
Paderborn. Auf Chefcoach Steffen Baumgart wartete am Freitag beim Training des SC Paderborn eine äußerst nette Überraschung. Beim Zweitliga-Saisonfinale in Würzburg freut sich der SCP-Trainer nun auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Kapitän. Ein ehemaliger Paderborner wird unterdessen bei der EM-Endrunde mit dabei sein. Und der Jahrhunderttrainer des SCP erlebt mit dem MSV Duisburg eine böse Pokalüberraschung, die Konsequenzen hat. Hier sind die neuesten SCP-Splitter:
Botschaften für Baumgart
SCP-Coach Steffen Baumgart musste sich am Freitagvormittag ein paar Tränen der Rührung aus den Augen wischen, als er den grünen Rasen des heimischen Trainingszentrums betrat. Paderborner Fans hatten nämlich am Zaun des TNLZ einige Banner befestigt, mit denen sie ihrem Coach zum Abschied für vier erfolgreiche Jahre dankten. "Wo andere gescheitert sind, hast Du angegriffen." "Du gehst. Dein Erfolg bleibt." "Du bist einer der Letzten mit Charakter im Profifußball." "Wo wären wir ohne Dich?" Das sind einige der Sätze, die auf den besagten Bannern stehen. Baumgart selbst trug unterdessen wieder das T-Shirt mit seiner ganz persönlichen Botschaft: "Paderborn. Danke für alles!"
Wiedersehen mit "Tucker"
Christian Strohdiek war beim SC Paderborn eine Institution. Abgesehen von einem Intermezzo bei Fortuna Düsseldorf kickte der gebürtige Paderborner 20 Jahre lang für den SCP. Und so kam die am Abend des 7. Januar bekanntgegebene Nachricht, dass der Mann mit dem Spitznamen "Tucker" mit sofortiger Wirkung zum Zweitligakonkurrenten Würzburger Kickers wechselt, völlig überraschend. Doch der langjährige SCP-Kapitän, der in der Hinrunde keine einzige Zweitliga-Minute absolvierte, fühlte sich viel zu fit fürs Altenteil und wollte wieder auf dem grünen Rasen Vollgas geben.
Die Rechnung ging auf. So stand Strohdiek für Würzburg bislang in 15 von 19 Ligaspielen in der Startelf. Drei Mal führte der 33-jährige Innenverteidiger die Kickers dabei sogar als Kapitän aufs Feld, doch nach der 0:4-Pleite auf St. Pauli musste er drei Mal in Folge von der Bank aus zuschauen. Am vergangenen Wochenende aber feierte "Tucker" beim 2:1-Sieg in Braunschweig ein starkes Comeback. Und so dürfte er auch an diesem Sonntag im Saisonfinale gegen seine alte Liebe zum Einsatz kommen.
"Tucker wird dann sicher alles raushauen", sagt SCP-Coach Steffen Baumgart, der sich aufs Wiedersehen freut. "So ein Typ wie Tucker fehlt immer. Er hat seine Rolle - wenn auch nicht mit einem Lächeln - akzeptiert und er ist ein Paderborner Junge, der irgendwann den Weg zurückfinden und dann wieder alles für den SCP geben wird", fügt Baumgart an. Bis zur Rückkehr nach Paderborn wird aber noch mindestens ein weiteres Jahr vergehen, denn Strohdieks Vertrag bei den Kickers läuft bis Juli 2022. Und die Würzburger haben bereits erklärt, dass der routinierte Abwehrspieler beim Neuaufbau in der 3. Liga eine wichtige Rolle einnehmen soll.
Auch Santelli nimmt Abschied
Nicht nur für Steffen Baumgart ist es am Sonntag das "Abschiedsspiel" als Coach seines aktuellen Klubs. Auch Würzburgs Trainer Ralf Santelli wird letztmals als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen. Der 52-Jährige hat sein Amt allerdings nicht seit vier Jahren, sondern erst seit Anfang April inne. So ist Santelli nach Michael Schiele, Marco Antwerpen und Bernhard Trares bereits der vierte Trainer, den der fränkische Zweitliga-Aufsteiger in dieser Saison hatte. Den direkten Wiederabstieg konnte er nicht verhindern, doch immerhin gelang am vergangenen Sonntag noch ein 2:1-Erfolg in Braunschweig.
"Wir hatten in dieser Woche ein Lächeln auf den Lippen und wollen gegen Paderborn noch einmal nachlegen", sagt Santelli und fügt an: "Ich gehe mit einem guten Gefühl. Ich behaupte nicht, alles richtig gemacht zu haben. Aber ich habe alles aus Überzeugung gemacht." Der versierte Fußball-Lehrer bleibt den Kickers in anderer Funktion treu. So wird Santelli Leiter des Würzburger Nachwuchsleistungszentrums. Wer den Drittligisten künftig trainieren wird, steht unterdessen noch nicht fest. Wunschkandidat ist offenbar Christian Preußer, Chefcoach des Regionalliga-Südwest-Spitzenreiters SC Freiburg II.
