doch immer gesund ernährt. Hin und wieder mal ein Glas Wein. Aber kann das der Grund dafür gewesen sein, dass ich jetzt Darmkrebs habe?“ Erste Gedanken von Günter Gottschalk, einem 75-jährigen jung gebliebenen Bünder, nach seiner Diagnose. Mitte Dezember hätte er nicht geahnt, was er in den zwei darauf folgenden Monaten durchmachen würde. Auch hätte er nicht geahnt, wie sehr Gesundheit und Leben von einer kleinen Momententscheidung abhängen können. Gegen Darmkrebs lässt sich besser Vorsorge treffen als gegen andere Krebsarten. Und dennoch sterben Jahr für Jahr in Deutschland fast 23.000 Menschen an den Folgen von Darmkrebs. Das teilt die Felix Burda Stiftung mit, deren Stiftungsziel es ist, die Darmkrebsvorsorge im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Die Forschung besagt zwar, dass gerade eine ungesunde Lebensweise die Entstehung von Darmkrebs oder generell einer Krebserkrankung begünstigt, was aber letztlich der Auslöser ist, ist in der Regel nicht festzustellen. &bdquo;War es vielleicht doch das Glas Wein abends, oder auch das Bier?“, fragt sich Günter Gottschalk. Ärzte gucken hier als Grund eher nach Krebserkrankungen in der Familie eines Patienten – nach einer Veranlagung, einer so genannten genetischen Prädisposition. Vorsorgeuntersuchung in kürzeren Abständen Günter Gottschalk war um seine Gesundheit nie besorgt. Er ist fit, joggt regelmäßig. Ganz genau weiß er das Jahr nicht mehr, aber er war in seinen Fünfzigern, als er sich zu einer Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung entschied. Dieser Entschluss sollte sich in gesundheitlicher Sichtweise als erster von zwei Glückstreffern für ihn erweisen, denn während der Darmspiegelung wurden gleich mehrere Polypen entfernt, aus denen Schlimmeres hätte entstehen können. Üblicherweise empfehlen Krankenkassen alle fünf Jahre eine solche Vorsorgeuntersuchung. Bei Günter Gottschalk wurden diese Abstände auf drei Jahre reduziert. &bdquo;Grundsätzlich gelten fünf Jahre“, sagt die Medizinerin Stephanie Werth, Chefärztin in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie im Lukas-Krankenhaus in Bünde. &bdquo;Werden bei einer Untersuchung aber zum Beispiel Polypen festgestellt, kann der Abstand verkürzt werden.“ Ebenso kann es sein, dass bei der ersten regulären Darmspiegelung eines Patienten im Alter von 50 Jahren alles bestens ist. Dann kann nach Maßgabe der Ärztin oder des Arztes der nächste Termin erst zehn Jahre später stattfinden – sofern keine Beschwerden auftreten. Vorsorgeuntersuchung statt Urlaub Für Günter Gottschalk waren die Untersuchungen schon Routine. Für die jüngste Vorsorgeuntersuchung erhielt er von seinem Arzt einen Termin im Dezember – kurz vor Weihnachten. &bdquo;Eigentlich wollte ich das vor Weihnachten gar nicht mehr machen lassen“, sagt Gottschalk, der vorhatte, in den Urlaub zu fahren. Doch irgendwas schien sein Gewissen zu alarmieren, sodass er den Vorsorgetermin doch wahrnahm. Eine weise Entscheidung, denn das erste, was der 75-Jährige von seinem Arzt in Melle hörte war: &bdquo;Herr Gottschalk, das war fünf vor zwölf!“ Man fand eine bereits vier Zentimeter große Krebsgeschwulst im Dickdarm. &bdquo;Aber wie kann das sein?“, dachte sich Günter Gottschalk. &bdquo;Ich hatte doch keinerlei Beschwerden. Fühlte mich fit.“ Und auch wieder die Frage nach dem &bdquo;Warum?“ Zumal er bereits in kürzeren Abständen zur Vorsorgeuntersuchung geht. Dann hält Gottschalk kurz inne und sagt: &bdquo;Und ich hatte vor, den Vorsorgetermin von Dezember auf den Frühling zu verlegen. Wer weiß, was dann passiert wäre?