Was Hamburgs Trainer und Paderborns sportliche Leitung verbindet

Paderborn. Lukas Kwasniok ist in seiner ersten Zweitliga-Saison bereits auf einige alte Bekannte getroffen. Beispielsweise auf seine Trainerkollegen Robert Klauß (Nürnberg) und Timo Schultz (St. Pauli), mit denen er 2018 die Fußball-Lehrer-Lizenz erworben hatte. An diesem Freitag, 22. Oktober, gibt's für den Chefcoach des SC Paderborn das nächste Wiedersehen. Dann gastiert der Hamburger SV um 18.30 Uhr in der mit 13.000 Zuschauern ausverkauften Benteler-Arena. Und eben jener HSV wird seit dieser Saison von einem gewissen Tim Walter trainiert. In der Spielzeit 2014/2015 hatten Kwasniok und Walter gemeinsam im Nachwuchsleistungszentrum des Karlsruher SC gearbeitet. Walter war damals als Cheftrainer von der U17 in die U19 hochgerückt. Kwasniok kam neu zum KSC und übernahm die U17. "Tim hat mir sehr geholfen und mir die Eingewöhnungszeit beim KSC extrem vereinfacht. Wir haben uns super ausgetauscht. Es war ein tolles und sehr erfolgreiches Jahr", erinnert sich Lukas Kwasniok, der mit den Karlsruher B-Junioren damals Dritter der Bundesliga-Staffel Süd/Südwest wurde. Walter liebt den Ballbesitz Walter erreichte mit der U19 das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, in dem der KSC am späteren Meister aus Schalke scheiterte. Für die Königsblauen kickte übrigens Felix Platte, der am Freitag in der Paderborner Startelf stehen dürfte. "Tim hat auch damals in Karlsruhe schon auf Ballbesitz-Fußball gesetzt und seine Spielidee im Laufe der Jahre verfeinert", erklärt Kwasniok und fügt an: "Es gibt keine Zweitliga-Mannschaft, die den Ball so sehr liebt wie der HSV." Ein Blick in die Statistik untermauert diese Aussage. Mit einer Ballbesitz-Quote von 65 Prozent führt der HSV dieses Ranking mit großem Vorsprung an. Die Hanseaten haben zudem die beste Passquote und spulen die meisten Kilometer ab. "Sie gehen nach Ballgewinnen und Ballverlusten mit einer hohen Intensität zu Werke und wollen den Gegner zermürben", so Paderborns Coach. Doch zum einen mangelt es den Hamburgern bislang an der nötigen Effektivität. Zum anderen sind sie anfällig in der Defensive, was der SCP mit seinem überfallartigen Umschaltspiel ausnutzen möchte. Der HSV hat den Druck "Die einen nennen es risikobehaftet, die anderen mutig", sagt Kwasniok mit Blick auf den von Walter propagierten Spielstil, der bislang zumindest tabellarisch nicht zum erhofften Erfolg geführt hat. Der HSV hat zwar nur ein Spiel verloren, aber bei sechs Unentschieden schon zahlreiche Punkte zum Teil leichtfertig vergeben. Der weitaus größere Druck wird daher am Freitag auf Seiten der Gäste liegen. "Der HSV hat sich in der 2. Liga verirrt wie ein Pilzsammler, der nicht mehr aus dem Wald herausfindet", kommentiert Kwasniok die bislang vergeblichen Aufstiegsbemühungen des einstigen Bundesliga-Dinos. Paderborns Trainer drückt seinem alten Weggefährten Tim Walter und dem HSV die Daumen, dass es diesmal mit dem ersehnten Sprung ins Fußball-Oberhaus klappt. Allerdings erst nach dem Spiel, versteht sich. Gleiches gilt für SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth, den ebenfalls eine gemeinsame und sehr erfolgreiche Vergangenheit mit Hamburgs Cheftrainer verbindet. Erfolgreiche Zeiten in Kiel Wohlgemuth und Walter hatten im Sommer 2018 beim Zweitligisten Holstein Kiel angeheuert. Die Kieler hatten damals Erfolgstrainer Markus Anfang, Sport-Geschäftsführer Ralf Becker und zahlreiche Leistungsträger verloren. Der KSV stand vor einem kompletten Umbruch. "Tim und ich haben in Kiel unter ganz besonders herausfordernden Bedingungen unsere ersten Schritte im Profifußball gemacht", sagt Wohlgemuth. In Rekordzeit musste das Duo einen neuen Kader zusammenstellen. "Das hat damals bestens funktioniert", so Wohlgemuth. Mit Neuzugängen wie Hauke Wahl, Jae-sung Lee, Jonas Meffert und Janni Serra spielte Kiel in der Saison 2018/19 lange um den Aufstieg mit und landete am Ende auf Rang sechs. Als es nun in Paderborn um die Nachfolge von Trainer Steffen Baumgart ging, tauchte daher auch der Name Tim Walter in der Gerüchteküche auf. Doch den 45-Jährigen verschlug es zum HSV, während Lukas Kwasniok das Baumgart-Erbe antrat. "Tim und ich stehen noch regelmäßig im telefonischen Kontakt", berichtet Wohlgemuth. Am Freitag muss die Freundschaft jedoch für 90 Minuten ruhen. Anschließend wird auch Paderborns Sportchef den Hamburgern alles Gute wünschen. Und das nicht nur wegen Tim Walter. Schließlich hatte Fabian Wohlgemuths Fußball-Funktionärskarriere im Jahr 2006 beim HSV begonnen. Damals spielten die Hamburger noch in der Champions League.

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