
Brackelmann und Zehnter müssen passen
Der SC Paderborn blieb in dieser Saison lange Zeit von Personalproblemen verschont. Doch im Spätherbst wird auch beim OWL-Zweitligisten die Verletztenliste länger. Wenn der SCP an diesem Mittwoch um 18 Uhr in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den Bundesligisten Werder Bremen trifft, muss Cheftrainer Lukas Kwasniok gleich auf sechs Akteure verzichten.
Calvin Brackelmann und Aaron Zehnter, die am Freitag beim 2:1-Sieg in Köln in der Startelf gestanden hatten, sind hierbei neu auf der besagten Verletztenliste. Beide sind angeschlagen und werden gegen Bremen auch mit Blick auf das am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) anstehende Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig geschont.
„Calvin hat in Köln einen Schlag auf den Fuß bekommen. Er ist ja eher ein schmaler Zeitgenosse, aber der Fuß sieht aus wie bei einem Elefanten. Im Bereich der Ferse ist alles blau und geschwollen“, berichtet Kwasniok. Aaron Zehnter war unterdessen im Training erneut mit seinem lädierten rechten Sprunggelenk umgeknickt. Auch bei ihm wäre ein Pokal-Einsatz ein zu hohes Risiko.
Sebastian Klaas wird sowohl gegen Bremen als auch gegen Braunschweig ausfallen. „Er kommt nicht vor der Länderspielpause zurück“, sagt Kwasniok mit Blick auf den Mittelfeldspieler, der an einer Adduktorenreizung laboriert. Noch mehr Geduld ist bei Mattes Hansen (Syndesmose-OP), Visar Musliu (Mittelfuß) und Felix Platte (Rücken- und Hüftprobleme) gefragt.
Immerhin: Bei Hansen gibt es laut Cheftrainer Licht am Ende des Tunnels. „Bei den anderen beiden dauert es sicherlich noch ein paar Wochen“, so Kwasniok. Die Gäste aus Bremen müssen unterdessen auf Niklas Stark, Skelly Alvero, Jens Stage und den rotgesperrten Ex-Arminen Amos Pieper verzichten.
Gute Startelf-Chancen für Hoffmeier
SCP-Akteur Marcel Hoffmeier ist dagegen einsatzbereit. Der 25-Jährige hatte am Freitag in Köln sein langersehntes Startelf-Saisondebüt gefeiert, musste aber zur Halbzeit aufgrund von Magenproblemen ausgewechselt werden. Gegen Bremen darf Hoffmeier nun wohl erneut von Beginn an ran. „Hoffi hat ein gutes Spiel gemacht. Er ist absolut eine Option für die Startelf“, sagt Lukas Kwasniok.
Dieser kann in der Dreier-Abwehrkette allerdings auch wieder auf Laurin Curda zurückgreifen, der gegen Köln gesperrt war. Unterm Strich wird durch die Ausfälle von Brackelmann und Zehnter dennoch ein Platz im SCP-Kader frei. Dieser dürfte an Martin Ens oder Marco Pledl gehen. Zweitliga-Debütant Adrian Bravo Sanchez sowie die Jungspunde Luis Engelns (17) und Anton Bäuerle (19) werden auf jeden Fall wieder im 20er-Aufgebot stehen. Bäuerle hat aufgrund des Zehnter-Ausfalls sogar Startelfchancen.
Der nächste Engelns-Einsatz kündigt sich an
Auch Luis Engelns, der am Freitag zum jüngsten Startelfdebütanten der Paderborner Zweitliga-Historie avancierte, darf sich trotz der Belastungen aus dem Köln-Spiel Hoffnungen auf ein Ticket für die Anfangsformation machen. „Luis ist zwar auf dem Papier erst 17, aber im Kopf viel reifer. Mental wäre es für ihn kein Problem. Er hat halt den Vorteil, dass er in einer Fußballerfamilie aufgewachsen ist. Durch die Arbeit seines Vaters kennt er diesen Druck“, sagt Lukas Kwasniok mit Blick auf seinen jungen Schützling, dessen Vater Daniel Farke bekanntlich als Profi-Coach arbeitet.
„Wir haben aber auch eine Verantwortung, was das Körperliche betrifft“, schränkt Paderborns Trainer ein. Vielleicht sitzt Engelns deshalb gegen Werder zunächst auf der Bank. „Luis wird jetzt etwas seltener in die Schule gehen und häufiger beim Training sein“, berichtet Kwasniok und fügt schmunzelnd an: „Die Noten dürfen darunter nicht leiden. Daher wird Luis jetzt natürlich zuhause noch viel, viel mehr lernen.“
Michel-Rolle bleibt noch ein Geheimnis
Sven Michel hatte beim 2:1-Sieg in Köln seine ersten beiden Zweitliga-Saisontreffer erzielt. Allerdings als Joker. Ob der 34-jährige Stürmer nun in die Anfangsformatiom zurückkehrt, lief Lukas Kwasniok am Dienstag offen. „Sven hatte neun Spiele in der Startelf Zeit, um zu zeigen, dass er trifft. Das hat er nicht geschafft. Jetzt hat er 20 Minuten gespielt und zweimal getroffen. Die logische Schlussfolgerung für den Trainer ist: Der muss jetzt immer von der Bank kommen, 20 Minuten spielen und zwei Tore schießen. Die logische Schlussfolgerung des Spielers lautet: Jetzt habe ich ja getroffen, deshalb muss ich wieder von Beginn an spielen“, so Paderborns Coach.
