
Kölns Trainer und die Systemfrage
Beim 1. FC Köln ist seit dem vergangenen Wochenende wieder Feuer unterm Dach. Die Nicht-Leistung bei der 1:5-Pleite in Darmstadt löste Schockwellen aus. „Das war desolat, bodenlos, fürchterlich, enttäuschend. Wir haben gespielt wie eine Schülermannschaft. Das war brotlos und hatte nichts mit Profi-Fußball zu tun“, wetterte FC-Sportchef Christian Keller direkt nach dem Darmstadt-Debakel.
Über eben jenen Keller wurde in dieser Woche schon wieder fleißig spekuliert. So machten Gerüchte die Runde, dass Ex-HSV-Sportchef Jonas Boldt oder Thomas Kessler, derzeit Leiter der Lizenzabteilung des 1. FC Köln, den glücklosen Sport-Geschäftsführer beerben könnten.
Fakt ist: Der Druck ist beim Effzeh vor dem an diesem Freitag, 25. Oktober, anstehenden Zweitliga-Heimspiel gegen den SC Paderborn (18.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) extrem groß. „Aber Druck ist in Köln immer da“, sagt FC-Trainer Gerhard Struber und erklärt mit Blick auf das 1:5 in Darmstadt: „So ein Spiel dürfen wir nicht mehr abliefern.“
Sein Team habe sich in dieser Woche sehr intensiv mit der Aufarbeitung dieser Partie beschäftigt. „Aber wir alle haben auch wieder eine Vorfreude auf das Spiel am Freitag entwickelt“, sagt Struber, der in dieser Woche drei nicht-öffentliche Trainingseinheiten anberaumte. Beim SC Paderborn ist eine solche Wochengestaltung die Regel, doch beim 1. FC Köln ist dies ziemlich ungewöhnlich.
Und so wird gemutmaßt, ob Struber und sein Team das Geheimtraining nutzen, um ein neues Spielsystem einzustudieren. Demnach könnten die Kölner gegen Paderborn von einer Vierer-Abwehrkette auf eine Dreierkette umstellen. Bei der Pressekonferenz zum Spiel sagte der FC-Coach dazu: „Ich bin Fan mehrerer Systeme. Es ist wichtig, als Trainer variabel zu sein.“
Ljubicic vor dem Comeback
Dejan Ljubicic hatte in den ersten fünf Saisonspielen für den 1. FC Köln zwei Tore und zwei Assists verbucht. Anschließend aber fiel der 27-jährige Österreicher wegen einer Erkältung und einer Mandel-OP aus. Gegen Paderborn könnte Ljubicic, der am Montag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist, nun sein Comeback feiern. „Er ist bereit für das Spiel“, berichtet FC-Trainer Gerhard Struber mit Blick auf seinen Landsmann.
Mark Uth könnte theoretisch auch in den Kölner 20er-Kader zurückkehren. Doch der verletzungsanfällige Routinier soll wohl wieder Spielpraxis in der Regionalliga-Reserve sammeln, die an diesem Freitag auf den MSV Duisburg trifft. „Es schaut bei ihm immer besser aus“, sagt Struber über Uth, der am vergangenen Wochenende beim 2:1-Sieg der Kölner U21 gegen Wuppertal ein 45-minütiges Comeback gegeben hatte. Für das Zweitliga-Team verbuchte Uth in dieser Saison unterdessen erst sechs Einsatzminuten.
Warme Worte für den SCP
„Uns erwartet eine bärenstarke Mannschaft, die klar in ihren Abläufen ist. Da sieht man die Handschrift des Trainers“, urteilt FC-Coach Gerhard Struber über den SC Paderborn. „Wir müssen in allen Phasen des Spiels ein stabiles Netz schaffen. Daran haben wir in den vergangenen Tagen gearbeitet“, ergänzt der 47-Jährige, für den es das erste Spiel gegen den SCP sein wird.
Thomas Kessler, Leiter der Kölner Lizenzspielerabteilung, erlebte als Ersatztorwart unterdessen fast alle Duelle zwischen dem Effzeh und Paderborn. Und der 38-Jährige zollt den Ostwestfalen höchsten Respekt. „Der SCP hat sich insgesamt gut entwickelt. Da wird einfach ein guter Job gemacht“, sagt Kessler und fügt an: „Wir wissen genau, was auf uns zukommt. Das wird eine große Herausforderung.“
Heimniederlage vor der Corona-Zwangspause
Die Pflichtspielbilanz zwischen dem „kleinen“ SC Paderborn und dem „großen“ 1. FC Köln ist überraschend ausgeglichen. Vor der Erstliga-Spielzeit 2019/20 hatte der SCP mit vier Siegen, fünf Remis und drei Niederlagen sogar die Nase vorn. In der besagten Saison verlor Paderborn dann mit 0:3 in Köln, ehe am 6. März 2020 auch das Rückspiel an der Pader in der ausverkauften Benteler-Arena mit 1:2 verloren ging.
Es war die letzte Partie vor der Corona-Zwangspause und das bislang letzte Duell zwischen den beiden NRW-Teams. Das erste Pflichtspiel war am 29. September 2006 im altehrwürdigen Lönsstadion über die Bühne gegangen. 12.000 Zuschauer sahen damals einen Paderborner 2:0-Heimsieg durch Tore von Erwin Koen und Timo Röttger. Auch in Köln konnte der SCP schon fleißig punkten. Vor der erwähnten 0:3-Niederlage am Rhein holten die Paderborner beim Effzeh zwei Siege (5:3 und 1:0) und ein Remis (0:0).
Nur ein Punkt zum Saisonstart
Die E-Sport-Asse des SC Paderborn waren unterdessen bereits am Dienstagabend in Köln im Einsatz. In der „Strassenkicker Base“ im Stadtteil Mülheim startete die Virtual Bundesliga (VBL) mit einem Offline-Spieltag in die Saison 2024/25. Titelverteidiger Paderborn peilte dabei gegen Holstein Kiel den ersten Saisonsieg ein, musste sich gegen überraschend starke Ostseestädter jedoch mit einem Unentschieden begnügen.
Nach dem Doppel hatte der SCP zunächst auf Siegkurs gelegen. Jamie „Chaser“ Bartel und Neuzugang Max „Diviners“ Gröne besiegten die Kieler Julius „Juli“ Kühle und Colin „Cooolliiin“ Völter mit 3:2. Auch die beiden anschließenden Einzel waren eine knappe Angelegenheit. Bartel lag gegen Völter mit 1:4 zurück, erkämpfte dann aber in den letzten virtuellen 20 Spielminuten noch ein 4:4. Paderborn hatte damit bereits einen Punkt in der Tasche.
Doch mehr sollte es auch nicht werden, denn SCP-Novize „Diviners“ musste sich Julius „Juli“ Kühle mit 4:5 geschlagen geben. Gleich zu Saisonbeginn erlitten die Paderborner damit den ersten Rückschlag im Kampf um die Play-Off-Tickets. Die nächste Aufgabe hat es in sich. So trifft der SCP am kommenden Dienstag, 29. Oktober, um 21 Uhr auf den SV Werder Bremen, der seine hohen Ambitionen mit einem Auftaktsieg gegen Bayer 04 Leverkusen untermauerte.