Warum SCP-Urgestein Christian Strohdiek in Würzburg angeheuert hat

Paderborn. Christian Strohdiek gehört eigentlich zum SC Paderborn wie das Drei-Hasen-Fenster zum Kreuzgang des Paderborner Doms. Abgesehen von einem einjährigen Intermezzo bei Fortuna Düsseldorf kickt der gebürtige Paderborner seit seinem zwölften Lebensjahr für den SCP. Doch am Donnerstagabend gab's eine völlig überraschende Transfermeldung: Strohdiek wechselt mit sofortiger Wirkung zum Zweitligakonkurrenten Würzburger Kickers. "Als der Anruf aus Würzburg kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich wusste sofort, dass ich das machen möchte. Es ist für mich eine tolle Herausforderung, hier in Würzburg mit anzupacken", sagt der 32-Jährige, der schon an diesem Samstag beim Kickers-Gastspiel in Osnabrück im Kader der Unterfranken stehen dürfte. Vertrag gilt wohl bis Juli 2022 Über die Ablösemodalitäten und die Vertragsdauer haben beide Klubs Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen von nw.de unterschrieb Strohdiek bei den Kickers aber bis Juli 2022. Und so haben sich auch die Pläne erledigt, dass das Eigengewächs ab dem kommenden Sommer als Paderborner Stand-by-Profi schon einmal Einblicke in die Abläufe des Vereins sammeln kann, um auch nach der aktiven Karriere für den SCP zu arbeiten. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. "Christian ist seit 20 Jahren fast ohne Unterbrechung bei uns im Club und hat auch abseits des grünen Rasens bereits nachgewiesen, dass er für den Verein sehr wertvoll sein kann. Daher stehen ihm nach seinem Würzburg-Gastspiel in Paderborn wieder alle Türen offen", betont SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. Noch aber denkt Strohdiek nicht ans Aufhören. Der 1,92 Meter große Innenverteidiger mit dem Spitznamen "Tucker" will auf dem grünen Rasen Gas geben. Doch in Paderborn kam er in dieser Saison kein einziges Mal zum Einsatz. In zehn Spielen stand der Vize-Kapitän noch nicht einmal im 20er-Kader. "Tucker ist topfit. Er fühlt sich zu gut, um im Sommer aufzuhören. Doch die Möglichkeiten, zu spielen, waren hier nicht mehr so gegeben. Daher haben wir nach Lösungen gesucht und eine gefunden", sagt SCP-Coach Steffen Baumgart und fügt an: "Ich freue mich, dass er in Würzburg einen neuen Anlauf nehmen kann. Ich bin überzeugt, dass sich Tucker dort durchsetzen und der Mannschaft Stabilität verleihen wird." Magath auf Einkaufstour Stabilität ist auch vonnöten. Der Aufsteiger aus Würzburg stellt mit 33 Gegentreffern die schlechteste Defensive der Liga, hat bislang nur fünf Zähler eingefahren und liegt als Schlusslicht bereits sechs Punkte hinter dem Relegationsplatz. Doch die Kickers lassen offenbar nichts unversucht, um doch noch den Klassenerhalt einzufahren. Nach Stürmer-Oldie Stefan Maierhofer, dem Freiburger Talent Marvin Pieringer, Rolf Feltscher und Martin Hasek ist Strohdiek bereits der fünfte Winterneuzugang der Unterfranken. Um die Transfers kümmert sich dabei nicht nur Sport-Vorstand Sebastian Schuppan, sondern auch Felix Magath, der als sogenannter "Head of Global Soccer" für den einflussreichen Kickers-Hauptsponsor Flyeralarm tätig ist. Der Wechsel von Christian Strohdiekging dabei äußerst reibungslos über die Bühne. Zum einen kickte Schuppan einst selbst für den SCP und war dabei Strohdieks Teamkollege. Zum anderen kennen sich Felix Magath und Fabian Wohlgemuth aus gemeinsamen Wolfsburger Zeiten. So ernannte Magath den heutigen SCP-Sportchef im Jahr 2012 zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Wölfe. Michel-Wechsel ist kein Thema Nicht nur wegen des Strohdiek-Abgangs will der SCP in dieser Winter-Transferperiode einen Innenverteidiger verpflichten. "Es gibt mehrere Optionen", sagt Wohlgemuth. Noch sei nicht final geklärt, ob es eher ein junges Talent oder ein Spieler mit einer gewissen Erfahrung sein soll. Der neue Mann für die Abwehrmitte werde aber wohl auf jeden Fall jünger als 30 Jahre sein. Was potenzielle Abgänge betrifft, gibt es laut SCP-Sportchef keine neuen Entwicklungen. Gerade die Wahrscheinlichkeit eines Wechsels von Stürmer Sven Michel, der angeblich eine Anfrage von Union Berlin erhalten hat, dürfte ziemlich gering sein. "Mit diesem Thema beschäftigen wir uns gar nicht", sagt Wohlgemuth. Weitaus wahrscheinlicher sind da schon Abgänge von Sebastian Vasiliadis und Jamilu Collins. Doch auch hier scheint derzeit das Motto "Still ruht der See" zu gelten. Jedenfalls erklärt Paderborns Sportchef: "Es gibt hier weiterhin weder Anfragen noch Angebote." Jastrzembski-Abgang ist möglich Dies gelte auch für Flügelstürmer Dennis Jastrzembski. Der polnische U21-Nationalspieler, der in dieser Saison erst auf drei Kurzeinsätze mit insgesamt 23 Minuten Spielzeit gekommen ist, steht Transfergerüchten zufolge im Fokus des österreichischen Erstligisten Sturm Graz, der Jastrzembski gerne für den Rest der Saison ausleihen möchte. Die Österreicher müssten sich dabei aber nicht nur mit dem SCP, sondern vor allem mit Hertha BSC Berlin einig werden, denn die Herthaner haben den 20-Jährigen derzeit an Paderborn ausgeliehen. Der SCP würde Jastrzembski aber keine Steine in den Weg legen. "Wenn es ernsthafte Interessenten gibt, würden wir uns auch mit ihnen verständigen. Dennis arbeitet gut, aber er hat bei uns halt derzeit wenig Möglichkeiten, um Spielpraxis zu sammeln", sagt Wohlgemuth mit Blick auf die Hertha-Leihgabe, die zuletzt acht Mal in Folge nicht im Kader gestanden hat. Christian Strohdiek aber kämpft unterdessen nun mit Würzburg um den Klassenerhalt. "Eine solche Situation ist ja nichts ungewohntes für mich", sagt der gebürtige Paderborner, der am Samstag, 23. Januar, vor einer besonderen Partie stehen wird. Dann nämlich gastieren die Kickers beim SCP. Und auch ohne Fans wird es für Strohdiek sicher eine ziemlich emotionale Angelegenheit.

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