
Kwasniok-Lob für den VfB
Der SC Paderborn war am Dienstagabend drauf und dran, nach dem SV Werder Bremen den nächsten Erstligisten aus dem DFB-Pokal zu kegeln. So führte der Zweitligist bis zur 86. Minute mit 1:0, um dann noch in letzter Sekunde mit 1:2 zu verlieren. Eine unglückliche Niederlage, die aber alles andere als unverdient war. 22:1 Torschüsse und 17:0 Ecken für Stuttgart sprechen eine deutliche Sprache.
Und so erkannte auch Lukas Kwasniok die Überlegenheit des Gegners neidlos an. "Stuttgart hat da unten im Bundesliga-Abstiegskampf nichts verloren. Bei allem Respekt, ich fand die Qualität des VfB deutlich höher als die von Werder Bremen", erklärte Paderborns Trainer. Gegen Werder hatte seine Mannschaft 19 Torschüsse abgegeben. Gegen Stuttgart wurde lediglich ein Abschluss von Felix Platte notiert. Dieser hätte in der 70. Minute allerdings zum 2:0 führen müssen.
Ein Eigentor für die Ewigkeit
Der Paderborner Führungstreffer floss derweil nicht in die Torschuss-Statistik ein. Für das 1:0 aus der vierten Minute hatte nämlich Stuttgarts Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos mit einem denkwürdigen Eigentor gesorgt. Nach einem Einwurf von Waldemar Anton hatte der Grieche aus der Drehung einen scharfen Rückpass auf seinen Torhüter gespielt, ohne vorher nach hinten zu schauen. Und der Ball segelte aus 48,1 Metern (!) Torentfernung an Keeper Florian Müller vorbei ins VfB-Gehäuse.
Nie zuvor war im DFB-Pokal ein Eigentor aus größerer Distanz erzielt worden. "Davon wird Konstantinos noch seinen Enkeln erzählen", witzelte Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach Spielschluss. Und auch VfB-Trainer Bruno Labbadia konnte den Fehlschuss seines Schützlings angesichts des Sieges mit Humor nehmen. "Wir haben heute drei Tore gemacht. Das zeigt, dass wir torgefährlich sind", sagte Labbadia.
Ärger über den Referee
Sein Paderborner Trainerkollege war nach der Partie dagegen verständlicherweise not amused. Direkt nach dem Abpfiff geigte Lukas Kwasniok dabei dem Schiedsrichtergespann seine Meinung. Grund: Referee Daniel Schlager hatte die letzte Ecke, die zum 1:2 führte, noch ausführen lassen, obwohl die Nachspielzeit von vier Minuten schon überschritten worden war. Zudem hatte es in diesen vier Minuten keine weiteren Verzögerungen gegeben.
"In unserem Pokalspiel gegen Werder hatten wir einen Eckball erhalten, der nicht mehr ausgeführt wurde. Und nun sagt mir der Schiedsrichter-Assistent, dass Eckbälle immer noch ausgeführt werden müssen", erklärte Kwasniok, der den Referee übrigens bestens kennt. So kommt Daniel Schlager aus Rastatt, während Kwasniok mit seiner Familie im nur fünf Kilometer entfernten Muggensturm wohnt. "Er hat mich schon in der Bezirksliga gepfiffen. Vielleicht ist da noch was offen", mutmaßte Paderborns Coach mit einem Augenzwinkern.
Die SCP-Fans überzeugen

Über mangelnde Unterstützung mussten Paderborns Zweitligafußballer am Dienstagabend nicht klagen. "Die Fans waren unglaublich", lobte SCP-Neuzugang Bashir Humphreys die Anhänger, die ihr Team bei der Abwehrschlacht lautstark angefeuert hatten. Zudem wurde diesmal (auf beiden Seiten) auf den Einsatz von Pyrotechnik verzichtet.
Vor dem Anpfiff hatte es darüber hinaus eine sehenswerte Choreographie der Heimfans gegeben. So wurde auf der Südtribüne das riesige Konterfei eines Pitbulls entrollt, versehen mit dem Spruchband: "Beißt Euch in die nächste Runde!" Und das hätte ja auch fast geklappt.
