Der SC Paderborn zeigt in Heidenheim ein ungewohntes Gesicht

Heidenheim. Chefcoach Lukas Kwasniok hatte im Zweitliga-Topspiel beim 1. FC Heidenheim eigentlich geballte Offensivpower auf den Platz gebracht. In der Startelf des SC Paderborn standen mit Marvin Pieringer, Robert Leipertz, Felix Platte und Sirlord Conteh nämlich vier Stürmer, die in dieser Saison in 16 Pflichtspielen schon bemerkenswerte 30 Treffer erzielt hatten. Doch dieses hochkarätige Quartett sollte am Samstag lediglich einen Torschuss abgeben, der noch dazu das Ziel verfehlte. Es passte zu einer verkorksten Vorstellung des SC Paderborn, der das Verfolgerduell in Heidenheim völlig verdient mit 0:3 (0:1) verlor. "Wir wussten genau, was auf uns zukommt, und waren dann doch überrascht", ärgerte sich Kwasniok. Dessen Team hatte vor den 9.444 Zuschauern in der Voith-Arena ein Gesicht gezeigt, das man vom SCP nicht gewohnt ist. Von der ersten Sekunde an standen die Gäste auf verlorenem Posten, weil sie sich von aggressiven Gastgebern den Schneid abkaufen ließen. Spielkunst allein reicht nicht Dabei war den Paderbornern bekannt, mit welcher Intensität und Laufbereitschaft die Heidenheimer zu Werke gehen. Vielleicht hatten sie sich zu sehr auf ihre vermeintliche spielerische Überlegenheit verlassen. Doch da der SCP die vielzitierten Grundtugenden vermissen ließ, war Heidenheim an diesem Tag auch das spielerisch bessere Team. "Man hat heute gesehen, dass wir noch keine Spitzenmannschaft sind. Wir würden gut daran tun, uns nicht nur über unseren fußballerischen Ansatz zu definieren. Wir müssen dagegenhalten", sagte Kwasniok und erinnerte dabei auch ans Gastspiel auf St. Pauli (2:2), als sein Team gegen einen hoch anlaufenden Gegner ebenfalls Probleme gehabt hatte. In Heidenheim vermisste der SCP-Trainer nun die Intensität und Cleverness in Eins-gegen-Eins-Duellen, die Galligkeit beim Kampf um den zweiten Ball und vor allem die nötige Laufbereitschaft. "Wenn du neun Kilometer weniger läufst als Heidenheim, hast du hier keine Chance", resümierte Kwasniok mit Blick auf die Tatsache, dass die Hausherren wie schon beim 0:0 in der Vorsaison 122 Kilometer abgespult hatten. Doch während es der SCP damals auf 121 Kilometer gebracht hatte, standen diesmal nur 113 Kilometer zu Buche. Es war ein deutlicher Beweis für die Paderborner Pomadigkeit, die eigentlich so untypisch für diese Mannschaft ist. Keine Arbeit für Heidenheims Keeper Lediglich in den ersten 25 Minuten nach der Pause hatten die Kwasniok-Schützlinge das Spiel einigermaßen unter Kontrolle. "Aber auch da hatte ich nie das Gefühl, dass ein Tor für uns fallen könnte", gab der SCP-Coach zu. Am Ende standen für Paderborner ganze sechs Torschüsse zu Buche. Keiner ging dabei aufs Gehäuse der Gastgeber, so dass FCH-Torwart Kevin Müller nahezu beschäftigungslos war. "Man hatte heute den Eindruck, dass uns die letzte Gier gefehlt hat", urteilte Sportchef Fabian Wohlgemuth. Der SCP kam jedenfalls mit der mannorientierten Verteidigung der Heidenheimer überhaupt nicht zurecht und legte seinerseits in entscheidenden Szenen ein ziemlich naives Abwehrverhalten an den Tag. So hatte SCP-Verteidiger Jannis Heuer, der in den vergangenen Wochen durch konstant gute Leistungen überzeugt hatte, einen äußerst schlechten Tag erwischt. Der 23-Jährige ließ sich beim 0:1 (35.) viel zu leicht vom Torschützen Jan-Niklas Beste ausspielen. Beim 0:2 (76.) machte Heuer im Duell gegen Vorlagengeber Andreas Beck ebenfalls eine unglückliche Figur. Nutznießer war Denis Thomalla, der das Leder an die Unterkante der Latte bugsierte. Von dort aus sprang der Ball gegen den Körper von SCP-Keeper Leo Zingerle, der somit ein Eigentor fabrizierte. Die Deutsche Fußball-Liga hat den Treffer offenbar dennoch Thomalla zugesprochen. Nun warten zwei Kellerkinder Dem SCP, der in der Nachspielzeit noch einen dritten Gegentreffer durch Beste schlucken musste, dürfte diese DFL-Entscheidung herzlich egal sein. Weitaus wichtiger ist, die richtigen Lehren aus dieser Schlappe zu ziehen. Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht, denn schon an diesem Dienstag, 8. November, steht das Nachbarschaftsduell gegen Schlusslicht Arminia Bielefeld (18.30 Uhr, Home-Deluxe-Arena) auf der Agenda. Lesen Sie auch: "Hüne" ist die Ausnahme: Nur Paderborns Oldie wehrt sich gegen Heidenheim "Dann müssen wir unbedingt ein anderes Gesicht zeigen", fordert Kapitän Ron Schallenberg, der mit dem SCP anschließend noch beim Tabellenvorletzten 1. FC Nürnberg (Sonntag, 13. November, 13.30 Uhr) gastiert. "Wir wollen und müssen in diesen Spielen unbedingt punkten", sagt Schallenberg. Ansonsten würden die Paderborner trotz einer letztlich so starken Hinrunde mit keinem guten Gefühl in die Winterpause gehen.

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