Nach dem Lockdown landen wieder viele Tiere im Paderborner Tierheim

Paderborn. Durch die Corona-Pandemie haben viele Menschen so viel Freizeit wie nie. Das hat in den vergangenen Monaten auch das Paderborner Tierheim zu spüren bekommen. So wurden schon während des ersten Lockdowns zahlreiche neue Haustiere angeschafft - doch spätestens mit der Aufhebung der Reisewarnung landeten viele von ihnen auf der Straße oder wurden im Tierheim abgesetzt. So ging es auch dem jungen Mischling Simba. Der einjährige Rüde ist mit seinen knapp 30 Kilo und einer Schulterhöhe von etwa 60 Zentimetern ein echter Koloss - seine Größe ist dem Junghund allerdings noch nicht so wirklich bewusst. "Simba war nur knapp vier Monate lang bei seiner Familie, danach fanden die Kinder den Hund zu groß. Man merkt, dass er so gut wie nichts gelernt hat und es ihm an sozialen Kontakten fehlte", sagt Gabriele Votsmeier, Vorsitzende des Paderborner Tierschutzvereins. Der liebenswerte und freundliche Riese muss nun also erst einmal die Schulbank drücken. "Die Hundetrainerin kommt einmal pro Woche, bei Simba muss man mit dem Training bei Null anfangen. Er kann schon vermittelt werden, seine neuen Besitzer müssen aber auf jeden Fall bereit sein, Zeit zu investieren. Auch sollten Kinder in seiner neuen Familie schon standfest sein", so Votsmeier. Katzen werden von Simba leidenschaftlich gern gejagt, auf fremde Hunde reagiert er unterschiedlich. Menschen mag er jedoch sehr. Viele haben sich Hunde und Katzen angeschafft "Viele Leute haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie Hunde und Katzen angeschafft, oftmals als Beschäftigung für die Kinder. Irgendwann fehlt dann aber die Zeit oder die Leute sind überfordert, dann werden die Tiere hier abgegeben", sagt Votsmeier. Tiere, die seit Beginn der Pandemie aus dem Paderborner Heim adoptiert wurden, seien aber bisher nicht wieder zurückgegeben worden. Hier sorgen die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter auch in Corona-Zeiten dafür, dass es ihren vierbeinigen Schützlingen an nichts fehlt. "Für die Tiere ist es eigentlich recht entspannt, da der Kundenverkehr ausbleibt", sagt Votsmeier. So erfolgt der Erstkontakt für Interessenten derzeit nur telefonisch oder per E-Mail. "Alle Tiere sind auf unserer Internetseite zu sehen. Die Leute kommen dann nach Absprache gezielt, um sich ein Tier anzuschauen. Solche Treffen enden dann auch oft mit einer Vermittlung", so Votsmeier. In diesem Jahr seien sogar eher mehr Tiere vermittelt worden. Um die Tiere mit Futter, medizinischen Behandlungen und Training versorgen zu können, ist das Tierheim während der Pandemie umso mehr auf Spenden angewiesen - schließlich mussten die meisten Veranstaltungen in diesem Jahr ausfallen. "Das sind ungefähr 20 Prozent der sonst üblichen Einnahmen, die uns durch die abgesagten Feste fehlen. Bei den Spenden ist es währenddessen ganz unterschiedlich. Einige spenden durch Corona extra mehr, andere mussten ihre Patenschaften kündigen, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen", berichtet Votsmeier, die in den vergangenen Monaten auch einen deutlichen Anstieg an Fundtieren bemerkt hat. Französische Bulldogge namens Happy Besonders große Sorgen gemacht hat dem Team kürzlich eine kleine Französische Bulldogge, die nun auf den Namen Happy hört. Mehrfach wurde sie auf einem Privatgrundstück in der Nähe des ASP gesichtet, bevor die Feuerwehr den Hund auf einem Recyclinghof sichern konnte. "Sie hat stark ausgeprägte Zitzen, die sogar noch ein wenig Milch gaben. Wir mussten also annehmen, dass irgendwo noch Welpen von ihr sitzen", so Votsmeier. Also suchten Ehrenamtliche gemeinsam mit Hündin Happy das Gelände ab - erfolglos. "Ich schätze, sie wurde von einem Vermehrer zur Zucht genutzt und dann ausgesetzt", sagt Votsmeier. Noch steht Happy nicht zur Vermittlung, erst müssen ihre gesundheitlichen Baustellen in den Griff bekommen werden. Doch Gabriele Votsmeier ist sich sicher: Allzu lange wird die aufgeschlossene und äußerst charmante Bulldoggen-Dame nicht auf ein neues Zuhause warten müssen. Der siebenjährige Kater Sammy hingegen ist ein größeres Sorgenkind. Zusammen mit einem weiteren Kater wurde er abgegeben, als sich seine Besitzer altersbedingt nicht mehr um ihn kümmern konnten. Sein früherer Mitbewohner hat inzwischen eine neue Familie gefunden, doch Sammy leidet an Diabetes. "Er ist sehr lieb und lässt sich die regelmäßigen Diabetes-Tests auch gefallen. Für ihn würden wir uns auch über eine Pflegestelle freuen. Wir würden dann weiterhin für die Tierarztkosten aufkommen, aber Sammy müsste nicht länger im Tierheim leben." Babe wühlte sich durch Garten Doch auch einen besonderen Bewohner gab es in diesem Jahr: Hausschwein "Babe" hat sich durch einen privaten Garten gewühlt, bevor es ins Tierheim kam. "Es war nicht so leicht, einen Gnadehof zu finden, der Schweine aufnimmt. Letztendlich hat es aber doch geklappt. Woher Babe kam, wissen wir aber noch immer nicht, da die Ohrmarke entfernt wurde", so Votsmeier. Kurz vor Weihnachten werden für gewöhnlich keine Tiere vermittelt. "Viele Leute sagen direkt, dass sie ein Tier verschenken wollen, das weisen wir dann immer gleich ab. Andere überlegen schon lange, sich ein Haustier anzuschaffen und haben dafür jetzt die nötige Zeit, da der Weihnachtsstress ja für viele in diesem Jahr wegfällt. Da entscheiden wir immer im Einzelfall", so Votsmeier. Weihnachtsgeschenke gibt´s beim Paderborner Tierheim aber trotzdem: Eine Jahrespatenschaft kann für ein beliebiges Tier übernommen und verschenkt werden. Der Beschenkte erhält eine Urkunde mit dem Foto des Patentiers sowie eine ausführliche Beschreibung. "Am meisten würden sich natürlich unsere langjährigen Tierheimbewohner über eine Patenschaft freuen", sagt Votsmeier.

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