2. Fußball-Bundesliga

Die merkwürdigen Heim- und Auswärtsbilanzen des SC Paderborn

Während der SCP in der vergangenen Spielzeit zuhause geschwächelt hatte, um auswärts fleißig zu punkten, ist es in dieser Saison genau umgekehrt. Die Ursachenforschung ist nicht einfach.

Die Fans des SC Paderborn hatten in dieser Saison in der heimischen Home-Deluxe-Arena schon reichlich Grund zum Feiern. Und der Verein steuert in Sachen Zuschauer einem neuen Zweitliga-Vereinsrekord entgegen. | © Besim Mazhiqi

Frank Beineke
28.04.2023 | 28.04.2023, 11:43

Paderborn. Auswärts hui, zuhause pfui. Diese Devise galt in der vergangenen Zweitliga-Saison für den SC Paderborn. Die Schützlinge von Trainer Lukas Kwasniok holten damals in der Fremde stolze 1,9 Punkte pro Partie und schossen dabei im Schnitt 1,8 Treffer. In der heimischen Arena sprangen dagegen nur 1,36 Punkte und 1,5 Tore pro Spiel heraus.

In dieser Saison ist es genau umgekehrt. Und die Unterschiede fallen noch gewaltiger aus. So kommt der SCP zuhause auf einen Punkteschnitt von satten 2,14 Zählern. In ihren 14 Heimspielen haben die Paderborner hierbei schon 38 Treffer (2,7 pro Spiel) erzielt. Auswärts liegt der Toreschnitt hingegen bei mageren 1,2. Und die 1,13 Zähler, die der SCP in fremden Stadien einheimste, sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Die Ursachenforschung ist alles andere als einfach. "Es gibt sicher nicht diese eine Erklärung", sagt Chefcoach Lukas Kwasniok. Doch der SCP versucht an diversen Stellschrauben zu drehen. Ein durchaus wichtiges Thema ist dabei die Spielvorbereitung.

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Mannschaft trifft sich nun später

So hatten sich die SCP-Kicker in der vergangenen Saison bei Heimspielen schon drei Stunden vor dem Anpfiff getroffen, um gemeinsam zu essen. "Es war ein Pflichttermin, aber für mich eine zähe Veranstaltung. Doch im Verein wurde es schon immer so gemacht und ich wollte es nicht verändern", erklärt Kwasniok.

Zur neuen Saison wurden diese Rituale dann aber doch geändert. Nun trifft sich die Mannschaft erst 90 Minuten vor Spielbeginn in der Home-Deluxe-Arena. Zur kommenden Spielzeit sollen es sogar nur noch 75 Minuten sein. "Die Zeiten, in denen du lange gebraucht hast, um deine Schienbeinschoner anzuziehen, sind vorbei. Die stecken sich ja heutzutage nur noch so Tempotaschentücher vorne rein", witzelt Paderborns Trainer.

"Entscheidend ist: Die Mannschaft muss auf den Punkt da sein", fügt Kwasniok ernsthaft an. Und bei einer zu langen Vorbereitung bestehe die Gefahr, dass der Fokus verloren gehe. Daher denkt der SCP nun auch darüber nach, die Abläufe bei Auswärtsspielen zu optimieren.

"Das ist ein Punkt, an dem wir ansetzen können. Derzeit hängst du den ganzen Tag im Hotel rum. Wir müssen uns fragen: Wie gestalten wir künftig die Auswärtsfahrten und wie können wir die Zeit vor dem Spiel ein wenig kurzweiliger gestalten", sagt Lukas Kwasniok.

Spielkontrolle statt Blitzangriffe

Letztlich haben die frappierenden Veränderungen in der Heim- und Auswärtsbilanz aber vor allem mit der eigenen Spielweise zu tun. Und mit der Art und Weise, wie sich die Gegner auf den SCP-Stil einstellen. In der vergangenen Saison gelang es dem SCP in der Fremde immer wieder, den Gastgeber mit Blitzangriffen zu überrumpeln, wenn die nötigen Räume da waren.

Die Hinrunden-Erfolge in Bremen (4:1), Dresden (3:0), Aue (4:1) und Karlsruhe (4:2) lassen grüßen. Ohne "Raumdeuter" und Schlitzohr Sven Michel sah dies in der Rückserie schon anders aus. Dafür tat sich der SCP in Heimspielen gegen tief stehende Gegner enorm schwer, Lösungen zu finden.

In dieser Saison werden den Paderbornern auch auswärts oftmals nur wenige Räume gewährt, weil für die Kontrahenten erst einmal die Devise Safety first gilt. Die Kwasniok-Mannen haben im Vergleich zur Vorsaison nun weitaus häufiger die Spielkontrolle, weil der Ballbesitzfußball verfeinert wurde. Dies geht aber zu Lasten der Überraschungsmomente.

Vereinsrekord in Reichweite

Und so tut sich der SCP nun gerade auswärts schwer, während sich in Heimspielen oftmals die spielerische Klasse durchsetzt. Unterm Strich lässt sich hierbei konstatieren: Besser so als umgekehrt.

Denn obwohl Paderborn in der vergangenen Saison beachtliche 51 Punkte geholt hatte, war die Stimmung im Umfeld oft weitaus schlechter als der Tabellenplatz. Lediglich zwei Siege aus den ersten 15 Heimspielen drückten halt merklich aufs Gemüt.

Nun aber haben die Kwasniok-Schützlinge in bislang 14 Heimspielen schon zehn Siege eingefahren. Und das wird vom Publikum honoriert. So steuert der SCP beim Zuschauerschnitt einem neuen Zweitliga-Vereinsrekord entgegen. Bislang pilgerten 11.946 Fans pro Spiel in die Home-Deluxe-Arena. Die bisherige Bestmarke liegt bei 11.508 Zuschauern und stammt aus der Aufstiegssaison 2018/19. Und vielleicht gilt ja in der kommenden Saison: Auswärts hui, zuhause hui.


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