Tribüne statt Startelf
Wie gut der Kader des SC Paderborn inzwischen bestückt ist, zeigt die Tatsache, dass Dennis Srbeny am Dienstag im Pokal gegen Stuttgart auf der Tribüne Platz nehmen musste. Dabei war der Offensivakteur weder verletzt noch gesperrt. Srbeny war neben Carls, Nadj, Ofori und van der Werff vielmehr einer von fünf Feldspielern, die den Sprung ins 20er-Aufgebot verpassten.
Mit Sirlord Conteh, Felix Platte, Florent Muslija, Sebastian Klaas und Richmond Tachie hatte der SCP schließlich schon genügend Offensivoptionen auf der Bank. Tachies Geschwindigkeit gab dabei den Ausschlag dafür, dass er den Vorzug erhielt. Und angesichts des Spielverlaufes wäre es wohl auch keine Partie für Srbeny gewesen.
Abschied von Mehlem
Zwei Stunden vor dem Anpfiff des Pokalspiels hatte der SCP bekanntgegeben, dass Marcel Mehlem bis zum Saisonende an den Ligakonkurrenten SV Sandhausen ausgeliehen wird. "Das macht für beide Parteien sehr viel Sinn", kommentiert SCP-Coach Kwasniok den Wechsel. So wären Mehlems Aussichten auf Einsatzzeiten in Paderborn wohl ziemlich trübe gewesen.
"Die Doppel-Sechs ist nach der Rückkehr von Kai Klefisch nun mit vier Spielern belegt", erklärt Kwasniok. "Zudem trifft Cello in Sandhausen auf Trainer Alois Schwartz, der ihn damals beim KSC entdeckt und gefördert hat. Das passt. Und er ist näher an der Heimat. Für ein halbes Jahr ist das für Cello erst einmal eine gute Option", urteilt Paderborns Coach.
Sabiri wechselt im Sommer
Um den Ex-Paderborner Abdelhamid Sabiri hatte es in dieser Transferperiode (mal wieder) viele Gerüchte sowie ein langes und zähes Ringen bei Vertragsverhandlungen gegeben. Am Deadline Day fiel dabei doch noch eine Entscheidung. Ergebnis: Der ehemalige SCP-Mittelfeldspieler, der seit einem Jahr für Sampdoria Genua spielt, wechselt für knapp vier Millionen Euro zu Genuas Erstligakonkurrenten AC Florenz. Sabiri erhält dort einen Vertrag bis Juli 2026.
Allerdings leiht Florenz den marokkanischen Nationalspieler für den Rest der Saison an Sampdoria aus. Und so ist Sabiri ab sofort Teamkollege eines gebürtigen Höxteraners. Grund: der aus der Weserstadt stammende Koray Günter kickt als Leihgabe von Hellas Verona nun ebenfalls für den Tabellenvorletzten aus Genua. Sampdoria sicherte sich zudem eine Kaufoption für den 28-jährigen Innenverteidiger.
Neuer Job für Capretti
Ein ehemaliger SCP-Spieler hat derweil einen neuen Job als Chefcoach. So übernimmt Rino Capretti das Traineramt beim Drittligisten FC Ingolstadt. "Ich habe große Lust darauf, die positive Trendwende einzuleiten", betont der 40-Jährige, der damit die Nachfolge von Rüdiger Rehm antritt. Rehm war am Dienstag entlassen worden, nachdem Ingolstadt fünf der letzten sieben Spiele verloren hatte.
Capretti soll den FCI nun wieder an die Aufstiegsplätze heranführen. Der gebürtige Italiener, der als Spieler unter anderem für den SC Paderborn, den Delbrücker SC und den SC BW Ostenland gekickt hatte, war als Trainer bislang für Delbrück, den SC Verl und Dynamo Dresden im Einsatz. Capretti führte dabei den SC Verl in die 3. Liga, während er mit Dresden in der vergangenen Saison aus der 2. Bundesliga abstieg.