
Paderborn. Mit Flügelflitzern aus der vierten Liga hat der SC Paderborn beste Erfahrungen gemacht. So zählen Christopher Antwi-Adjei (TSG Sprockhövel) und Kai Pröger (RW Essen) längst zu den Leistungsträgern des Erstliga-Absteigers. Pascal Steinwender will nun diesem Beispiel folgen. Der Neuzugang vom Nord-Regionalligisten VfB Oldenburg möchte an der Pader den Durchbruch im Profifußball schaffen. Als etatmäßiger Rechtsaußen müsste er sich dabei unter anderem gegen Kai Pröger durchsetzen.
Steinwender und Pröger haben einiges gemeinsam: Beide sind pfeilschnell. Beide kickten für den VfB Oldenburg. Und beide stammen aus der selben Region. So liegen die Heimatorte von Steinwender, der aus Rastede bei Oldenburg stammt, und Pröger, der im friesischen Heidmühle aufwuchs, ganze 40 Kilometer auseinander. "Wir sind uns aber nie großartig über den Weg gelaufen", berichtet Steinwender, der als 17-Jähriger schon sein Debüt in der ersten Mannschaft des VfB Oldenburg gefeiert hatte. Doch zuvor hatte Pröger beim FSV Mainz 05 II angeheuert.
Kiel erhielt vor einem Jahr einen Korb
Eben jener Kai Pröger musste allerdings bis zu seinem 27. Lebensjahr warten, ehe er unmittelbar nach seinem Wechsel zum SCP im bezahlten Fußball reüssierte. "Es ist nie zu spät für eine Profikarriere, wenn du hart an dir arbeitest und deine Chance suchst", sagt Pascal Steinwender, der sich mit seinen 24 Jahren selbst als "Spätstarter" bezeichnet. Den Traum vom Profifußball hatte er jedoch nie aufgegeben
Hin und wieder erhielt Steinwender auch Anfragen von Klubs aus höheren Ligen. So hatte Zweitligist Holstein Kiel, bei dem damals der aktuelle SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth als Sportlicher Leiter fungierte, im Sommer 2019 um die Dienste des flinken Oldenburgers gebuhlt. Doch der Umworbene entschied sich für einen Verbleib beim Regionalligisten. "Zum einen wollte ich mein Bachelor-Studium abschließen. Zum anderen habe ich gespürt, dass ich in meiner Entwicklung noch eine Saison brauche", so Steinwender.
Fast sechs Monate ohne Spielpraxis
Nun fühlte er sich bereit für diesen Schritt und unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim SCP. Der 1,81 Meter große Offensivakteur ist überzeugt, dass Paderborn das perfekte Umfeld für ihn bietet. "Solche Entwicklungen wie bei Kai Pröger sind sinnbildlich für diesen Verein. Und diese Beispiele sind sicher für viele talentierte Spieler ein Grund, warum sie hierhin wechseln", betont Steinwender.
Ob der schnelle Flügelspieler einen ähnlichen Senkrechtstart wie Antwi-Adjei und Pröger hinlegt, bleibt abzuwarten. So musste Steinwender in der Vorbereitung einiges nachholen, denn fast sechs Monate lang konnte er keine Spielpraxis sammeln. Am 23. Februar hatte der Oldenburger sein letztes Ligaspiel für den VfB bestritten. Dann kam die Corona-Pause. An ein Teamtraining war fortan nicht mehr zu denken.
"Man hat sich mit individuellen Trainingsplänen fit gehalten und höchstens mal mit zwei, drei Teamkollegen gekickt", erklärt Steinwender. Die ersten ein, zwei Wochen der Vorbereitung seien daher nicht einfach gewesen. "Du musst erst einmal wieder in den Rhythmus kommen. Das Tempo und die Handlungsschnelligkeit sind hier zudem natürlich höher", urteilt der 24-Jährige, der sich inzwischen aber prima akklimatisiert hat. Das bestätigt der Cheftrainer. "Pascal ist sehr fleißig, arbeitet sich immer näher heran und wird stabiler", sagt Steffen Baumgart, der Steinwender vornehmlich auf der rechten offensiven Außenbahn sieht.
Ein Kicker mit Köpfchen
"Dort fühle ich mich besonders wohl", sagt der SCP-Novize, der aber auch als Linksaußen, als hängende Spitze und als Stoßstürmer einsetzbar ist. In letztgenannter Funktion bombte er beispielsweise den VfL Oldenburg mit 20 Treffern in 28 Spielen in der Saison 2017/18 in die Regionalliga. "Da habe ich alles getroffen", erinnert sich Steinwender, der in den vergangenen Jahren parallel zum Fußball sein Lehramtsstudium an der Uni Oldenburg vorantrieb.
Derzeit feilt der 24-Jährige an seiner Bachelor-Arbeit. Und Steinwender schließt nicht aus, dass er künftig an der Uni Paderborn einige Module fürs Masters-Studium absolviert. "Es schadet nicht, etwas für den Kopf zu tun", sagt der SCP-Akteur, der sich an der Pader bestens eingelebt hat. So hatte er seine neue Wohnung bereits zum 1. Juni bezogen. "Ich bin mit der Stadt schon gut vertraut. Es ist hier ähnlich wie in Oldenburg - nicht zu groß und nicht zu klein", urteilt Pascal Steinwender und hofft, dass er in der neuen Heimat sein sportliches Glück findet - so wie Christopher Antwi-Ajdei und Kai Pröger.