
Paderborn. Dem SC Paderborn fehlten am Dienstagabend nur wenige Minuten, um zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte ins DFB-Pokalviertelfinale einzuziehen. So führte der Zweitligist vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Home-Deluxe-Arena gegen den Erstligisten VfB Stuttgart bis zur 86. Minute mit 1:0.
Doch dann erlebten die Hausherren noch ein Drama. Zunächst glich der VfB durch Neuzugang Dias zum 1:1 aus. Und in der letzten Minute der Nachspielzeit köpfte Guirassy die Schwaben in die nächste Runde. Bitterer kann ein Pokal-Aus kaum sein.

„Ich hatte auf eine magische Nacht gehofft. Es wurde eine tragische", bilanzierte SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügte an: „Aber letztlich geht der Sieg des VfB in Ordnung." So stand für die Gäste am Ende ein Torschussverhältnis von 22:1 und eine Ecken-Verhältnis von 17:0 zu Buche.
Starkes Debüt von Humphreys
Beim SCP stand der erst am Freitag verpflichtete Innenverteidiger Bashir Humphreys in der Startelf. Und der 19 Jahre junge Engländer zeigte ein starkes Debüt. Zudem rückten Uwe Hünemeier, Maxi Rohr und Marvin Pieringer im Vergleich zum 1:0-Sieg beim KSC in die Anfangsformation. Conteh, Klefisch, Muslija und Müller mussten dafür auf die Bank und sahen von dort einen Blitzstart ihrer Mannschaft.
So gingen die Hausherren bereits nach 182 Sekunden durch ein kurioses Eigentor aus 48 (!) Metern in Führung. VfB-Verteidiger Konstantinos Mavropanos spielte von der Außenlinie aus einen viel zu scharfen und viel zu unplatzierten Rückpass auf seinen Torhüter. Und der Ball flog an VfB-Keeper Florian Müller vorbei ins Netz.
Die Gäste suchten die schnelle Antwort und fanden sie fast. Serhou Guirassy (10.), Chris Führich (12.) und Atakan Karazor (13.) hatten erste Chancen. Stuttgart war klar spielbestimmend und hatte mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Für Paderborn wurde die Partie schnell zur Abwehrschlacht.
Die Entlastung fehlt
Doch bis zur Pause sollten die Schwaben nur noch selten halbwegs gefährlich werden. Paderborns Defensive hatte das Geschehen nach einer Viertelstunde gut im Griff. Bei gegnerischem Ballbesitz formierte sich schnell eine Fünfer-Abwehrkette. Davor bildeten Rohr und Schallenberg eine Doppel-Sechs.
Dies alles ging allerdings zu Lasten der Offensive. Der SCP lauerte auf Umschaltaktionen, von denen es bis zum Halbzeitpfiff aber nur sehr wenige gab. „Wir haben gezeigt, dass wir tief verteidigen können. Aber mit Ball haben wir kein gutes Spiel gemacht", gab SCP-Verteidiger Uwe Hünemeier zu. So wurde nach 45 Minuten kein Paderborner Torschuss notiert. Dank Mavropanos stand es dennoch 1:0.
VfB-Coach Bruno Labbadia reagierte und brachte zur zweiten Hälfte Last-Minute-Neuzugang Genki Haraguchi. Beim SCP kamen derweil nach knapp einer Stunde Klefisch und Conteh für Rohr und Pieringer. Und der pfeilschnelle Conteh hatte auch prompt nach einem feinen Steilpass von Obermair die Chance zum 2:0.
Die Stuttgarter ließen derweil weiter Ball und Gegner laufen, doch im letzten Drittel fehlten meistens die Ideen und die letzte Konsequenz. Und in der 70. Minute hatten die Schwaben großes Glück, dass der kurz zuvor eingewechselte Felix Platte nach einem sehenswerten Konter über Conteh und Leipertz eine Direktabnahme aus sieben Metern übers Stuttgarter Gehäuse drosch. "Wenn Felix da den Kopf nimmt, steht es vermutlich 2:0", ärgerte sich SCP-Coach Kwasniok.
Guirassy trifft ins SCP-Herz
Auf der Gegenseite konnte Guirassy eine scharfe Führich-Flanke nicht im Tor unterbringen (76.). In der 86. Minute aber kam der überlegene, aber harmlose VfB doch noch zum 1:1. Der eingewechselte Neuzugang Gil Dias schlenzte das Leder ins linke obere Eck.
Und es kam noch schlimmer für die wackeren Paderborner. Guirassy köpfte eine Stenzel-Ecke in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 1:2-Endstand ein. Der Traum vom Viertelfinale war zerplatzt. Stattdessen feierten die Schwaben. Dem SCP blieb immerhin ein schwacher Trost.
„Besser nach 90 Minuten verlieren als nach 120", sagte Paderborns Kapitän Ron Schallenberg. Denn schon am Freitag geht es mit dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr, Home-Deluxe-Arena) weiter.