SC Paderborn

4:2 nach 1:2: Paderborn gewinnt ein verrücktes Spiel gegen Hannover

Der SCP und 96 liefern sich ein begeisterndes Offensivspektakel. Trotz der Slapstick-Gegentreffer steht für die Hausherren am Ende der zweite Saisonsieg.

06.08.2022 | 06.08.2022, 17:32

Paderborn. 11.528 Zuschauer sorgten am Samstag in der Paderborner Home Deluxe Arena endlich mal wieder für eine fünfstellige Kulisse. Alle, die nicht gekommen waren, sollten sich maßlos ärgern. Der SC Paderborn und Hannover 96 boten nämlich herzerfrischenden Offensivfußball. Das bessere Ende hatten hierbei die Gastgeber für sich. So holte der SCP in einer verrückten Partie mit einem unterm Strich verdienten 4:2-Erfolg (1:2) den zweiten Dreier der neuen Zweitliga-Saison.

SCP-Coach Lukas Kwasniok nahm im Vergleich zu den ersten beiden Zweitliga-Saisonspielen eine Startelfänderung vor. Der zuletzt kränkelnde Stürmer Felix Platte, der erst am Donnerstag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen war, nahm zunächst auf der Bank Platz. Für ihn feierte Neuzugang Marvin Pieringer, der beim DFB-Pokalspiel in Wernigerode einen Viererpack geschnürt hatte, sein Zweitligadebüt für Paderborn.

Paderborns Ron Schallenberg macht das Tor zum 3:2.  | © dpa
Paderborns Ron Schallenberg macht das Tor zum 3:2.  | © dpa

Es entwickelte sich eine äußerst unterhaltsame erste Hälfte mit kuriosen Toren, die doch sehr an die ersten 45 Minuten des Düsseldorf-Spiels erinnerte. Denn wie schon zwei Wochen zuvor am Rhein zeigte der SCP sehenswerten Kombinationsfußball. Doch ein extrem zielstrebiger und schnörkellos spielender Kontrahent sollte die Unzulänglichkeiten im Paderborner Defensivverhalten bestrafen.

Die ersten guten Chancen gingen dabei auf das Konto der Hausherren. Sirlord Conteh (2.) und Raphael Obermair (7.) kamen nach gezielten Steilpässen von SCP-Keeper Jannik Huth jeweils nur hauchdünn nicht zum Abschluss. Zwischendurch war Conteh auf der rechten Seite durch, doch seine flache Hereingabe in die Mitte fand keinen Abnehmer (3.).

Steilpass von 96-Spieler Besuschkow

Dann musste sich SCP-Akteur Robert Leipertz wegen muskulärer Probleme behandeln lassen. Hannover hatte in Überzahl das 0:1 auf dem Fuß, doch ein 13-Meter-Schuss von Havard Nielsen landete am Pfosten (10.). Für Leipertz ging es nicht weiter. Für ihn kam Marco Schuster in die Partie, in der es keine 120 Sekunden später dann tatsächlich 0:1 stehen sollte.

Nach einem Steilpass von 96-Spieler Max Besuschkow wollte SCP-Verteidiger Jasper van der Werff den Ball abschirmen. Doch Torhüter Huth stürmte ihm entgegen und rannte van der Werff über den Haufen. Nielsen sagte Danke und spazierte mit dem Leder über die Torlinie (12.).

Hannover blieb auch anschließend brandgefährlich bei seinen Vorstößen, doch die besseren Torgelegenheiten hatten nun erst einmal die Gastgeber. In der 17. Minute köpfte Kapitän Ron Schallenberg nach einer Pieringer-Flanke aufs Tor. 96-Torwart Ron-Robert Zieler lenkte den Ball so gerade noch über die Latte. An eben jener Latte landete dann ein Kopfball von Pieringer (23.).