“ Vermutlich wäre die Diagnose dann gravierender ausgefallen. So hatte er aber Glück: Der Tumor hat nicht gestreut (metastasiert). Und Günter Gottschalk brauchte keine Chemotherapie. Doch wenn er nachdenkt: Hätte er sich in dem einen kurzen Moment für die Verschiebung des Termins entschieden – nicht auszudenken, was es für ihn hätte bedeuten können. Günter Gottschalk benötigte auch keinen künstlichen Darmausgang. Stephanie Werth, seine behandelnde Ärztin, erklärt: &bdquo;Wir entscheiden das in der Regel erst während einer Operation, ob ein Patient einen künstlichen Darmausgang bekommt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen künstlichen Ausgang wächst, je näher ein Karzinom am Darmende liegt.“ Warten auf den histologischen Befund 40 Zentimeter Dickdarm entfernte ihm die Medizinerin in einem zweieinhalbstündigen minimalinvasiven Eingriff, bei dem lediglich vier kleine Schnitte im Bauchraum angesetzt werden (&bdquo;Schlüssellochchirurgie“). Für die Form des chirurgischen Eingriffes erhielt die Klinik dieser Tage erst erneut eine Zertifizierung als &bdquo;Kompetenzzentrum Minimalinvasive Chirurgie“. Steffen Krummbein, neben Stephanie Werth ebenfalls Chefarzt der Klinik, nannte dieses Zertifikat einmal &bdquo;eine Art Ritterschlag in medizinischen Fachkreisen“. Die Tage zwischen Operation und Eröffnung des histologischen Befunds waren für den 75-jährigen Bünder belastend, obwohl er während dieser Tage positiv eingestellt blieb. &bdquo;Es wäre schlimmer gewesen, wenn ich Beschwerden gehabt hätte“, sagt er. Der histologische Befund nach einer Darmkrebsoperation besagt, ob sich in den ebenfalls entfernten Lymphknoten Tumorzellen befinden. Hätte das zugetroffen, wäre eine Chemotherapie auf den Patienten zugekommen. Doch die blieb Günter Gottschalk erspart. Der Bünder ist nach dem Eingriff in doppeltem Wortsinn erleichtert: Nicht nur, dass ihm eine Krebsgeschwulst entfernt wurde und er keine Chemo brauchte. Chefärztin Stephanie Werth entfernte auch noch acht Kilo Bauchfett zusätzlich. Die folgenden 60 Monate sind für Gottschalk aus medizinischer Sicht besonders bedeutend. In Abständen von wenigen Monaten wird er sich Nachsorgeuntersuchungen unterziehen. Die Zeitfenster dafür nennt ihm eine Übersicht in seinem Nachsorgepass. &bdquo;Wenn das durchlaufen ist und keine Komplikationen auftreten, kann man erst davon sprechen, dass ein Patient geheilt ist“, sagt Medizinerin Stephanie Werth. Positive Einstellung hilft bei der Gesundung Sie erinnert sich noch schmunzelnd an den Vorabend von Gottschalks Operation: &bdquo;Da traf ich ihn, als er gerade joggen wollte.“ Da sei ihr schon klar gewesen, dass jemand mit einer so positiven Einstellung trotz schwerer Erkrankung gute Erfolgschancen auf Heilung haben wird. Günter Gottschalk achtet nun noch mehr auf eine gesunde Ernährung und genießt das Leben, wo er es nur genießen kann. Er appelliert dringend, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Hätte er das nicht oder zu spät getan, hätte ihn das sein Leben kosten können. Mediziner am NW-Lesertelefon Die Neue Westfälische widmet sich im März dem Thema Darmkrebs und Vorsorge und bittet Expertinnen am Samstag, 22. März, von 10 bis 12 Uhr ans NW-Lesertelefon. Dann werden die Chefärztinnen Dr. Stephanie Werth und Dr. Annette Timmer-Stranghöner Fragen zum Thema beantworten. Die Service-Nummern geben wir in den nächsten Tagen in der NW bekannt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Video zum Thema:

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