Berlin/Bielefeld/Paderborn (dpa/peh). Die Länderchefs prüfen, ob ungeimpften Fußballprofis wie Nationalspieler Joshua Kimmich bei anhaltend kritischer Corona-Lage künftig der Zugang zu Spielen untersagt werden kann. „In der Vorbesprechung der Länderchefinnen und -chefs waren wir uns sehr schnell einig, dass wenn Zuschauer im Stadion 2G beachten müssen, dass das nach unserer Auffassung auch für die Profis gelten soll", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Donnerstag nach den Bund-Länder-Beratungen in Berlin.
Zuvor hatte die Runde beschlossen, dass bei Sportveranstaltungen künftig nur noch geimpfte oder vom Coronavirus genesene Menschen Zugang erhalten sollen. DSC-Trainer Frank Kramer hatte sich im Interview schon zuvor angesichts lauter werdender 2G-Forderungen verständnisvoll gezeigt: „Alles, was einem an Informationen zugetragen wird und uns schlauer gemacht hat über das Virus, ist eindeutig: Nicht-Geimpfte haben die Intensivstationen übernommen. Geimpfte haben wenn, dann deutlich mildere Verläufe und stecken sich seltener an. Wenn durch eine 2G-Regel mehr Stabilität und Sicherheit beim Einzelnen gewährt werden kann, dann finde ich das gerechtfertigt", hatte er diesbezüglich gesagt.
Zuletzt hatte Bayern-Profi Kimmich für eine heftige Diskussiongesorgt, weil er eingeräumt hatte, bisher nicht gegen Corona geimpftzu sein. Er gab als Grund Sorgen wegen vermeintlicher Langzeitfolgeneiner Impfung an. Weil sein geimpfter Club-Kollege Niklas Süle beider Nationalmannschaft positiv auf das Virus getestet worden war,mussten sich Kimmich und vier weitere Nationalspieler in Quarantänebegeben. Auch in anderen Clubs und Sportarten hatten sich zuletzt Coronafälle und Spielabsagen wieder gehäuft.
Signal der Einheit von Spielern und Fans
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt bereits gesagt, eine Impfpflicht auch für Fußballprofis könne ein "Signalauch der Einheit von Spielern und Fans" sein. Liga-Chef ChristianSeifert entgegnete darauf im TV-Sender Bild: "Ideen haben wir in den letzten zwölf Monaten genug gehört. In der aktuell zweifellos schwierigen Pandemie-Situation muss es die Aufgabe der Politik sein, nach praktikablen Lösungen und umsetzbaren Konzepten zu suchen."Seifert kündigte an, dass die Liga im Falle neuer rechtlicher Möglichkeiten wie einer Impfpflicht "eine solche Option umgehend intensiv diskutieren" werde. In einem Brief an die 36 Proficlubs forderte eine Gruppe von Ärzten um Tim Meyer, dem Vorsitzenden der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes und der DFL Task Force Sportmedizin/Sonderspiel, die noch ungeimpften Spieler zum Corona-Piks auf. Das berichtete die Bild-Zeitung.
Ob die 2G-Regel tatsächlich auch Auswirkungen auf die Spieler haben wird, ist noch nicht geprüft. Es sei noch unklar, ob sich dieser Beschluss auch für Profisportler bei ihrer Berufsausübung durchsetzen lasse, ließ Wüst nach dem Bund-Länder-Gipfel erkennen. Davon betroffen wären auch ungeimpfte Profis etwa im Handball, Basketball oder Eishockey. „Die Rechtslage war klar, ob wir das umgesetzt kriegen, das müssen wir jetzt prüfen", sagte der NRW-Ministerpräsident.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ließ ebenfalls Raum für mögliche schärfere Regeln in den Ländern, die es für ungeimpfte Profisportler ungemütlich machen könnten. Zwar seien für Berufstätige bei Veranstaltungen 3G-Regeln vorgesehen. Die Bundesländer könnten dies aber möglicherweise in kritischen Corona-Lagen auch anders handhaben. "Das ist eine Entscheidung, die dann vor Ort zu treffen ist", sagte Scholz. Es sei ein "weiterreichender Handlungskatalog" als bisher, den das neue Infektionsschutzgesetz biete.
Ungeimpfte beim SCP und DSC
Die Corona-Impfungen haben auch bei den heimischen Fußballvereinen vorab schon für Diskussionen gesorgt. So hatte sich SCP-Coach Lukas Kwasniok bereits im August gegen eine Covid-19-Impfung entschieden. "Ich weiß, dass ich damit auch Kritik ernte. Aber es ist meine private Entscheidung, die nicht zuletzt aus meiner grundlegenden Einstellung zum Leben resultiert", sagte Kwasniok und fügte an: "Ich hoffe, dass meine Entscheidung respektiert wird. Und ich würde mir wünschen, dass wir alle entspannter und differenzierter mit dem Thema umgehen."
Das Infektionsgeschehen hat Arminia in dieser Woche dazu veranlasst, seine Spieler nochmals zu sensibilisieren. Kontakte müssten reduziert werden, so Arabi am Donnerstag. Dem Großteil der Mannschaft, der schon Impfschutz besitze, sollen Boosterspritzen angeboten werden. Aber auch beim DSC gibt es, wenn auch wenige, noch Spieler, die eine Impfung bislang abgelehnt haben.