
Fauxpas an alter Wirkungsstätte
Robin Krauße war am Freitagabend im Zweitligaspiel zwischen dem SC Paderborn und Eintracht Braunschweig gewohnt fleißig. Was die statistischen Werte der Gästespieler betrifft, spulte der Eintracht-Kapitän die meisten Kilometer ab, um zudem die meisten Zweikämpfe zu gewinnen. Allerdings leistete sich der Ex-Paderborner, der von Januar 2016 bis August 2018 für den SCP gekickt hatte, bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte auch einen ganz üblen Patzer.
In der 61. Minute spielte Krauße einen hanebüchenen Rückpass genau in die Füße des gerade eingewechselten SCP-Stürmers Adriano Grimaldi. Dieser nutzte das unverhoffte Geschenk, um zum 1:1 auszugleichen. „Ich habe Grimaldi gar nicht wahrgenommen und wollte zum Torwart zurückspielen. Das war ein dummer Fehler, der mir nicht passieren darf“, erklärte Krauße.
„Aber ich bin glücklich, dass wir diesen Fehler als Team dann wieder wettgemacht haben“, ergänzte der 29-Jährige angesichts der Tatsache, dass die Eintracht am Ende in der Home-Deluxe-Arena einen 2:1-Auswärtssieg und drei ganz wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt einfuhr.
Ein Paderborner hat Grund zur Freude
Für Braunschweigs Cheftrainer Daniel Scherning war die Partie am Freitagabend eine besonders emotionale Angelegenheit. Der 40-Jährige ist schließlich waschechter Paderborner und lebt mit seiner Familie weiterhin in seiner Heimatstadt. Der 2:1-Erfolg beim SCP war für ihn aber keine Premiere.
So hatte „Scherne“ bereits im November 2022 als Chefcoach von Arminia Bielefeld einen 2:0-Erfolg an der Pader gefeiert. Sein Gastspiel in Bielefeld nahm damals jedoch ein vorzeitiges Ende. Und die Arminia stieg ab. In Braunschweig aber scheint Scherning nun ein intaktes Team zu haben, das dem Trainer bedingungslos folgt.
„Wenn man sieht, wie die Mannschaft fightet, sich gegenseitig unterstützt und auch in schwierigen Phasen zusammenhält, ist das für uns das Entscheidende“, sagte der Eintracht-Coach nach dem Sieg in Paderborn. „Wir haben natürlich ein wenig Matchglück gebraucht. Aber das ist scheißegal. Wichtig sind die drei Punkte“, konstatierte Scherning.
Dessen Team hatte eine Woche zuvor das Kellerduell gegen Rostock mit 0:1 verloren. „Danach hatte man im Umfeld das Gefühl, dass wir abgestiegen sind. Da wurde Unruhe von Außen reingetragen. Aber wir haben immer gesagt, dass wir ruhig bleiben und dass Rückschläge dazugehören“, erklärte Scherning und bezeichnete den Erfolg beim SCP als „Zeichen an alle, die nach dem Rostock-Spiel an uns gezweifelt haben“.
Eine Frage der Größe
SCP-Trainer Lukas Kwasniok hatte sich im Heimspiel gegen Braunschweig für zwei Startelfänderungen entschieden. Calvin Brackelmann rückte für Laurin Curda in die Abwehrkette. Sebastian Klaas ersetzte Ilyas Ansah in der Offensive. Und beide Wechsel hingen letztlich miteinander zusammen.
Im Angriff hatte sich Kwasniok für den spielstarken Klaas entschieden, der mit seinen fußballerischen Qualitäten dabei helfen sollte, den kompakten Braunschweiger Block zu knacken. Und der Startelf-Rückkehrer machte seine Sache dann auch recht gut.
„Aber mir fehlte damit ein halber Meter Körpergröße“, erklärte Paderborns Coach mit Verweis auf die Tatsache, dass Ansah (1,94 Meter) deutlich größer ist als Klaas (1,80 Meter). Deshalb kam es dann auch zum eingangs erwähnten Wechsel in der Defensive. So spielte der 1,96 Meter große Brackelmann für den nur 1,83 Meter großen Curda.
