SCP-Splitter

Conteh bangt ums Spiel in seiner Heimat, ein Paderborner Joker-Trio glänzt

SCP-Stürmer Sirlord "Sissi" Conteh verletzt sich beim 5:1-Heimsieg gegen Braunschweig und droht in Hamburg auszufallen. Drei Einwechselspieler schrauben derweil das Ergebnis in die Höhe. Und ein Schiedsrichter setzt eine kuriose Elfmeter-Serie fort.

Frank Beineke
29.04.2023 | 29.04.2023, 12:30

Ein Oberschenkel bereitet Sorgen

Nachdem Sirlord Conteh in den Zweitligapartien gegen Rostock (3:0) und in Sandhausen (2:2) nur als Joker zum Einsatz gekommen war, durfte der pfeilschnelle Stürmer des SC Paderborn am Freitagabend im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig wieder von Beginn an ran. Das Startelf-Comeback zahlte sich aus, denn der Mann mit dem Spitznamen "Sissi" bereitete beim souveränen Paderborner 5:1-Heimsieg das 2:0 (45.+1) durch Raphael Obermair vor, um dann selbst das 3:0 (51.) zu erzielen.

Doch in der 67. Minute war für Conteh vorzeitig Feierabend. Der 26-Jährige musste wegen einer Verletzung am rechten Oberschenkel ausgewechselt werden. "Ein Muskel wurde ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Aber es ist wohl nicht so wild. Sissi schließt jedenfalls nicht aus, dass er in Hamburg spielen kann", berichtete SCP-Coach Lukas Kwasniok nach dem Spiel.

SCP-Angreifer Sirlord Conteh muss in der 67. Minute verletzt vom Platz. Physiotherapeut Jörg Liebeck (l.) und Mannschaftsarzt Lutz Mahlke haben ihm bereits eine Oberschenkel-Bandage verpasst. | © Besim Mazhiqi
SCP-Angreifer Sirlord Conteh muss in der 67. Minute verletzt vom Platz. Physiotherapeut Jörg Liebeck (l.) und Mannschaftsarzt Lutz Mahlke haben ihm bereits eine Oberschenkel-Bandage verpasst. | © Besim Mazhiqi

"Die Hoffnung haben wir auch, denn Sissi kann jeder Mannschaft wehtun", ergänzte Paderborns Trainer. Und gerade Conteh dürfte nur ungern auf die am Freitag, 5. Mai, anstehende Partie beim HSV verzichten. Schließlich ist der langjährige Spieler des FC St. Pauli ein gebürtiger Hamburger.

Newsletter
SC Paderborn 07
Wöchentlich alle News rund um den SC Paderborn.

Nadj schnuppert am Premierentreffer

Für Sirlord Conteh kam mit Niclas Nadj ein weiterer gebürtiger Hamburger in die Partie. Auch dies sollte sich auszahlen, denn der Winterneuzugang aus Flensburg stellte einmal mehr unter Beweis, dass er ein ganz feiner Fußballer ist. So sorgte Nadj zusammen mit Dennis Srbeny und Marvin Pieringer, die in Minute 76 eingewechselt wurden, für jede Menge Entlastung. Dieses Joker-Trio war auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass aus einem 3:1 noch ein 5:1 wurde.

SCP-Joker Niclas Nadj (l.) setzt sich in dieser Szene gegen Eintracht-Verteidiger Jannis Nikolaou durch. - © Besim Mazhiqi
SCP-Joker Niclas Nadj (l.) setzt sich in dieser Szene gegen Eintracht-Verteidiger Jannis Nikolaou durch. | © Besim Mazhiqi

Bereits in Minute 80 hatte Nadj das vermeintliche 4:1 und damit seinen ersten Zweitligatreffer erzielt. Der 22-Jährige war zunächst an Braunschweigs Keeper Ron Thorben Hoffmann gescheitert, um den Abpraller dann mit einem äußerst gefühlvollen Heber ins lange Eck zu befördern. Doch Nadj hatte beim Zuspiel von Srbeny hauchdünn im Abseits gestanden.

Srbeny schnürte anschließend noch einen Doppelpack. Beim 4:1 (90.) profitierte er von einer Pieringer-Maßflanke. Beim 5:1 (90.+4) drückte der 28-Jährige das Leder nach einer Justvan-Vorlage über die Linie. Nadj hatte eben jenen Treffer zuvor mit einem öffnenden Pass eingeleitet.

Die drei Einwechselspieler ernteten anschließend jede Menge Lob vom besten Spieler des Abends. "Wenn die Jungs reinkommen, gewinnen wir noch mal eine extreme Qualität, denn sie können den Ball auch in engen Räumen gut laufen lassen. Sie haben uns heute sehr weitergeholfen", urteilte SCP-Akteur Raphael Obermair.