Freistoß-Hereingabe von Muslija

Und in der 28. Minute gelang schließlich der Ausgleich. Eine Freistoß-Hereingabe von Florent Muslija segelte über Freund und Feind hinweg Richtung Fünfer. Dort sprang das Spielgerät von Schallenbergs Kopf an die Brust von 96-Verteidiger Luka Kranjc und von dort aus zum 1:1 ins Netz.

Doch die Gäste zeigten sich unbeeindruckt und drückten in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit noch einmal aufs Gaspedal. Das 1:2 in Minute 37 war hierbei erneut ein kurioser Treffer. SCP-Verteidiger Jannis Heuer fälschte eine Flanke des bärenstarkenn Linksverteidigers Derrick Köhn unglücklich ab. Der Ball landete als Bogenlampe am Querbalken. Und Cedric Teuchert nickte den Abpraller ins Netz.

Sirlord Conteh verpasste nach schöner Einzelleistung aus 17 Metern nur knapp das 2:2 (40.), ehe die nächste Slapstick-Einlage des SCP fast zum 1:3 geführt hatte. Eine missglückte Kopfball-Rückgabe von Marcel Hoffmeier konnte Huth so gerade noch von der Torlinie fischen (43.). Dann war erst einmal Zeit zum Durchschnaufen.

Erste Großchance

Beide Seiten gingen unverändert in die zweite Hälfte, in der Paderborn die erste Großchance verbuchte. Nach einer Hereingabe des agilen Obermair köpfte Julian Justvan an die Latte (50.). Der Ausgleich ließ aber nicht lange auf sich warten. Muslija spielte den tödlichen Pass auf Pieringer. Paderborns neuer Stürmer vernatzte Zieler und schob zum 2:2 (52.) ein.

Es blieb spektakulär. Auf der Gegenseite leistete sich Huth den nächsten Fauxpas. Der SCP-Keeper ließ einen Köhn-Freistoß durch die Hände gleiten, doch der Ball landete zum Glück für Huth nur am Pfosten (55.). Wenige Sekunden später aber spielte Paderborns Torhüter den nächsten mustergültigen langen Ball auf Conteh, der sich mit hartem Körpereinsatz gegen Sei Muroya durchsetzte und zum vermeintlichen 3:2 (55.) einschoss.

Doch Schiedsrichter Robin Braun schaute sich die Szene nach Intervention von Video-Assistant-Referee Patrick Hanslbauer noch einmal auf dem Monitor an und entschied auf Stürmerfoul. Und so stand es weiterhin 2:2. Aber nicht lange. Denn in der 60. Minute drosch Florent Muslija einen 25-Meter-Freistoß aufs Tor seines Ex-Klubs. Und diesmal patzte 96-Keeper Zieler, der den Ball abprallen ließ. Schallenberg war zur Stelle und erzielte das 3:2.

Huth verhinderte zehn Minuten später die 96-Antwort. So parierte er in glänzender Manier einen Kopfball von Krajnc. Der eingewechselte Felix Platte hatte derweil nach Conteh-Vorarbeit das 4:2 auf dem Fuß, wurde aber im letzten Moment geblockt (72.). Die Führung verwalten? Iwo! Der SCP spielte einfach weiter munter nach vorne und sollte sich den Heimsieg nun redlich verdienen.

Das erlösende vierte Tor

So hätte auch Conteh das erlösende vierte Tor erzielen können, doch der SCP-Stürmer scheiterte nach Platte-Assist an Zieler (83.). Gut eine Minute später landete ein fulminanter Schuss von Joker Dennis Srbeny am 96-Gebälk. Doch in der 89. Minute war es dann soweit: Der eingewechselte Jonas Carls setzte sich auf der linken Seite durch und flankte nach innen. Conteh verlängerte gekonnt per Außenrist und der am zweiten Pfosten lauernde Platte schob zum 4:2-Endstand ein. Die Paderborner Party konnte beginnen.

Weiter geht's für den SCP schon am kommenden Freitag, 12. August, mit dem Gastspiel beim Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr). Es wäre keine Überraschung, wenn es am Betzenberg dann die nächste spektakuläre Partie geben sollte.

Das Spiel zum Nachlesen:



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