
Paris. Immer wieder sorgen Nachrichten über misshandelte Haustiere, den schlechten Gesundheitszustand von Hunden und Katzen aus Zuchtfarmen, die über das Internet verkauft werden, für Schlagzeilen. Das französische Parlament hat am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das für mehr Tierschutz sorgen soll.
In der Coronavirus-Pandemie ist die Nachfrage nach Hunden und Katzen in vielen Ländern in Europa stark angestiegen. Zahlreiche Tiere wurden in OWL während des ersten Lockdowns angeschafft. Besitzer haben sie nach der Aufhebung der Reisewarnung dann aber im Tierheim abgegeben oder einfach auf die Straße gesetzt. Oft unterschätzen sie die Verantwortung und die Zeit, die notwendig ist, um sich um Hund, Katze, Vögel oder andere Kleintiere zu kümmern. Sie sind überfordert. Abgeordnete in Frankreich möchten die Hürden, um sich ein Haustier anzuschaffen vergrößern und dafür sorgen, dass sie möglichst in gute Hände kommen. Hierfür haben sie am Mittwoch im Parlament einen Gesetzentwurf verabschiedet.
Er sieht höhere Strafen vor, wenn Besitzer ihre Tiere misshandeln. Drei Jahre Haft und ein eine Strafe von 45.000 Euro drohen, wenn Hund, Katze, Pferd, Esel, "neue Haustiere" wie Reptilien, Hamster oder Sittiche wegen mangelhafter Haltungsbedingungen sterben. In keinem europäischen Land werden so viele Haustiere gehalten wie in Frankreich. Allerdings werden jedes Jahr auch rund 100.000 Tiere vernachlässigt. Verkäufer von Tieren haben Verpflichtungen - eine Bescheinigung vom Tierarzt zum Gesundheitszustand muss etwa vorgewiesen werden können. Aber bisher muss ein Käufer keinerlei Bescheinigung vorweisen, dass er fähig ist, ein Haustier zu halten. Das soll sich ändern. Wer ein Tier kauft, muss ein Zertifikat der Kenntnisnahme unterzeichnen. Darin werden die Pflichten als Halter aufgeführt wie Impfungen, notwendige Tierarztbesuche, artgerechte Fütterung.
Hunde und Katzen häufig über das Internet bestellt
Überdies wenden sie sich gegen den Kauf von Hunden und Katzen über das Internet. Häufig handelt es sich um dubiose Anbieter, bei denen der Tierschutz nicht gewährleistet ist. Unter anderem sind den Abgeordneten illegale Zuchtfarmen ein Dorn im Auge. Inzwischen werden in Frankreich 80 Prozent der Haustiere, wie unter anderem Le Figaro berichtet, im Internet bestellt. Laut Tierschutzorganisation der Schauspielerin Brigitte Bardot sei etwa nur jedes vierte Angebot auf der Plattform für Kleinanzeigen "Le Bon Coin" mit den Tierschutzgesetzen vereinbar. Wie die Abgeordnete Aurore Bergé verdeutlichte, würde zu oft impulsiv gehandelt und ohne größeres Nachdenken ein Hund oder eine Katze so "wie ein Staubsauger" gekauft.
Durch das Gesetz gegen die Misshandlung von Tieren sollen ab 2024 ausschließlich professionelle Züchter und Tierheime über das Internet Hunde und Katzen verkaufen dürfen. Überdies sollen sie nicht mehr über Tierhandlungen erhältlich sein. Die neuen rechtlichen Vorgaben, die noch vom Senat angenommen werden müssen, betreffen allerdings nicht andere Tiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen.
Strengere Regelungen in Deutschland?
In Deutschland hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Donnerstag zu einem runden Tisch zum Thema des illegalen Tier- und Welpenhandels im Internet geladen. Vertreter von Internetplattformen, Tierschutz- und Tierärzteverbände sowie die Heimtierbranche waren vertreten. Das Ministerium fordert, dass Internetplattformen und Social-Media-Anbieter angesichts des zunehmenden Angebots von Tieren verstärkt ihrer Verantwortung nachkommen.
"Einzelne Portale haben ihre Regelungen bereits verschärft, was wir brauchen ist aber ein einheitlicher Branchenstandard – das habe ich deutlich gemacht", sagt Klöckner. Dazu gehöre auch eine bessere Rückverfolgbarkeit. Die Daten des Anbieters könnten etwa beim Portal hinterlegt werden, um im Fall behördlicher Ermittlungen abrufbar zu sein. Käufer sollten sich informieren und "zweifelhafte Quellen" nicht nutzen. Eine zentrale Recherchestelle der Länder für die Überwachung des Onlinehandels mit Tieren solle eingerichtet werden. Der Deutsche Tierschutzbund fordert hingegen "ein Verbot des Onlinehandels von Haus- und Wildtieren".
Keine Haus- oder Wildtiere online bestellen
Laut Mitteilung plädiert die Organisation "mindestens" dafür, dass Verkäufer noch mehr Angaben machen müssen und ihre Anzeige zum Verkauf eines Tieres erst nach Prüfung durch Fachpersonal freigeschaltet werden darf. Auch sei eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen, um die Herkunft der Tiere nachvollziehen zu können" wichtig.