Schiedsrichter setzt Serie fort

Benjamin Cortus leitete am Freitagabend schon sein 14. Pflichtspiel mit SCP-Beteiligung. Dabei ist der aus dem bayerischen Röthenbach stammende Schiedsrichter nicht unbedingt ein Glücksbringer für Paderborn, denn die Bilanz ist mit vier Siegen, fünf Remis und vier Niederlagen ausgeglichen. Doch im Heimspiel gegen Braunschweig gab Cortus zum fünften Mal in Folge einen Elfmeter für Paderborn.

In der Nachspielzeit hatte der 41-Jährige beim Spielstand von 4:1 auf den Punkt gezeigt. Raphael Obermair hatte Eintracht-Verteidiger Brian Behrendt vernatzt und war dann von diesem zu Fall gebracht worden. Auch nach VAR-Check blieb es bei der Elfmeter-Entscheidung. "Im ersten Moment war es für mich ein klarer Elfer. Je länger die Überprüfung dauerte, desto mehr dachte ich: O.k., so viel war es nun auch wieder nicht. Aber letztlich geht das schon in Ordnung, denn ein kleiner Zupfer war da", kommentierte Obermair die Szene, die zum Strafstoß führte.

Der Elfmeter blieb allerdings folgenlos, denn SCP-Joker Marvin Pieringer jagte den Ball an die Latte. Schon in der Hinrunde hatte der Stürmer im Heimspiel gegen Darmstadt (1:2) einen von Cortus gegebenen Elfmeter verschossen. Weitaus besser machte es Florent Muslija, der beim 4:3-Rückrundensieg in Hannover traf, nachdem der 41-jährige Referee auf Strafstoß entschieden hatte.

In den Spielzeiten zuvor hatte der SCP in der Saison 2020/21 bei Gastspielen in Regensburg (0:1) und Sandhausen (1:1) einen Cortus-Strafstoß erhalten. Dennis Srbeny trat jeweils an. In Regensburg scheiterte der SCP-Stürmer an Elfmeter-Killer Alexander Meyer, in Sandhausen netzte er ein.

Der Spaßfaktor stimmt

Mit dem 5:1 gegen Braunschweig heimste Paderborn zugleich den elften Heimsieg der Saison ein. Damit stellte der SCP einen neuen Zweitliga-Vereinsrekord auf. Und die Heimspiele gegen Heidenheim (Sonntag, 14. Mai) und Nürnberg (Sonntag, 28. Mai) folgen ja noch. In der vergangenen Spielzeit hatte dies noch ganz anders ausgesehen, denn da hatte der SCP in den ersten 15 Heimspielen ganze zwei Siege geholt.

"Da hatten wir darunter zu leiden, dass meist nur eine gewisse Anzahl an Zuschauern zugelassen waren. Nun ist eine Symbiose zwischen Fans und der Mannschaft entstanden", erklärte SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügte an: "Es ist ein Genuss und gleichzeitig eine Würdigung der Mannschaft, dass wir heute mehr als 13.000 Zuschauer hatten. Da haben wir auch schon andere Zeiten erlebt. Es macht den Menschen Spaß, hier ins Stadion zu gehen. Und wir wollen jetzt noch zwei Mal zeigen, dass dies auch zurecht der Fall ist."

Robins verpatzte Rückkehr

Ein ehemaliger SCP-Spieler hatte sich den Freitagabend unterdessen anders vorgestellt. Robin Krauße, der von Januar 2016 bis August 2018 insgesamt 91 Pflichtspiele für Paderborn bestritten hatte, zählte nämlich zu den Braunschweiger Verlierern. Der 29-Jährige agierte auf der Doppel-Sechs, kam aber kaum in die Zweikämpfe, hatte wenig Ballkontakte und wurde nach gut einer Stunde gelb-vorbelastet ausgewechselt.

"Wir haben die Tore zu leicht kassiert und den Gegner eingeladen. Es war heute keine gute Leistung von uns. Wir müssen die leichten Fehler abstellen, wieder mehr in die Zweikämpfe kommen und aggressiver spielen", resümierte Krauße und sagte mit Blick auf das am nächsten Sonntag anstehende Kellerduell gegen Sandhausen: "Da dürfen wir nicht so viel zulassen."

Kwasnioks gewagter Wunsch

Ähnlich kritisch wie Krauße äußerst sich Braunschweigs Chefcoach. "Wir sind gar nicht richtig in die Zweikämpfe gegangen und kaum vor das gegnerische Tor gelangt. Zudem haben wir schlechte Pässe gezeigt, zu viele Räume entstehen lassen, die Spielerketten schlecht verschoben. Das kann gegen eine Top-Mannschaft nicht der Anspruch sein", ärgerte sich Michael Schiele, der immerhin Trost von seinem Trainerkollegen erhielt.

"Ich bin überzeugt, dass Braunschweig den Klassenerhalt schafft", betonte Lukas Kwasniok. "Aber ich habe dennoch eine minimale Resthoffnung, dass wir uns nächstes Jahr aus anderen Gründen nicht wiedersehen", ergänzte Paderborns Coach, der den Bundesliga-Aufstieg offenbar noch nicht abgeschrieben hat.


Paderborn Mann für Mann


Alle Artikel zu allen Personen rund um SC Paderborn 07