
Paderborn. Steffen Baumgart wird an diesem Sonntag, 23. Mai, ab 15.30 Uhr wieder 90 Minuten lang unter Strom stehen, durch seine Coaching-Zone tigern und lautstark Anweisungen Richtung Spielfeld brüllen. Doch letztmals wird er dabei ein Basecap und ein Kurzarm-Shirt mit dem SCP-Logo tragen. Denn das Zweitliga-Saisonfinale bei den Würzburger Kickers ist sein letztes Spiel als Cheftrainer des SC Paderborn. Und in dem soll noch einmal ein Sieg herausspringen.
"Platz sieben ist noch möglich. Und den wollen wir angreifen", sagt Baumgart. Dessen Team belegt derzeit den zehnten Tabellenrang, doch St. Pauli, Darmstadt und der KSC liegen in Schlagdistanz. "Wir werden daher nicht an Urlaub denken, sondern wollen in der Tabelle klettern", betont der SCP-Coach und kündigt an, "die sportlich beste Mannschaft" auf den Platz schicken zu wollen.

Baumgart hält die Zügel stramm
So wird Baumgart seine Startelf - wenn überhaupt - wohl nur auf ein oder zwei Positionen verändern. Der 20er-Kader stellt sich fast von alleine auf, denn die verletzten Akteure Nicolas Bürgy, Jannik Huth, Sebastian Vasiliadis und Frederic Ananou fallen auch beim Saisonfinale in Unterfranken aus. Marcel Heller ist ebenfalls nicht mit dabei.
Paderborns Coach ist guter Dinge, dass seine Schützlinge in Würzburg Vollgas geben werden. "Auch nach meiner Abschiedsankündigung und trotz des personellen Umbruchs, der im Sommer ansteht, hauen die Jungs weiterhin alles raus. Mehr kannst du dir als Trainer nicht wünschen", sagt Baumgart. Und wenn doch mal kurzzeitig der Schlendrian einkehrt, steht der Chefcoach parat. "Auch in der letzten Trainingswoche werde ich lauter, wenn mich jemand nervt. Auch wenn der ein oder andere dann etwas mehr schmunzeln muss", berichtet Baumgart.
Party soll auf dem Platz steigen
Und so wünscht sich der 49-Jährige am Sonntag von seinen Mannen noch einmal "Leidenschaft, volle Power und Spaß am Fußball". Dann kann es Baumgart locker verkraften, dass Corona-bedingt keine Abschlussparty möglich ist. "Wenn die Jungs auf dem Platz alles geben, kann ich nicht mehr Party haben", so der SCP-Trainer, der sich auch kein spezielles Abschiedsgeschenk wünscht.
"Das größte Geschenk waren die vier Jahre in Paderborn. Es kommen mir derzeit viele Gedanken, was in diesen vier Jahren so alles Schönes passiert ist. Es gab letztlich nur Schönes, selbst beim Abstieg, denn alle haben sich zusammen gegen schwierige Situationen gestemmt", erklärt Baumgart und fügt an: "Ich möchte daher vielen Menschen danken. Was wir hier erreicht haben, ist nicht die Leistung von mir alleine, sondern die von vielen, vielen Mitarbeitern. Denn nur so kannst du vier Jahre lang erfolgreich arbeiten."
Daumen drücken am Samstagnachmittag
Doch all diese Gedanken wird Steffen Baumgart am Sonntag für 90 Minuten ausblenden. Und auch am Samstagnachmittag wird der 49-Jährige nicht in Erinnerungen schwelgen, sondern mitfiebern. Ab 13.30 Uhr hofft er dann auf einen Heimsieg von Hansa Rostock gegen Lübeck, mit dem die Rostocker den Zweitliga-Aufstieg unter Dach und Fach bringen würden. "Ich habe Hansa viel zu verdanken und hoffe, dass sie am Samstag den letzten Schritt machen", erklärt der gebürtige Rostocker.
"Und ab 15.30 Uhr drücke ich einem anderen Verein die Daumen", ergänzt Baumgart mit Blick auf den 1. FC Köln. Dann kämpft sein künftiger Arbeitgeber um den Erstliga-Klassenerhalt. Seine Anspannung werde sich dennoch in Grenzen halten. "Denn dafür bin ich noch zu weit weg", so Baumgart. Er freue sich vielmehr auf ein spannendes Saisonfinale.
Am Montag wird es für ihn sicher noch einmal ziemlich emotional werden. Dann trifft sich die Mannschaft zu einem gemeinsamen Frühstück, ehe alle ihre Sachen packen und ihre Trainings- und Athletikpläne für die Sommerpause in Empfang nehmen, um anschließend in alle Himmelsrichtungen zu entschwinden. Baumgart selbst wird noch ein paar Tage in Paderborn bleiben, ehe er mit der Familie eine Woche lang in den Urlaub fährt. Ausnahmsweise nicht an die Ostsee, sondern in die Berge. "Mein Telefon werde ich dann so weit wie es geht weglegen", kündigt der scheidende SCP-Coach an. Selbst ein Steffen Baumgart kann schließlich nicht ständig unter Strom stehen.
Links zum Thema