Paderborns unverhoffter Torschütze: Collins findet den Vorwärtsgang

Paderborn. In seinen bislang 132 Pflichtspielen für den SC Paderborn hatte Jamilu Collins nur ein einziges Tor geschossen. Dieses war dem Linksverteidiger am 28. September 2019 immerhin gegen Bayern-Keeper Manuel Neuer gelungen. Rund zweieinhalb Jahre später schlug Collins nun ein zweites Mal zu. So traf der 27-jährige Nigerianer am Freitagabend beim Paderborner 4:3 (1:1)-Erfolg in Kiel in der 76. Minute zum zwischenzeitlichen 4:1. Mit diesem Treffer krönte Collins seine bis dato beste Saisonleistung. "Jamilu hat in der zweiten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht", lobt SCP-Coach Lukas Kwasniok seinen Linksverteidiger, für den es in den vergangenen drei Monaten alles andere als gut lief. Collins durchlebte vielmehr die bislang wohl schwierigste Zeit seit seinem Wechsel nach Paderborn. Und immerhin kickt er schon seit September 2017 für den SCP. Zunächst verlor der nigerianische Nationalspieler seinen Stammplatz in Paderborn. Dann konnte Collins aufgrund einer Erkrankung erst verspätet zum Afrika-Cup nach Kamerun reisen. Dort kam er nur in einer Partie zum Einsatz. Und zu allem Überfluss schied Nigeria bereits im Viertelfinale aus. Zurück in Paderborn saß Collins dann wieder nur auf der Ersatzbank, ehe er beim 3:3 gegen Aue sein Startelf-Comeback gab. Deutliche Steigerung nach der Pause Dieses ging gründlich in die Hose. Cheftrainer Kwasniok hielt dennoch an ihm fest und wurde belohnt. Collins wird im Verein und in der Nationalmannschaft oft vorgeworfen, dass er zu wenig fürs Offensivspiel tut. In Kiel aber legte er am Freitagabend den Vorwärtsgang ein. So konnte Collins nicht nur bei seinem Treffer, bei dem er nach Vorarbeit von Marcel Mehlem beherzt Richtung Kieler Tor zog, mit einer ungewohnten Zielstrebigkeit aufwarten. Bereits in der ersten Hälfte hatte er die ein oder andere vielversprechende Offensivaktion initiiert. Allerdings ließ sein Defensivverhalten vor der Pause zu wünschen übrig. "Da hat Jamilu nicht gut genug durchgeschoben. Das haben wir zur Halbzeit thematisiert. In der zweiten Hälfte hatten wir dann deutlich mehr Zugriff, weil Jamilu viel besser rausverteidigt hat", urteilt Kwasniok. Kwasniok kritisiert Elfmeterpfiff Allerdings sollte Collins nach seinem 4:1-Treffer auch dazu beitragen, dass es doch noch einmal spannend wurde. So verursachte er in der 80. Minute den Elfmeter zum 2:4, weil eine Flanke von Fabian Reese an seinem rechten Arm landete. Und in der 88. Minute verlor Collins den finalen Zweikampf gegen Benedikt Pichler, der zum 3:4 einnetzte. Letzteres war allerdings auch kaum zu verteidigen. Und der Elfmeterpfiff war zumindest diskussionswürdig. "Für mich ist das theoretischer Quatsch", kommentiert Lukas Kwasniok die Entscheidung von Schiedsrichter Patrick Hanslbauer. In der Tat konnte Collins nun wahrlich keine Absicht unterstellt werden. So drehte er sich bei der Reese-Flanke weg, um dann in seinem Rücken den Ball an den Arm zu bekommen. Es war ein natürlicher Bewegungsablauf und kein vorsätzlicher Versuch, die eigene Körperfläche zu vergrößern. Bewegungsabläufe nicht einschränken Fakt aber ist, dass Collins nicht zum ersten Mal einen Strafstoß verursachte. Schon beim 3:3 gegen Aue ging der Handelfmeter zum 1:1-Ausgleich auf seine Kappe. In der Hinrunde hatte er Glück, dass Elfmeter-Entscheidungen in den Spielen gegen den HSV und beim KSC jeweils nach Intervention des Video-Assistant-Referees (zurecht) revidiert wurden. Auch in den Spielzeiten zuvor hatte sich Collins das ein oder andere Handspiel im eigenen Strafraum geleistet - beispielsweise im Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen (1:5). Doch es sei kein leichtes Unterfangen, dies zu ändern. "Wenn man Jamilu in seinen Bewegungsabläufen einschränken würde, besteht die Gefahr, dass man ihm seiner Stärken beraubt", sagt SCP-Coach Kwasniok und fügt an: "Wenn er seine Hände auf dem Rücken verschränkt und der Gegenspieler geht ins Dribbling statt zu flanken, hat Jamilu auch ein Problem." Und seine Stärken kann der SCP, der in dieser Saison Probleme auf den Außenverteidigerpositionen hat, gut gebrauchen. Ob Collins im kommenden Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (Samstag, 12. März, 13.30 Uhr) erneut so offensivfreudig agieren kann, bleibt allerdings abzuwarten. Dann nämlich bekommt es der Nigerianer vermutlich mit dem formstarken Ex-Paderborner Khaled Narey zu tun.

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