„Schließlich hat der Gegner ein paar große Spieler“, sagte Kwasniok, der über Calvin Brackelmann wie folgt urteilte: „Unterm Strich bin ich mit seiner Leistung zufrieden.“ Allerdings hatte sich sein Schützling gerade vor der Pause einige Unkonzentriertheiten geleistet.
So hatte Brackelmann in der 31. Minute Glück, dass Eintracht-Akteur Fabio Kaufmann einen Fehler des SCP-Verteidigers nicht ausnutzen konnte. Und in der 41. Minute ließ er sich von Kaufmann viel zu leicht ausspielen, so dass Braunschweig zu einer Großchance durch Rayan Philippe kam.
Premiere für Pledl
In den vergangenen beiden Spielen gegen Magdeburg (0:0) und auf Schalke (3:3) hatte der SC Paderborn die maximale Kaderkapazität von 20 Spielern angesichts diverser Ausfälle nicht ausgeschöpft. Gegen Braunschweig aber musste SCP-Coach Lukas Kwasniok zwei Akteure aus dem Aufgebot streichen. So standen Maximilian Rohr und Martin Ens nicht im 20er-Aufgebot. Beide kamen am Freitag auch nicht für die SCP-Reserve zum Einsatz, die eine 0:3-Pleite beim FC Schalke 04 II kassierte.
Dafür feierte ein Winterneuzugang aus der Regionalliga Bayern im Heimspiel gegen Braunschweig eine Premiere: Marco Pledl, Perspektivspieler aus der U21, stand erstmals im Kader der Profis. „Marco hat sehr gut trainiert. Er wäre heute eine Option auf der Wingbackposition gewesen, wenn beispielsweise Raphael Obermair etwas passiert wäre“, begründete Kwasniok seine Personalentscheidung.
Pledl war im Januar vom niederbayrischen Viertligisten DJK Vilzing zum SCP gewechselt und stand seitdem in allen Pflichtspielen der Paderborner Regionalliga-Reserve in der Startelf. In der vergangenen Saison hatte der beidfüßige Mittelfeldspieler unterdessen noch für seinen Heimatverein SV Bischofsmais in der Kreisklasse Regen gekickt.
Ecken sorgen für Gefahr
Der SC Paderborn gab am Freitag gegen Braunschweig 21 Torschüsse ab. Drei davon waren hierbei brandgefährliche Ecken, die direkt aufs Eintracht-Gehäuse gezirkelt wurden. Als Kunstschützen traten die SCP-Akteure Aaron Zehnter und Raphael Obermair in Aktion.
Winterneuzugang Zehnter versuchte Braunschweigs Keeper Ron-Thorben Hoffmann in der 39. und 71. Minute zu überraschen. Obermair zwang den gegnerischen Torhüter in der 70. Minute zu einer Parade. Auch der Großteil der restlichen sieben Ecken wurde zumeist dicht vors Eintracht-Gehäuse geschlagen. Meistens sorgte das für Gefahr. Letztlich konnte Hoffmann aber stets einen Einschlag verhindern.
Auch die Reservisten verlieren
Schon am Samstagvormittag gab es das nächste Duell zwischen dem SC Paderborn und Eintracht Braunschweig. So nutzten beide Teams einen nicht-öffentlichen Testkick im Paderborner Trainingszentrum, um Reservisten Spielpraxis zu gewähren. Und auch diesmal behielt die Eintracht die Oberhand, denn Braunschweigs zweite Garde feierte einen 2:0 (2:0)-Erfolg.
„Es war ein guter und intensiver Test. In der ersten Halbzeit haben wir es sehr gut gemacht“, resümierte Eintracht-Coach Daniel Scherning. Florian Krüger (6.) und Anthony Ujah (23.) hatten vor der Pause für die Gäste getroffen. Nach dem Wechsel war dann der SCP spielbestimmend, doch die Eintracht hielt den Laden dicht.