Paderborn. "Ich hatte schon am Morgen ein gutes Gefühl", sagte ein überglücklicher Erwin Koen nach dem Schlusspfiff, "doch das es ein 2:0-Sieg wird ?“ einfach unglaublich." Am Triumph über den 1. FC Köln besaß der neue Paderborner Publikumsliebling einen Löwenanteil. So öffnete sein 1:0 in der 65. Minute das Tor zur großen Überraschung, die Timo Röttger in der Nachspielzeit endgültig perfekt machte.
Zuvor hatten Koen & Co. unermüdlich gerackert. Gerade der Neuzugang aus Aachen strotzte vor Selbstvertrauen und schoss aus allen Lagen ?“ auch auf die Gefahr hin, dass der ein oder andere Ball im Paderborner Nachthimmel verschwand. "Es hat Riesen-Spaß gemacht, das war eine Klasse-Leistung des Teams", resümierte Koen.
Den Kölnern war der Spaß hingegen frühzeitig vergangen. Von Beginn an kam die Elf von Trainer Hanspeter Latour mit der aggressiven Spielweise der Gastgeber nicht zurecht. Dabei hatte der Kölner Express vorher gewarnt. "Vorsicht, FC! Paderborns Dorf-Sportplatz ist eine Festung", hatte das Boulevardblatt getitelt.
Zu den SCP-Helden, die die "Festung Paderborn" am gestrigen Abend uneinnehmbar gemacht hatten, zählte Roel Brouwers. Mit unbändigem Einsatz erstickte er mit seinen Teamkollegen die Angriffsbemühungen der Geißbock-Elf im Keim ?“ und ließ sich auch von einer Kopfverletzung nicht beirren, die er sich bei einem Zusammenprall mit Matthias Scherz und Marc Gouiffe à Goufan zugezogen hatte. Zunächst spielte Brouwers mit einem todschicken, blau-weißen Turban weiter, bevor er sich in der Halbzeit mit drei Stichen nähen ließ. "Es war halt ein harter Kampf", sagte ein lächelnder Abwehrrecke nach der Partie und fasste sich an das lädierte Oberhaupt.
Kopfschmerzen dürfte nach den 90 Minuten im Hermann-Löns-Stadion allerdings eher Gäste-Coach Latour gehabt haben. Fast die gesamte Spielzeit über hatte seine Elf auf ganzer Linie enttäuscht. Allenfalls in den ersten 15 Minuten nach dem Wechsel konnte der FC ansatzweise Druck erzeugen. Und in dieser Phase erzielte Matthias Scherz auch das vermeintliche 1:0 (59.), das wegen einer Abseitsstellung von Kölns Stürmer Milivoje Novakovic keine Anerkennung fand. "Man muss die Entscheidung des Schiedsrichters akzeptieren", erklärte Latour, der nach dem Schlusspfiff mit seinem Team behutsam umging und lediglich zugab, dass er von seinen Mannen ein "inhaltsreicheres Spiel" erwartet hätte.
Rundum zufrieden war indes SCP-Trainer Roland Seitz: "Ein großes Kompliment an die Mannschaft und an die sensationellen Fans. Hoffentlich ist diese Unterstützung auch künftig so ?“ am besten schon im Heimspiel gegen Koblenz."
Diese Hoffnung äußerte auch Erwin Koen. "Wir haben schließlich prima Werbung gemacht." Gleichzeitig trat der Torschütze zum 1:0 ein wenig auf die Euphoriebremse. "Trotz des Sieges gegen Köln sind wir noch keine Spitzenmannschaft. Es gilt das alte Ziel: Erst einmal 40 Punkte holen", betonte Koen und fügte an: "Wir setzen auf kleine Schritte statt auf den großen Sprung."
Einen "großen Sprung" in Sachen Stammelf machte derweil Thomas Bröker, der Kapitän René Müller gestern erstklassig vertrat. "Wir haben Köln 90 Minuten beschäftigt und einen viel höheren Aufwand betrieben. Das hat sich ausgezahlt", erläuterte der Ex-Kölner.