Viel Lob fürs SCP-Hotel
Die Würzburger residieren während ihrer Hotel-Quarantäne im "Edelfinger Hof", der rund 45 Kilometer von der Heimat entfernt liegt. Der SC Paderborn hat sich derweil bekanntlich für das Best Western Premier Park Hotel in Bad Lippspringe entschieden und muss somit nur elf Kilometer zurücklegen, um weiter im heimischen Trainingszentrum zu trainieren. Nicht nur deshalb ist Steffen Baumgart mit der Hotel-Auswahl hochzufrieden. "Lagerkoller ist bei uns wahrlich nicht aufgekommen. Wir werden hier sehr gut betreut und uns werden alle Wünsche von den Lippen abgelesen. Das war eine rundum gelungene Sache", urteilt der SCP-Coach, der sich am Samstagmittag mit seinem Team auf den Weg nach Würzburg machen wird. "Trotzdem werden alle froh sein, wenn sie wieder in ihrem eigenen Bett übernachten können", so Baumgart.
Keine Zuschauer beim Saisonfinale
Eigentlich hätten die Würzburger Kickers am Sonntag gegen den SCP einige Fans in ihre Arena am Dallenberg lassen können. So verkündete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, dass ab Freitag bis zu 250 Zuschauer bei Sportveranstaltungen unter freiem Himmel erlaubt sind. Doch die Würzburger verzichten darauf, so dass auch das Saisonfinale als Geisterspiel über die Bühne geht. Zum einen wollen sich die Kickers mit den anderen Klubs, bei denen keine Zuschauer erlaubt sind, solidarisch zeigen. Zum anderen wäre die Umsetzung der Teilzulassung selbst bei nur 250 Fans mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden gewesen. Ganz anders ist die Lage in Rostock. Dort wollen 7.500 Zuschauer am Samstag im Heimspiel gegen Lübeck die Hansa-Kicker zum Zweitliga-Aufstieg peitschen.
Ein Ex-Paderborner ist für Finnland im EM-Einsatz
An Jukka Raitala werden sich vermutlich nicht mehr allzu viele SCP-Fans erinnern. Der damals 21 Jahre junge Finne kickte in der Saison 2010/11 als Leihgabe der TSG Hoffenheim für Paderborn. Als Stammkraft auf der linken Abwehrseite bot er dabei grundsolide Leistungen, wagte sich aber nur selten über die Mittellinie. Es folgten Stationen in Spanien, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen, ehe es für Raitala im Sommer 2017 über den großen Teich ging. Seitdem spielt der inzwischen 32-jährige Linksverteidiger in der Major League Soccer.
Zudem hat Raitala inzwischen 54 A-Länderspiele für Finnland auf dem Konto. In diesem Sommer könnten weitere hinzukommen, denn der Ex-Paderborner wurde für die Europameisterschaft nominiert. Finnland ist erstmals bei einer Endrunde mit dabei und trifft in seiner Vorrundengruppe auf Dänemark, Russland und Belgien. Raitala dürfte gute Einsatzchancen haben. In der EM-Qualifikation war er in sieben von zwölf Spielen am Ball. Die Stars im Team sind aber andere, allen voran Torwart Lukas Hradecky (Leverkusen), Mittelfeldspieler Glen Kamara (Glasgow Rangers) und der Ex-Schalker Teemu Pukki (Norwich).
Dotchev ist restlos bedient
Mit im Schnitt 1,5 Punkten pro Spiel hat Trainer Pavel Dotchev den MSV Duisburg recht souverän zum Drittliga-Klassenerhalt geführt. Trotzdem ist bei den Zebras nun doch noch Feuer unterm Dach. Zunächst hatte der MSV am vergangenen Sonntag nach einer 1:0-Halbzeitführung eine 1:5-Klatsche gegen Ingolstadt kassiert. Am Mittwochabend folgte im Halbfinale des Niederrhein-Pokals eine der peinlichsten Pleiten der Vereinsgeschichte. So verloren die Duisburger beim Regionalligisten Wuppertaler SV mit 2:6. Erstmals seit 1987 werden die Zebras damit nicht im DFB-Pokal vertreten sein.
"Es ist eine Schande für den MSV, wie wir gespielt haben", wetterte Klubchef Ingo Wald. "Es ist unerklärlich, wie sich die Mannschaft im Moment verhält", ärgerte sich Chefcoach Dotchev. Der Jahrhunderttrainer des SC Paderborn erwartet nun beim Drittliga-Saisonfinale in Meppen eine Reaktion seines Teams. Der Sommerurlaub wurde den MSV-Kickern aber schon jetzt um eine Woche gekürzt. "Ich habe der Mannschaft bereits gesagt, dass wir bis zum 29. Mai weiter trainieren", so Dotchev.