„Wichtig ist für mich nur, dass die Spieler ihre Aufgabe kennen, wenn sie beginnen und wenn sie reinkommen. Und Sven kann in beiden Rollen liefern und grundsätzlich Spiele entscheiden“, ergänzt Kwasniok.
Wilde Spiele gegen Werder
Wenn der SC Paderborn auf Werder Bremen trifft, gibt es eigentlich immer ein Spektakel. In den sieben Pflichtspielen zwischen den beiden Teams fielen durchschnittlich 4,9 Treffer pro Partie. In der Gesamtstatistik hat Bremen mit drei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen knapp die Nase vorn.

„Die Spiele gegen Paderborn sind fast immer eng. Und es sind immer verrückte Spielverläufe“, sagt Werder-Coach Ole Werner und spricht dabei aus Erfahrung. In seinem fünften Spiel als Bremer Trainer erlebte er am 22. Januar 2022 nach einem 1:3-Rückstand einen 4:3-Sieg in Paderborn. In der zweiten DFB-Pokalrunde der Saison 2022/23 kegelte der SCP den SV Werder am 19. Oktober 2022 im Elfmeterschießen aus dem DFB-Pokal, nachdem die Bremer zuvor einen 0:2-Rückstand egalisiert hatten.
„Paderborn tritt in der Regel mit offenem Visier an. Der SCP versteckt sich nie, ist variabel im Positionsspiel und will Fußball spielen. Und das gilt auch für uns. Da können wilde Spielverläufe entstehen, gerade im Pokal. Und wenn es wild wird, müssen wir kühlen Kopf bewahren“, fordert Ole Werner und fügt an: „Wir müssen am Mittwoch die Qualitätsunterschiede, die wir immer noch haben, sichtbar machen.“
Kuriose Parallelen
Ein Ausscheiden in Paderborn wäre für Werder übrigens nicht das erste Déjà-vu-Erlebnis der aktuellen DFB-Pokalspielzeit. So waren bereits in der ersten Runde Erinnerungen an die Spielzeit 2022/23 wach geworden, denn ebenso wie vor zwei Jahren mussten die Bremer bei Energie Cottbus ran. Im August 2022 gelang ein 2:1-Sieg in der Lausitz. In diesem Sommer behielt Werder mit 3:1 die Oberhand, um anschließend wieder den SC Paderborn als Zweitrunden-Gegner zu erwischen. Zufälle gibt’s...
Geht’s wieder ins Elfmeterschießen?
Eine weitere Parallele, die allerdings wenig überrascht, ist die Tatsache, dass die Home-Deluxe-Arena im Pokalspiel gegen Werder wie schon im Oktober 2022 auch diesmal ausverkauft ist. Die Tageskassen bleiben am Mittwoch folglich geschlossen. Dabei werden gut 1.600 Bremer Fans ihre Mannschaft nach Paderborn begleiten.
Vor zwei Jahren wurde den Zuschauern ein packendes Spiel mitsamt Elfmeterschießen geboten. Auch diesmal könnte es in der Paderborner Arena in eine solche Elfer-Lotterie gehen. Beide Teams verzichteten aber darauf, gezielt Elfmeter zu trainieren. „Zum einen musst du den Jungs vertrauen. Zum anderen üben das die Kinsombis, Obermairs und Bilbijas immer wieder mal nach dem Training“, sagt Lukas Kwasniok. Vor zwei Jahren leistete sich kein einziger Paderborner einen Fehlschuss, während Werder-Akteur Leonardo Bittencourt vergab.
Wiedersehen mit Ducksch
„Wir haben mit Paderborn noch eine Rechnung offen“, hatte Werder-Abwehrchef Marco Friedl am vergangenen Samstag nach dem Bremer 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen betont. Dabei hatte er natürlich das Pokal-Aus vor zwei Jahren im Blick. Sein Trainer glaubt aber nicht, dass die besagte Werder-Pleite in Paderborn am Mittwoch noch eine Rolle spielt. Schließlich seien bei beiden Teams nur noch wenige Spieler an Bord, die am 19. Oktober 2022 auf dem Platz gestanden hatten.
In Reihen des SCP sind es nur noch Marcel Hoffmeier und Raphael Obermair. Stürmer Felix Platte, der Paderborn im Pokalspiel gegen Werder in Führung gebracht hatte, fällt verletzt aus. Bei Bremen ist unterdessen ein Angreifer an Bord, der vor zwei Jahren gefehlt hatte, obwohl er eigentlich einsatzbereit gewesen wäre.
So war Marvin Ducksch vor der Partie bei seinem Ex-Klub Paderborn suspendiert worden. Grund: Der gebürtige Dortmunder hatte zuvor nach einer 0:2-Heimniederlage gegen Mainz in einer Bremer Diskothek bis tief in die Nacht hinein gefeiert. Ducksch verstieß damit gegen teaminterne Corona-Maßnahmen und kam obendrein am nächsten Morgen deutlich verspätet zur Mannschaftssitzung.
Diesmal aber wird der inzwischen 30 Jahre alte Angreifer in der Startelf stehen. Ducksch ist derzeit in bestechender Form und verbuchte in den vergangenen beiden Partien zwei Tore und zwei Assists. In 107 Pflichtspielen für Werder hat der Ex-Paderborner damit nun 48 Treffer und 33 Assists erzielt. Beim SCP war der damals noch sehr junge Ducksch dagegen aufgrund von Anpassungs- und Verletzungsproblemen nie so richtig auf Betriebstemperatur gekommen.