
Viel Arbeit für den VAR
Nicht nur die diversen Traumtore, die wechselnden Führungen und die zahlreichen Großchancen sorgten am Samstag in der Zweitligapartie zwischen dem SC Paderborn und Werder Bremen für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Auch Schiedsrichter Tobias Welz und Video-Assistant-Referee Guido Winkmann trugen zu einem denkwürdigen Spiel bei, das Werder am Ende mit 4:3 gewann. So gab es gleich sechs Videobeweise. Zwei Mal wurde ein Handspiel im Strafraum gecheckt, doch es konnte kein Vergehen festgestellt werden.
Zwei Tore von Marvin Ducksch wurden jeweils wegen einer Abseitsstellung seines Teamkollegen Niclas Füllkrug aberkannt. Zwei weitere VAR-Entscheidungen waren dagegen zumindest diskussionswürdig: So ahndete Winkmann beim verschossenen Elfmeter von Sven Michel (13.) ein Vergehen von Werder-Akteur Marco Friedl, der einen Sekundenbruchteil zu früh in den Strafraum gelaufen war. Der Strafstoß wurde wiederholt. Florent Muslija verwandelte.
In Minute 68 profitierten dann die Bremer vom Videobeweis. Schiedsrichter Tobias Welz hatte ein Einsteigen von Torschütze Felix Platte gegen Werder-Kapitän Ömer Toprak zunächst nicht als Foul gewertet. Doch der VAR bat den Unparteiischen, sich die Szene noch einmal auf dem TV-Monitor anzuschauen. Folge: Welz pfiff Foul, Paderborns vermeintlicher 4:3-Treffer zählte nicht.
Dass der Schiedsrichter so entschied, entsprach durchaus seiner Linie, denn in der 12. Minute hatte er für eine ähnliche Aktion von Toprak gegen Sven Michel einen Elfmeter für Paderborn gepfiffen. Doch die VAR-Intervention war in diesem Fall fragwürdig, denn Plattes Einsteigen hätte durchaus als normaler Zweikampf gewertet werden können, so dass keine klare Fehlentscheidung vorlag.
"Es war auch für den Schiri kein leichtes Spiel, denn es gab viele enge Entscheidungen. Wir müssen aber aufpassen, dass nicht jede Aktion vom VAR gecheckt wird. Sonst haben wir zu viele Unterbrechungen und das tut dem Spielfluss nicht gut", urteilte SCP-Coach Lukas Kwasniok und unterbreitete einen Vorschlag: "Vielleicht sollten wir uns besser am Hockey orientieren, wo Mannschaften eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten haben, eine Situation noch einmal checken zu lassen."
Sonderlob für Srbeny
Doppelpack-Debütant Florent Muslija, der in seinem ersten SCP-Heimspiel gleich zwei Treffer erzielte, und der agile Stürmer Felix Platte, der an diesem Tag mit etwas Glück auch als dreifacher Torschütze vom Platz hätte gehen können, waren am Samstag die besten Paderborner. Ein Sonderlob des Cheftrainers verdiente sich aber auch Dennis Srbeny. Der in dieser Saison noch torlose Offensivspieler kam erneut auf der Achterposition zum Einsatz und rackerte unermüdlich.
"Dennis hat auf einer für ihn ungewohnten Position außergewöhnlich gut gegen den Ball gearbeitet. Und er hat mit Florent ein gutes Duo gebildet", urteilte Lukas Kwasniok über den Torjäger der vergangenen Saison, der im Mittelfeld sein neues Glück zu finden scheint.
Thalhammer muss passen
SCP-Coach Kwasniok musste vor dem Werder-Spiel noch kurzfristig eine Änderung in seinem 20er-Kader vornehmen. So rückte Abwehr-Akteur Jannis Heuer für Mittelfeldspieler Maximilian Thalhammer ins Aufgebot. "Thalli hat sich am Samstagmorgen abgemeldet, weil er kränkelte", begründete Kwasniok.
Er fügte an: "Aufgrund der Corona-Situation haben wir die Spieler gebeten, sich auch bei leichten Symptomen sofort zu melden. Das hat Thalli getan. Und um kein Risiko einzugehen, habe ich dann Jannis in den Kader berufen." Heuer kam sogar in der 78. Minute für Marco Schuster ins Spiel und musste somit noch den späten Bremer Siegtreffer (86.) auf dem Feld miterleben.
Schonlau wird zum Derby-Helden
Während Werder Bremen mit vier Siegen in Folge an die Pader gereist war, steckt der nächste SCP-Gegner in einer Ergebniskrise. So wartet der FC St. Pauli seit vier Zweitligapartien auf einen Sieg. Und nur drei Tage nach dem triumphalen 2:1-Pokalerfolg gegen Borussia Dortmund gab es für die Kiezkicker am Freitagabend die große Ernüchterung. So verlor St. Pauli das prestigeträchtige Derby gegen den Hamburger SV mit 1:2.
Ein Ex-Paderborner trug hierbei maßgeblich zur erneuten Pleite des Ex-Spitzenreiters bei. HSV-Kapitän Sebastian Schonlau köpfte nämlich in der 58. Minute eine Ecke von Sonny Kittel zum 1:1 ein, nachdem der gebürtige Warburger zuvor bei St. Paulis Führungstreffer durch Guido Burgstaller (30.) nicht gut ausgesehen hatte.
"Bascho hat eine brutale Energie. Er nimmt die Jungs hervorragend mit", lobte HSV-Trainer Tim Walter, der in der 70. Minute den Siegtreffer durch Bakery Jatta bejubeln konnte. "Wir glauben an uns. Das ist richtig, richtig stark", kommentierte Schonlau den wichtigen Derby-Sieg, mit dem die Hamburger ihre Aufstiegsambitionen untermauerten.